4. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus
Papst Franziskus hatte am Mittwoch, 27. April 2016, in der Katechese seiner Generalaudienz insofern mahnende Worte, als die Kirchenzugehörigkeit allein noch keine Garantie dafür sei, dass man tatsächlich dem Willen Gottes entsprechend handle. Bei wechselhaftem Wetter war der Petersplatz voller Pilger, als Papst Franziskus über die Lesung aus dem Lukasevangelium reflektierte, in dem es um die Parabel vom Barmherzigen Samariter ging, Unter anderem forderte Franziskus die Pilger heraus, diese Parabel sei ein wundervolles Geschenk für jeden von uns, und auch ein Auftrag! Jedem von uns wiederhole Jesus das, was er den Gesetzeslehrern gesagt habe: «Geh und handle genauso!» Denn der spitzfindige Gesetzeslehrer, der von Jesus hören wollte, wer genau denn diese „Nächsten“ seien, von denen die göttliche Weisung der Nächstenliebe spricht, bekomme von ihm eine Antwort, die die althergebrachten Perspektiven verschiebe: „Zu Beginn der Parabel war für den Priester und den Leviten der halbtot geschlagene Mann der Nächste; am Ende war der Nächste der Samariter, der sich ihm genähert hat. Jesus dreht die Perspektive um: sich nicht damit aufhalten, die anderen zu klassifizieren um zu sehen, wer der Nächste ist und wer nicht. Du kannst der Nächste von jedem werden, den du in der Not triffst, und du wirst es sein, wenn du Mitleid in deinem Herzen hast.“ Hier die Lesung aus dem Lukasevangelium, über die der Papst während der Katechese reflektierte (Lk 10,25-28):
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben.
Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 27. April 2016
Liebe Brüder und Schwestern, das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter erklärt uns, was Nächstenliebe bedeutet: Drei Menschen, ein Priester, ein Levit und ein Samariter kamen an einem Mann vorbei, den Räuber überfallen und halbtot liegengelassen hatten. Obwohl die ersten beiden regelmäßig ihren Dienst im Tempel versahen und die Gesetze Gottes kannten, gingen sie einfach vorüber. Ein vermeintlicher, oberflächlicher Glaube lebt weder die wahre Liebe zu Gott, noch zum Nächsten. Der Samariter endlich, der den Juden als unzuverlässiger Ausländer galt, hielt beim Verletzten an. Er blieb nicht nur Zuschauer, sondern „hatte Mitleid“ (Lk 10,33). Das Herz des Samariters war verbunden mit dem Herzen Gottes, der auch mit uns Menschen Mitleid hat. Mitleid haben heißt, im Innersten ergriffen sein angesichts des Elends des anderen. Wie der Samariter lässt sich Gott von unserer Not berühren. Er wendet nicht den Blick von uns ab, er kennt unsere Schmerzen und ist uns immer nahe. Auch wir sollen die Verpflichtung erkennen, dem Notleidenden nahe zu sein, uns mit ihm zu identifizieren. Genau das bedeutet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (V. 27). Am Ende des Gleichnisses erwies sich nur der vielfach verachtete Samariter als Nächster, als einer, der dem Notleidenden nahe war. Wir alle sollen ein Herz haben, das zum Mitleid fähig ist, und so zu einem Nächsten für Menschen in Not werden. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:
Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, insbesondere an die Pilgergruppe aus dem Bistum Bozen-Brixen mit ihrem Bischof Ivo Muser. Ich grüße auch euch, liebe Jugendliche, die ihr so zahlreich zugegen seid. Ich möchte euch ermutigen, im Alltag die vielfältigen Gelegenheiten zu erkennen, um ein Nächster zu werden, einer, der dem Leidenden nahe ist. Macht es wie der Barmherzige Samariter. Gott segne euch alle. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Weitere Hinweise und Quellen
- Radio Vatikan: Audiodokument 1225780
- Radio Horeb: Podcast zur Generalaudienz vom 27. April 2016
- Agentur Zenit (Link vergriffen): Katechese von Papst Franziskus während der Generalaudienz am 27. April 2016
- YouTube (alle Sprachen): Pope Francis General Audience 2016.04.27
- Wem Gott viel Sünden vergibt, der wird ihn auch viel lieben
- Kein Heiliger ohne Vergangenheit, kein Sünder ohne Zukunft
- Christus selbst stellt sich in die Reihe der Sünder und lässt sich taufen
- Der Mensch, dem von Gott vergeben wird, wird zu einer neuen Kreatur
- Die Liebe Gottes geht immer wieder bis an die Grenzen ohne Grenzen
- Gott lässt uns in aller Not und Bedrängnis nicht allein
- Die Fusswaschung Jesu lehrt uns, Bedienstete und Diener zu sein
- Die Strafe eines Vaters soll ein Kind zur Umkehr hinführen
- Ohne Dienst wird Macht zu Arroganz, Hochmut, Dominanz und Unterdrückung
- Andere auszunützen, ist eine Sünde, die zu Gott schreit!
- Das Opfer vergibt dem Schuldigen und hilft ihm zu Reue und Umkehr
- Als echte Kinder Gottes erben wir auch seine Güte und Barmherzigkeit
- Die Taufe ist für alle der Weg von der Finsternis ins Licht
- Die Liebe Gottes geht über Sünde hinaus – eine Treue ohne Grenzen!
- Jesus zeigt das Antlitz der Liebe und Barmherzigkeit seines Vaters
- Christus ist diese heilige Pforte und der Eintritt kostet nichts!
- Die göttliche Barmherzigkeit überstrahlt das Dunkel der Sünde
- Der Sieg der Liebe Christi schliesst alles ein in die Barmherzigkeit des Vaters
- Wer ist die Tür Gottes? Jesus Christus!
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One thought on “Der Nächste hat Mitleid mit dem Leidenden und naht sich ihm”
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