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Kein Heiliger ohne Vergangenheit, kein Sünder ohne Zukunft

2. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetPapst Franziskus hat sich am Mittwoch, 13. April 2016, gegen eine „Fassaden-Religiösität“ gewandt, die „nur auf den Anschein, auf die Formen achtet, aber nicht auf den Kern der Gnade, auf das Geschenk, das (uns) gemacht wird. … Das ist, als ob man dir ein Geschenk machen würde, und du siehst nur auf das Geschenkpapier und achtest gar nicht darauf, was das eigentliche Geschenk ist!“ Vor Zehntausenden von Menschen auf dem Petersplatz sprach der Papst, passend zum Heiligen Jahr, über die göttliche Barmherzigkeit. Dabei ging er von der Berufung des Matthäus durch Jesus aus – ein Text, der ihm besonders am Herzen liegt, weil er sich analog zum Zöllner Matthäus als unwürdig Berufener fühlt.

Die Lesung als Ausgangspunkt für die Katechese stammt aus dem Matthäusevangelium (Mt 9, 9-13):

Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 13. April 2016

Liebe Brüder und Schwestern, in der Lesung haben wir gehört, wie Jesus den römischen Zolleintreiber Matthäus, der wegen seines Berufs als öffentlicher Sünder galt, in seine Nachfolge rief. Matthäus lud Jesus mit seinen Jüngern daraufhin in sein Haus ein. Die Gemeinschaft, die Jesus mit den Sündern pflegt, ist ein Hinweis auf die Kirche, in der Christus die Sünder zu sich ruft. Er lässt uns erkennen, dass wir seine Vergebung brauchen, und öffnet uns so einen neuen Weg des Heils. Der Stolze, der sich selbst für gerecht hält, versteht das Handeln Jesu nicht. Aber der Herr ist der Arzt, der heilen und gesund machen will. In zweifacher Weise heiligt uns Jesus an seinem Tisch: durch sein Wort und durch die heilige Eucharistie. Sein Wort reinigt uns, zeigt uns den Weg der Wahrheit. Die Speise der Eucharistie nährt uns mit dem Leben Christi selbst, mit seinem Leib und seinem Blut. Den unverständigen Pharisäern erklärt der Herr: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ (Mt 9,13). Gott will keine religiöse Fassade, sondern Menschen, die in der Tiefe die Gebote des Herrn beachten, die ihre eigenen Sünden erkennen und zu ihm zurückkehren. Ohne ein reuevolles Herz bleibt unser religiöses Tun hohl. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:

Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, insbesondere an die Delegation deutscher Richter und Staatsanwälte sowie die Gruppe der Bürgermeister aus dem Land Baden-Württemberg. Folgen auch wir der Einladung Jesu. Lernen wir von ihm, was Barmherzigkeit bedeutet, und erkennen wir im Nächsten einen Tischgenossen, einen Freund Jesu. Der Herr schenke uns seine Barmherzigkeit und sein Heil. Danke. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Weitere Hinweise und Quellen

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