27. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus
In der Katechese bei der Generalaudienz vom Mittwoch, 23. November 2016, wurden diesmal ganz berühmte Worte aus dem Lukasevangelium vorgetragen (siehe Lk 10,21-22). Der Papst legte diese berühmten Worte im Zusammenhang mit den Werken der Barmherzigkeit folgendermassen aus: Das Jubeljahr ist zu Ende und wir kehren heute zur Normalität zurück. Aber es bleiben uns doch noch einige Dinge, über die wir Nachdenken sollten, was die Werke der Barmherzigkeit betrifft. Also fahren wir damit fort. Die Gedanken über die Werke der Barmherzigkeit lässt uns heute über zwei Werke nachdenken, die eng miteinander verbunden sind, nämlich: «Den Zweifelnden recht raten» und «Die Unwissenden lehren», also diejenigen, die einfach nicht wissen. Die «Unwissenden» ist vielleicht etwas zu stark ausgedrückt, aber die die zu wenig wissen. Diese Werke kann man in einer ganz einfachen Weise ausführen, so dass das jeder tun kann, besonders das zweite Werk der Barmherzigkeit, bietet sich auch für den organisierteren Bereich an, Schulen usw. Denken wir daran, wie viel Kinder heutzutage noch Analphabeten sind und das kann man einfach nicht verstehen. In einer Welt, wo der technische und wissenschaftliche Fortschritt so gross geworden ist, dass es da noch Analphabeten unter den Kindern gibt, das ist unverständlich und das ist eine Ungerechtigkeit. Wie viele Kinder leiden an einem Fehlen an Wissensvermittlung, an Unterweisung. Es ist wirklich eine grosse Ungerechtigkeit, und diese Ungerechtigkeit verletzt die Würde der Person selbst. Und eine Folge ist davon, dass man leicht zur Beute von Ausnützung und von weiteren sozialen Missständen und Unglücken wird, wenn man auch keine Bildung bekommt. Die Kirche hat immer schon gespürt, dass sie sich um die Ausbildung, die Bildung der Menschen kümmern muss. Die Kirche hat immer schon den Auftrag, den Ärmsten ihre Würde zu verleihen. Im zweiten Jahrhundert hat in Rom der hl. Justinus die erste Schule gegründet, damit die Christen die Heilige Schrift besser kennenlernten. Und bis herauf zu San Guiseppe Kalasanz, der in Europa die ersten kostenfreien Schulen eröffnet hat, da haben wir ganz lange Listen von Heiligen, die sich in der Bildung engagiert haben. Auf dieser Strasse der Bildung konnte innerhalb kürzester Zeit ein guter Teil der Misere überwunden werden. Wie viele Heilige, wie viele Menschen in der Kirche, Priester, Laien, Ordensleute haben ihr Leben dafür gegeben, andere, besonders Jugendliche und Kinder zu erziehen und auszubilden. Und das ist wirklich gross. Ich lade euch alle ein, sie mit einem schönen Applaus zu ehren. … Diese Pioniere der Bildung haben ganz tief dieses Werk der Barmherzigkeit verstanden. Und sie haben daraus einen Lebensstil gemacht, der die Gesellschaft an sich geändert hat. Es war dadurch möglich, durch solche Unterrichtsstrukturen, durch ihren Einsatz, Menschen ihre Würde wiederzugeben. Denken wir hier an den hl. Don Bosco. … Wir haben Salesianer hier, was? Denken wir an Don Bosco, auf die Jungen auf der Strasse, die er im Oratorium gesammelt hat, dann die Schulen, die Werkstätten, die jungen Leute auf die Arbeit vorzubereiten, auf ihren Beruf. Auf diese Weise konnte eine Ausbildung der Arbeit stattfinden, aber auch eine Ausbildung zu christlichen Werten. Das ist eine ganz besondere Art und Weise der Evangelisierung. Je mehr die Bildung wächst und je mehr die Menschen Sicherheiten gewinnen, und das Bewusstsein, dass wir alle eine gute Ausbildung brauchen, um so mehr können wir auch durch eine kritische Herangehensweise zu Ergebnissen gelangen, die die Welt, was und geboten ist, analysieren. Das Werk der Barmherzigkeit, den Zweifelnden recht zu raten, bezieht sich nicht auf diese Art von Zweifel, über den wir jetzt gesprochen haben. Es geht hier um Menschen, die leiden, weil sie Zweifel haben, die von Angst herrühren. Es ist ein Akt der wahren Liebe, den Zweifelnden recht zu raten, wenn man einem Menschen in der Schwachheit und im Leiden, die aus dieser Unsicherheit kommen, hilft. Vielleicht könnte jemand mich fragen: Vater, ich hab so viele Glaubenszweifel, was soll ich denn tun? Haben Sie denn nie Zweifel? Ich hab viele Zweifel. Natürlich treffen diese Zweifel irgendwann mal jeden. Es sind Zweifel, die den Glauben betreffen. Positiv gesehen, können wir sagen, wir wollen einfach Gott, Jesus, näher kennenlernen, wir wollen sein Liebesgeheimnis zu uns besser kennenlernen. – Ich hab diese oder jene Zweifel. Dann gehe ich und hole mir Rat, dann frage ich, was ich mit diesen Zweifeln, die da wachsen, machen soll. Es ist also gut, dass wir uns fragen stellen, über unseren Glauben. Denn auf diese Art und Weise sind wir dazu gezwungen, den Glauben zu vertiefen. Die Zweifel können aber auch überwunden werden. Und dazu müssen wir das Wort Gottes heranziehen und verstehen, was es uns lehrt. Ein wichtiger Weg, der uns hier weiterbringt, das ist die Katechese. Mit der Katechese wird uns der Glaube verkündet und trifft sozusagen auf das gemeinschaftliche, auf das persönliche Leben. Wir sollen in unserem Leben, das, was wir lernen und glauben, so gut wie möglich leben. Der Glaube darf nicht eine Theorie sein, die irgendwo abstrakt herumhinkt, wir müssen diesen Glauben im Dienst an unserem Nächsten leben, besonders im Dienst an denen, die in grösster Not sind. Und viele Zweifel zerstreuen sich, wenn wir in diesem Leben des Glaubens Gott finden. Gott mit seiner Gnade lebt in uns, ohne dass wir es verdient haben, und wir dürfen das mit den anderen teilen. Wir können also sehen, liebe Brüder uns Schwestern, dass diese beiden Werke der Barmherzigkeit unserem Leben gar nicht fern sind. Jeder von uns kann sich darin üben, sie zu leben, um das Wort des Herrn in die Praxis umzusetzen, wenn er sagt, dass das Geheimnis Gottes nicht den Intelligenten, den Weisen offenbart wurde, sondern nur den Kleinen. Deswegen ist das tiefste Wissen, das wir weitergeben dürfen, ist die Sicherheit um die Liebe Gottes. Und das hilft uns aus dem Zweifel herauszukommen. Wir müssen wissen, dass wir mit dieser grossen Liebe geliebt wurden, es ist eine Liebe, die uns schlicht und einfach geschenkt ist, und zwar für immer. Er lässt seine Liebe nie fehlen, er geht immer mit uns voran, er bleibt bei uns. Die Liebe Gottes ist uns für immer gegeben. Deswegen müssen wir die Verantwortung wirklich empfinden, Zeugen dieser Liebe für unsere Brüder und Schwestern zu sein. Danke. (Siehe Radio Horeb Podcast vom 23.11.2016 @ 1 min 2 sec bis 11 min 6 sec). Die Lesung zur heutigen Katechese stammt aus dem Lukasevangelium (siehe Lk 10,21-22):
In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 23. November 2016
Liebe Brüder und Schwestern, die beiden Werke der geistlichen Barmherzigkeit, Zweifelnden recht raten und Unwissende lehren, sind eng miteinander verbunden. Seit jeher hat sich die Kirche im Bereich der Bildung engagiert. Ihr Auftrag, das Evangelium zu verkünden, schließt nämlich mit ein, den Armen und Benachteiligten ihre Würde zurückzugeben, und dazu gehören gerade auch Schule und Erziehung. Wie viele Heilige zu allen Zeiten waren Pioniere der Bildung und haben so die Gesellschaft selbst verändert. Die Bildung ist daher eine besondere Form der Evangelisierung. Zweifelnden recht raten bedeutet, Schmerz und Leid zu lindern, die von der Angst und Furcht als Folge des Zweifels kommen, und den Mitmenschen in seiner Schwäche und Unsicherheit zu unterstützen. Zweifel, die den Glauben betreffen, können wir positiv als Zeichen annehmen, dass wir Gott und seine Geheimnisse besser kennen lernen wollen. Fragen über den Glauben helfen uns, ihn zu vertiefen. Zweifel müssen jedoch auch überwunden werden. Dazu helfen uns das Hören auf das Wort Gottes und die Katechese. Ebenso wichtig ist es, den Glauben zu leben, vor allem im Dienst an den Mitmenschen. Dann lösen sich viele Zweifel auf, da wir die Erfahrung der Nähe Gottes und der Wahrheit des Evangeliums machen. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:
Mit Freude grüße ich alle deutschsprachigen Pilger, die an dieser Audienz teilnehmen. Die Werke der Barmherzigkeit helfen uns, den Glauben im Alltag konkret zu leben, vor allem im Dienst an den Notleidenden. So wollen wir der Liebe entsprechen, die Gott uns jeden Tag schenkt, und dafür sorgen, dass die göttliche Liebe uns und das Leben der Mitmenschen umwandelt. Der Herr segne und behüte euch allezeit. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Weitere Hinweise und Quellen
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- Radio Vatikan: Dokument 1272582
- Radio Horeb: Podcast zur Generalaudienz vom 23. November 2016
- Agentur Zenit (Link https://de.zenit.org/articles/die-bildung-ist-eine-besondere-form-der-evangelisierung/ vergriffen): Katechese von Papst Franziskus während der Generalaudienz am 23. November 2016
- YouTube (alle Sprachen): Pope Francis General Audience 2016.11.23
- Nur Wesentliches macht bei der Jugendbegleitung Sinn und Freude
- Freiheitsberaubung ist schwerste Entbehrung menschlichen Seins
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- Was wir mit Glauben Jesus geben, wird überfliessender Reichtum
- In den Armen und Geringen ist Jesus leiblich und geistig gegenwärtig
- Die Werke der Barmherzigkeit
- Mission und Sendung besteht in der Anziehungskraft Christi
- Vergeben und schenken sind für christliches Leben tragende Säulen
- Bekehrung ist immer Entdeckung der Barmherzigkeit Gottes
- Seien wir dem barmherzigen Handeln Gottes kein Hindernis
- Jesus würdigt Menschen, die für die Gesellschaft Müll sind, und heilt sie
- Unsere Aufgabe ist es, dem Leben und der Gemeinschaft zu dienen
- Begegnung zwischen Schmerz der Menschheit und Mitleid Gottes
- Diese Welt leidet an Rohheit, Leid, Krieg, Hass und Trauer
- Herr Jesus, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde
- Gleichgültigkeit und Feindseligkeit machen den Glauben taub und blind
- Dem Herrn dienen heisst, sein Wort hören und in die Tat umsetzen
- Oh Gott, habe Erbarmen mit mir armem Sünder!
- Gott Vater erhört seine Kinder immer, ohne zu zögern, wie er will
- Gottes Barmherzigkeit tritt nicht ein ins verschlossene Herz
- Niemand kann uns die Würde der Kindschaft Gottes wegnehmen
- Der Hirte sucht seine Schafe in der Wüste der Wegwerfgesellschaft
- Der Nächste hat Mitleid mit dem Leidenden und naht sich ihm
- Wem Gott viel Sünden vergibt, der wird ihn auch viel lieben
- Kein Heiliger ohne Vergangenheit, kein Sünder ohne Zukunft
- Christus selbst stellt sich in die Reihe der Sünder und lässt sich taufen
- Der Mensch, dem von Gott vergeben wird, wird zu einer neuen Kreatur
- Die Liebe Gottes geht immer wieder bis an die Grenzen ohne Grenzen
- Gott lässt uns in aller Not und Bedrängnis nicht allein
- Die Fusswaschung Jesu lehrt uns, Bedienstete und Diener zu sein
- Die Strafe eines Vaters soll ein Kind zur Umkehr hinführen
- Ohne Dienst wird Macht zu Arroganz, Hochmut, Dominanz und Unterdrückung
- Andere auszunützen, ist eine Sünde, die zu Gott schreit!
- Das Opfer vergibt dem Schuldigen und hilft ihm zu Reue und Umkehr
- Als echte Kinder Gottes erben wir auch seine Güte und Barmherzigkeit
- Die Taufe ist für alle der Weg von der Finsternis ins Licht
- Die Liebe Gottes geht über Sünde hinaus – eine Treue ohne Grenzen!
- Jesus zeigt das Antlitz der Liebe und Barmherzigkeit seines Vaters
- Christus ist diese heilige Pforte und der Eintritt kostet nichts!
- Die göttliche Barmherzigkeit überstrahlt das Dunkel der Sünde
- Der Sieg der Liebe Christi schliesst alles ein in die Barmherzigkeit des Vaters
- Wer ist die Tür Gottes? Jesus Christus!
- Erste Heilige Pforte zum Jahr der Barmherzigkeit in Bangui geöffnet
- Das ausserordentliche Jubeljahr der Barmherzigkeit
- Vatikan – Jubiläum der Barmherzigkeit
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