3. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus
Papst Franziskus zeigte in der Katechese während der Generalaudienz am Mittwoch, 20. April 2016, den Unterschied zwischen einem Christen, der sich mit ganzem Herzen dem Glauben hingibt und demjenigen, der sein Leben nicht ändern will. Ausgehend vom Lukasevangelium legte der Papst anhand der Geschichte des Simon von Bethanien dar, dass dieser seinen Nächsten nach dessen Erscheinungsbild urteile, während die Sünderin, die sich Jesus zu Füßen wirft, sich ganz dem Herrn anvertraue. Simon sei dem Irrtum verfallen, dass Jesus Sünder von sich fern halten müsse. Wir alle seien aber Sünder und bedürften der Barmherzigkeit Gottes, erklärte Papst Franziskus und betonte, dass die Geschichte den Kontrast zwischen der Heuchelei der Gelehrten und der Demut und Ernsthaftigkeit der Frau verdeutliche. Die Sünderin lehre uns die Bindung zwischen Glauben, Liebe und Dankbarkeit. Papst Franziskus forderte alle zu Dankbarkeit für das Geschenk des Glaubens und der Liebe Gottes auf und lud dazu ein, diese Dankbarkeit auch in unsere Familien weiterzutragen. Der folgende Lesungausschnitt aus dem Lukasevangelium diente dem Papst als Vorlage für seine Katechese (Lk 7,37-38.44.47-48):
Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er [Jesus] im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben.
Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 20. April 2016
Liebe Brüder und Schwestern, die Erzählung im Lukasevangelium von der Sünderin, die dem Herrn die Füße salbt, handelt von der Liebe und der Vergebung. Die nicht namentlich genannte Frau vertraut sich voller Liebe Jesus ganz an. Das Wort Gottes lehrt, zwischen der Sünde und dem Sünder zu unterscheiden. Mit der Sünde darf man keine Kompromisse eingehen, aber die Sünder – d. h. wir alle – sind wie Kranke, die der Heilung bedürfen. Doch muss der Kranke erkennen, dass er den Arzt braucht, und der Arzt muss sich ihm nähern, damit er ihn behandeln kann. Deswegen lässt sich Jesus von der Sünderin berühren, ohne Angst zu haben angesteckt zu werden. Er tritt in Beziehung zu ihr und setzt ihrer Ausgrenzung ein Ende. Er sieht ihren Glauben und ihre Umkehr. Die Sünderin lehrt uns die Verbindung zwischen Glaube, Liebe und Dankbarkeit. Ihr wurden viele Sünden vergeben, und deswegen liebt sie viel. Alles ist in das Geheimnis der Barmherzigkeit eingeschlossen, und von der Liebe, die uns immer zuvorkommt, lernen wir zu lieben. Der Herr schenkt uns „die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,7). Gottes reiche Gnade verwirklicht seinen Heilsplan für einen jeden von uns. Daher wollen wir für das Geschenk des Glaubens und für seine so große und unverdiente Liebe danken. Auf diese Liebe dürfen wir bauen, und in dankbarer Liebe wollen wir den Mitmenschen Gottes Barmherzigkeit mitteilen. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:
Ein herzliches Willkommen sage ich den Pilgern deutscher Sprache. Ich grüße besonders die Seminaristen des überdiözesanen Seminars St. Lambert in Burg Lantershofen sowie die Mitglieder und Freunde der Stiftung Ecclesia mundi. Liebe Brüder und Schwestern, Gott hat uns zuerst geliebt (1 Joh 4,19): Dies wollen mit unserer Liebe zum Herrn und zu den Mitmenschen erwidern; so können wir die Welt verändern. Von Herzen segne ich euch alle. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Weitere Hinweise und Quellen
- Radio Vatikan: Audiodokument 1224129
- Radio Horeb: Podcast zur Generalaudienz vom 20. April 2016
- Agentur Zenit (Link vergriffen): Katechese von Papst Franziskus während der Generalaudienz am 20. April 2016
- YouTube (alle Sprachen): Pope Francis General Audience 2016.04.20
- Kein Heiliger ohne Vergangenheit, kein Sünder ohne Zukunft
- Christus selbst stellt sich in die Reihe der Sünder und lässt sich taufen
- Der Mensch, dem von Gott vergeben wird, wird zu einer neuen Kreatur
- Die Liebe Gottes geht immer wieder bis an die Grenzen ohne Grenzen
- Gott lässt uns in aller Not und Bedrängnis nicht allein
- Die Fusswaschung Jesu lehrt uns, Bedienstete und Diener zu sein
- Die Strafe eines Vaters soll ein Kind zur Umkehr hinführen
- Ohne Dienst wird Macht zu Arroganz, Hochmut, Dominanz und Unterdrückung
- Andere auszunützen, ist eine Sünde, die zu Gott schreit!
- Das Opfer vergibt dem Schuldigen und hilft ihm zu Reue und Umkehr
- Als echte Kinder Gottes erben wir auch seine Güte und Barmherzigkeit
- Die Taufe ist für alle der Weg von der Finsternis ins Licht
- Die Liebe Gottes geht über Sünde hinaus – eine Treue ohne Grenzen!
- Jesus zeigt das Antlitz der Liebe und Barmherzigkeit seines Vaters
- Christus ist diese heilige Pforte und der Eintritt kostet nichts!
- Die göttliche Barmherzigkeit überstrahlt das Dunkel der Sünde
- Der Sieg der Liebe Christi schliesst alles ein in die Barmherzigkeit des Vaters
- Wer ist die Tür Gottes? Jesus Christus!
- Erste Heilige Pforte zum Jahr der Barmherzigkeit in Bangui geöffnet
- Das ausserordentliche Jubeljahr der Barmherzigkeit
- Vatikan – Jubiläum der Barmherzigkeit
2 thoughts on “Wem Gott viel Sünden vergibt, der wird ihn auch viel lieben”
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