7. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus
Während der Generalaudienz am Mittwoch, 18. Mai 2016, erinnerte Papst Franziskus an den Geburtstag des hl. Johannes Paul II. (1978-2005), der als Karol Józef Wojtyła am 18. Mai 1920 im polnischen Wadowice geboren wurde. Unter sonnigem Himmel befasste sich der Papst in seiner Katechese mit dem Thema „Armut und Barmherzigkeit“. Am Beispiel des armen Lazarus zeigte er den Unterschied zwischen einem Leben in Armut und in Reichtum auf. Lazarus stehe für den lautlosen Schrei der Armen, die in einer Gesellschaft lebten, in der Reichtümer und Ressourcen in den Händen weniger seien. Die Armen zu verachten oder zu vernachlässigen, bedeute Gott gering zu schätzen. Franziskus hob hervor, dass in der Parabel der Arme einen Namen trage, Lazarus, „Gott hilft“, während der Reiche namenlos sei. Lazarus hätte den Reichen an die Existenz Gottes erinnern sollen, der Reiche aber reagiere nicht. Während Lazarus in den Himmel aufgenommen werde, müsse der Reiche Qualen erleiden. Erst als Verstorbener erkenne der Reiche Lazarus und bitte ihn um Hilfe. Der Bitte des Lazarus werde nicht entsprochen, da der Reiche zu Lebzeiten seine Güter nicht genutzt habe, um die Ungerechtigkeit auszugleichen. Die Lesung zur Katechese stammt aus dem Lukasevangelium (Lk 16,19-20.22.24-25):
Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden.
Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 18. Mai 2016
Liebe Brüder und Schwestern, im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus begegnen uns tiefe Gegensätze. Der eine schwelgt in Reichtum und Luxus, dem anderen fehlt das Nötigste zum Leben. Sein Körper ist übervoll mit Geschwüren, er liegt vor der Tür des Reichen und erhält nicht einmal das, was vom Tisch zu Boden fällt. Nach dem Tod der beiden kehrt sich ihre Situation um. Lazarus findet Ruhe und Geborgenheit in Abrahams Schoß. Der Reiche leidet und bittet Abraham, Lazarus möge seine Qualen lindern. Doch diese Hilfe ist nicht mehr möglich. Die Tür des Reichen, vor der Lazarus früher umsonst bettelte, ist im neuen Leben ein unüberwindlicher Abgrund geworden. Abraham macht deutlich, dass die Barmherzigkeit, die Gott uns schenkt, abhängig ist von unserer Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten. Der Reiche wird verdammt. Nicht wegen seines Reichtums, sondern weil er mit dem armen Lazarus kein Mitleid hatte. Armut und über das Elend des anderen Mitleid empfinden und ihm Barmherzigkeit erweisen stehen in einer engen Verbindung. Der Reiche hat im Gleichnis keinen Namen, der Arme heißt Lazarus. Das bedeutet: „Gott heilt“. Gott will seine Güte schenken, er will heilen. Aber diese Barmherzigkeit kann in ein verschlossenes Herz nicht eintreten. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:
Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, besonders an die Teilnehmer der Jubiläumswallfahrt des Bistums Augsburg, an die Ministranten des Bistums Eichstätt wie auch an die Studenten und Professoren der Theologischen Fakultät Paderborn. Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt in Rom, der euren Glauben stärken möge. Von Herzen segne ich euch alle. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Weitere Hinweise und Quellen
- Radio Vatikan: Audiodokument 1230625
- Radio Horeb: Podcast zur Generalaudienz vom 18. Mai 2016
- Agentur Zenit (Link vergriffen): Katechese von Papst Franziskus während der Generalaudienz am 18. Mai 2016
- YouTube (alle Sprachen): Pope Francis General Audience 2016.05.18
- Niemand kann uns die Würde der Kindschaft Gottes wegnehmen
- Der Hirte sucht seine Schafe in der Wüste der Wegwerfgesellschaft
- Der Nächste hat Mitleid mit dem Leidenden und naht sich ihm
- Wem Gott viel Sünden vergibt, der wird ihn auch viel lieben
- Kein Heiliger ohne Vergangenheit, kein Sünder ohne Zukunft
- Christus selbst stellt sich in die Reihe der Sünder und lässt sich taufen
- Der Mensch, dem von Gott vergeben wird, wird zu einer neuen Kreatur
- Die Liebe Gottes geht immer wieder bis an die Grenzen ohne Grenzen
- Gott lässt uns in aller Not und Bedrängnis nicht allein
- Die Fusswaschung Jesu lehrt uns, Bedienstete und Diener zu sein
- Die Strafe eines Vaters soll ein Kind zur Umkehr hinführen
- Ohne Dienst wird Macht zu Arroganz, Hochmut, Dominanz und Unterdrückung
- Andere auszunützen, ist eine Sünde, die zu Gott schreit!
- Das Opfer vergibt dem Schuldigen und hilft ihm zu Reue und Umkehr
- Als echte Kinder Gottes erben wir auch seine Güte und Barmherzigkeit
- Die Taufe ist für alle der Weg von der Finsternis ins Licht
- Die Liebe Gottes geht über Sünde hinaus – eine Treue ohne Grenzen!
- Jesus zeigt das Antlitz der Liebe und Barmherzigkeit seines Vaters
- Christus ist diese heilige Pforte und der Eintritt kostet nichts!
- Die göttliche Barmherzigkeit überstrahlt das Dunkel der Sünde
- Der Sieg der Liebe Christi schliesst alles ein in die Barmherzigkeit des Vaters
- Wer ist die Tür Gottes? Jesus Christus!
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- Das ausserordentliche Jubeljahr der Barmherzigkeit
- Vatikan – Jubiläum der Barmherzigkeit
One thought on “Gottes Barmherzigkeit tritt nicht ein ins verschlossene Herz”
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