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Begegnung zwischen Schmerz der Menschheit und Mitleid Gottes

14. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetAm Mittwoch, 10. August 2016, fand bereits die zweite Generalaudienz nach der Sommerpause in der Audienzhalle statt. Jeder Gläubige könne während des Heiligen Jahres, beim Durchschreiten einer Heiligen Pforte, die tröstenden Worte Jesu hören: „Weine nicht!“, aber auch die Worte „Steh auf!“. Wie nach dem Lukasevangelium ein junger Mann aus Nain von Jesus wieder vom Tod auferweckt und seiner trauernden Mutter zurückgegeben wurde, so erwachten alle Gläubigen an der Heiligen Pforte gewissermaßen wieder zum Leben, so Franziskus.

„Indem wir auf unserem Pilgerweg der göttlichen Barmherzigkeit die Schwelle überschreiten, sagt Jesus zu jedem von uns: ‚Steh auf!‘. Gott will uns auf den Füßen sehen. Er hat uns geschaffen, um auf den Füßen zu sein! Deshalb führt das Mitleid Jesu zu dieser Geste, mit der er uns heilt. Das ist der Schlüsselsatz: ‚Steh auf! Stell dich hin, so, wie Gott dich geschaffen hat. Auf den Beinen. ‚Aber Vater, wir fallen so oft hin…’ ‘Auf geht’s, steht wieder auf!’ Das sagt Jesus immer. Wenn wir durch die Heilige Pforte gehen, lauschen wir in unserem Herzen diesem Wort: ‚Steh auf!‘“

Die Lesung zur Katechese stammt denn auch aus dem Lukasevangelium, Kapitel 7 (Lk 7,11-16):

Einige Zeit später ging er in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.

Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 10. August 2016

Liebe Brüder und Schwestern, im Zentrum der Erzählung von der Auferweckung des jungen Mannes von Naïn steht das große Mitleid und Erbarmen, das Jesus mit der Mutter hat, die um ihren einzigen Sohn trauert. Wenn wir in diesem Jubiläumsjahr durch die Heilige Pforte gehen, sollen wir uns an diese Begebenheit am Stadttor von Naïn erinnern. Wir alle kommen mit unserem Leben zur Heiligen Pforte, mit unseren Freuden und Leiden, unseren Plänen und Enttäuschungen, Zweifeln und Ängsten und dürfen gewiss sein: Jesus ist uns nahe und will uns sein Wort des Trostes schenken: „Weine nicht!“ An der Pforte begegnen sich der menschliche Schmerz und das göttliche Mitleid. Jesu mächtiges Wort richtet uns wieder auf und lässt uns vom Tod ins Leben schreiten. Die Witwe von Naïn wird zum zweiten Mal Mutter, als Jesus ihr den Sohn zurückgibt. So empfängt die Mutter Kirche besonders in diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ihre Kinder, denen durch die Gnade Gottes das Leben geschenkt wurde. Im Heilshandeln Jesu erscheint schließlich der ganzen Menschheit die Gnade und das Erbarmen Gottes. Wenn wir dieses Heilige Jahr in allen Teilkirchen feiern, vereinigt sich die Kirche auf der ganzen Welt zu einem einzigen Lobpreis Gottes. Auch heute nimmt sich Gott seines Volkes an. Jesus Christus ist die wahre Pforte, die zum Heil führt und uns das neue Leben schenkt. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:

Herzlich grüße ich die Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache sowie aus den Niederlanden. Gehen wir voll Zuversicht zur Pforte des Herzens Jesu, das voll Erbarmen ist. Wie in ihm möge auch in uns die Barmherzigkeit der Pulsschlag sein, der vom Herzen ausgeht, um zu den Händen zu gelangen und zu Werken der Barmherzigkeit zu werden. Der Herr begleite und schütze euch allezeit. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Weitere Hinweise und Quellen