Schlagwort-Archive: Gewissen

Gewissen ist jenes Moment an der Freiheitserfahrung des Menschen, in dem er seiner Verantwortung bewußt wird. Der biblische Begriff dafür ist Herz, in das der Wille Gottes geschrieben ist (Röm 2, 15), das versteinern (Ez 11,19) oder geteilt (Jak 1, 8) sein kann, das beschnitten werden muß (Apg 7,51), in dem das Licht der göttlichen Wahrheit leuchtet (2 Kor 4,6). Wer aus innerer Überzeugung, d.h. in gehorsamer Annahme der der Freiheit vorgegebenen und selbst implizit im Widerspruch zu ihr nochmals gesetzten Wirklichkeit, handelt. der hat ein reines Herz und wird Gott schauen (Mt 5,8.28; vgl. Mt 12,34 f). Gewissen im Sinn von «sittlich urteilendes Selbstbewußtsein» prägte sich in der griechischen Popularphilosophie des 1. Jh. v. Chr. aus (Syneidesis) und ging auch in die apostolischen Schriften des NT ein, besonders Paulus entwickelt es (Röm 2,14f u.ö.) zum christlichen Begriff und nähert sich damit dem «Herzens»-Begriff: «Alles, was nicht aus Überzeugung geschieht, ist Sünde» (Röm 14,23). Damit ist gesagt, daß das Herstellen der inneren Überzeugung in die Verantwortlichkeit der Person gegeben ist und sich somit auf alles beziehen muß, was mit Person gesagt ist (Verantwortung gegenüber Gott als dem richtenden Geheimnis, gegenüber dem Ich selbst [und seiner inneren Wahrheit = Wirklichkeit] und gegenüber jeder Gemeinschaft und der Welt dieser Person). Das aber bedeutet, daß das Gewissen gebildet (besser: seine Reflexion auf die immer schon gegebene Wirklichkeit vertieft und geschärft) werden kann und es die apriorischen Bedingungen des Freiheitsaktes (die aposteriorisch – geschichtlich und kollektiv [natürliches Sittengesetz] – vermittelten objektiven Normen) als zu wollende, d. h. als gesollte, bejahen muß. Es bedeutet aber auch, daß diese objektiven Normen dem Menschen nur durch die Vermittlung seines personalen Gewissensurteils überhaupt präsent werden, so daß dieses Gewissensurteil für die Entscheidungen des Menschen absolut bindend ist. Von da aus kann in einem mehrfachen Sinn von Gewissensfreiheit gesprochen werden: a) die Freiheit des Willens, die Forderungen des Gewissens anzuerkennen oder nicht; b) die Freiheit, gegenüber jeder Beeinflussung von außen (selbst gegenüber den höchsten Autoritäten, die nicht an das Gewissen selbst appellieren), dem Gewissen allein zu gehorchen (welche beiden Freiheiten eine mit dem Wesen der Person gegebene Pflicht sind); c) die Freiheit des Gewissens im Sozialverband als das natürliche Recht, gemäß dem eigenen Gewissen zu leben (Toleranz, Religionsfreiheit). Damit ist noch nichts entschieden über die Frage, ob das urteilende konkrete Gewissen die Wahrheit selbst wirklich adäquat erkennt oder nicht (im letzteren Fall spricht man, terminologisch inadäquat, von irrigem Gewissen). Nach der Lehre der Kirche ist in der konkreten nachadamitischen Situation des Menschen schon eine faktisch ungetrübte und genügend entfaltete Erkenntnis des naturalen Wesens des Menschen als Norm seiner natürlich-sittlichen Akte nur mit Hilfe der Wortoffenbarung Gottes erreichbar. Damit ist der Mensch, der sich in seiner konkreten Situation entscheiden muß und dennoch von der möglichen Falschheit seiner Entscheidung weiß, an die Gnade Gottes gewiesen, die seine Freiheit befreit. kthW

Freiheitsberaubung ist schwerste Entbehrung menschlichen Seins

25. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetIn der Katechese bei der Generalaudienz vom Mittwoch, 9. November 2016, wurde diesmal eine Lesung aus dem Markusevangelium vorgetragen (siehe unten Mk 1,30-34). Das Leben Jesu, vor allem in diesen drei Jahren seines öffentlichen Wirkens, ist vor allem eine ständige Begegnung mit Personen. Und er hat eine besondere Aufmerksamkeit auf die Kranken gerichtet. Wieviele Seiten des Evangelium erzählen von diesen Begegnungen: der Gelähmte, der Blinde, der Leprakranke, der Besessene, der Epileptiker, unzählige Krankheiten jeder Art. Jesus hat sich ihnen genähert, hat sie geheilt mit seiner Gegenwart und der Macht seiner heilenden Kraft. Deswegen kann unter den Werken der Barmherzigkeit nicht das Werk fehlen, die Kranken zu besuchen und ihnen beizustehen. Und wir schauen auch zusammen auf dieses Werk, die Gefangenen im Gefängnis zu besuchen, ihnen nahe zu sein. Denn beiden ist gemeinsam, den Kranken und Gefangenen, dass sie ihrer Freiheit beraubt sind. Es genau das, was uns da fehlt, was uns besonders wertvoll ist. Jesus hat uns die Möglichkeiten gegeben, dass wir frei sind, trotz der Beschränkung der Krankheit oder anderen Beschränkungen. Er ermöglicht uns die Freiheit, die aus der Begegnung mit ihm stammt und die uns neuen Sinn schenkt, von dieser Begegnung, die uns zu einer persönlichen Beziehung führt. Freiheitsberaubung ist schwerste Entbehrung menschlichen Seins weiterlesen

Gottes Barmherzigkeit tritt nicht ein ins verschlossene Herz

7. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetWährend der Generalaudienz am Mittwoch, 18. Mai 2016, erinnerte Papst Franziskus an den Geburtstag des hl. Johannes Paul II. (1978-2005), der als Karol Józef Wojtyła am 18. Mai 1920 im polnischen Wadowice geboren wurde. Unter sonnigem Himmel befasste sich der Papst in seiner Katechese mit dem Thema „Armut und Barmherzigkeit“. Am Beispiel des armen Lazarus zeigte er den Unterschied zwischen einem Leben in Armut und in Reichtum auf. Lazarus stehe für den lautlosen Schrei der Armen, die in einer Gesellschaft lebten, in der Reichtümer und Ressourcen in den Händen weniger seien. Die Armen zu verachten oder zu vernachlässigen, bedeute Gott gering zu schätzen. Franziskus hob hervor, dass in der Parabel der Arme einen Namen trage, Lazarus, „Gott hilft“, während der Reiche namenlos sei. Lazarus hätte den Reichen an die Existenz Gottes erinnern sollen, der Reiche aber reagiere nicht. Gottes Barmherzigkeit tritt nicht ein ins verschlossene Herz weiterlesen

Keine Regionalisierung in Fragen des Glaubens und der Moral

Ehe und Familie sind wichtiger denn je, Keimzellen zur Erneuerung der Gesellschaft

Hl. Papst Johannes Paul II
Der Tagesheilige Papst Johannes Paul II.

In der Sendung vom 22. Oktober 2015 über die Familiensynode, die am Sonntag, 25. Oktober zu Ende ging,  hat EWTN – Katholisches Fernsehen weltweit – entscheidende Fakten berichtet, die Spekulationen etwas minimieren sollten. Im ersten Teil der Sendung wurde kundgetan, dass es ein neues Dikasterium für Laien, Familie und das Leben geben werde (weitere Informationen finden Sie unter CNA Deutsch), Weiter wurde ein Rückblick auf die Pressekonferenz über den drittletzten Synodentag gegeben, wo eine Vorschau auf das Schlussdokument gegeben wurde. Keine Regionalisierung in Fragen des Glaubens und der Moral weiterlesen

Enzyklika Humanae Vitae wegweisend für Synode Ehe und Familie

Der Konzilspapst Paul VI. wurde im Oktober 2018 heilig gesprochen

http://w2.vatican.va/content/paul-vi/de.htmlMit der Seligsprechung von Papst Paul VI. ist die Familiensynode am Sonntag, 19. Oktober 2014 offiziell zu Ende gegangen. Der 26. September wird künftig der liturgische Gedenktag des neuen Seligen Paul VI. sein, welches der Geburtstag von Giovanni Battista Montini, der von 1963 bis 1978 auf dem Stuhl Petri saß. Bei der hl. Messe, in der die Seligsprechung von Papst Franziskus vorgenommen wurde, war auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. anwesend. In seiner berühmt gewordenen und im Zusammenhang der Synode «Ehe und Familie» wegweisend gewordenen Ezyklika «Humanae Vitae» sagte Papst Paul VI. am 25. Juli 1968 folgenden Satz: Enzyklika Humanae Vitae wegweisend für Synode Ehe und Familie weiterlesen

Habt keine Angst, Bürger der digitalen Umwelt zu werden

Papstbotschaft zum Gedenktag des hl. Franz von Sales

L'Osservatore RomanoLiebe Brüder und Schwestern, wir leben heute in einer Welt, die immer „kleiner“ wird und in der es folglich leicht sein müsste, dass die Menschen einander zum Nächsten werden. Die Entwicklung des Transportwesens und der Kommunikationstechnologie bringen uns einander näher und in eine immer engere Verbindung; die Globalisierung macht uns voneinander abhängig. Jedoch gibt es weiterhin – bisweilen ausgeprägte – Spaltungen innerhalb der Menschheitsfamilie. Auf globaler Ebene sehen wir den skandalösen Abstand zwischen dem Luxus der Reichsten und dem Elend der Ärmsten. Oft genügt es, durch die Strassen einer Stadt zu gehen, um den Kontrast zu sehen zwischen den Menschen, die auf dem Bürgersteig leben, und den funkelnden Lichtern der Geschäfte. Habt keine Angst, Bürger der digitalen Umwelt zu werden weiterlesen

Die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe im Raum des Christusmysteriums bleibt gewahrt

Förderung der Würde von Ehe und Familie – Unauflöslichkeit der Ehe

Bild: L'Osservatore RomanoNachdem das II. Vatikanische Konzil die Würde der menschlichen Person und die Erfüllung der individuellen und gesellschaftlichen Aufgabe dieser Person kraft ihrer Berufung in der ganzen Welt dargelegt hat, lenkte das Konzil bereits vor bald 50 Jahren im Licht des Evangeliums und der menschlichen Erfahrung die Aufmerksamkeit aller auf bestimmte besonders schwere Nöte dieser Zeit hin, welche die Menschheit in hohem Maß bedrängten. Unter den vielen Problemen, die damals die Sorge aller wachriefen, sollten vor allem Ehe und Familie, die Kultur, das wirtschaftliche, soziale und politische Leben, die Verbindung der Völkerfamilie und der Friede behandelt werden. Hinsichtlich dieser Einzelfragen sollten die lichtvollen Prinzipien, die von Christus herkommen, verdeutlicht werden, damit durch sie die Gläubigen geleitet werden und alle Menschen Klarheit finden bei der Suche nach der Lösung so vieler schwieriger Probleme. Das war der Stand der Dinge vor rund 50 Jahren und ist heute noch so. Nicht überall erschien und erscheint die Würde von Ehe und Familie in gleicher Klarheit. Polygamie, um sich greifende Ehescheidung, sogenannte freie Liebe und andere Entartungen entstellen diese Würde. Die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe im Raum des Christusmysteriums bleibt gewahrt weiterlesen

Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe im Raum des Christusmysteriums

Förderung der Würde von Ehe und Familie – Unauflöslichkeit der Ehe

http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/index_ge.htmNachdem das II. Vatikanische Konzil die Würde der menschlichen Person und die Erfüllung der individuellen und gesellschaftlichen Aufgabe dieser Person kraft ihrer Berufung in der ganzen Welt dargelegt hat, lenkte das Konzil bereits vor bald 50 Jahren im Licht des Evangeliums und der menschlichen Erfahrung die Aufmerksamkeit aller auf bestimmte besonders schwere Nöte dieser Zeit hin, welche die Menschheit in hohem Maß bedrängten. Unter den vielen Problemen, die damals die Sorge aller wachriefen, sollten vor allem Ehe und Familie, die Kultur, das wirtschaftliche, soziale und politische Leben, die Verbindung der Völkerfamilie und der Friede behandelt werden. Hinsichtlich dieser Einzelfragen sollten die lichtvollen Prinzipien, die von Christus herkommen, verdeutlicht werden, damit durch sie die Gläubigen geleitet werden und alle Menschen Klarheit finden bei der Suche nach der Lösung so vieler schwieriger Probleme. Das war der Stand der Dinge vor rund 50 Jahren und ist heute noch so. Nicht überall erschien und erscheint die Würde von Ehe und Familie in gleicher Klarheit. Polygamie, um sich greifende Ehescheidung, sogenannte freie Liebe und andere Entartungen entstellen diese Würde. Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe im Raum des Christusmysteriums weiterlesen

Wer hat über das alles, über Dinge wie in Lampedusa geweint, über den Tod von unseren Brüdern und Schwestern?

Papst Franziskus trauert in Lampedusa wegen der globalisierten Gleichgültigkeit

Die Sündengeschichte der Menschheit von Adam und Kain angefangen zieht sich bis heute, die anklagende Frage „Wo ist dein Bruder?“ Gottes an Kain ist angesichts des Leidens der Flüchtlinge auch an uns gestellt. Dieser Gedanke zog sich durch die Predigt Papst Franziskus’ am Montag, 8. Juli in Lampedusa; ein Bericht von Pater Bernd Hagenkord. Um Vergebung zu bitten war Papst Franziskus auf die Insel gekommen und um zu trauern. Ein Bußgottesdienst sollte es sein, den er mit den Menschen der Insel gemeinsam feiern wollte, und genau so hat der Papst ihn auch gestaltet. “Adam, wo bist du?“: Das ist die erste Frage, die Gott an den Menschen nach dem Sündenfall richtet. „Wo bist du?“ Es ist ein orientierungsloser Mensch, der seinen Platz in der Schöpfung verloren hat weil er glaubte, mächtig werden zu können, alles bestimmen zu können, Gott werden zu können. Wer hat über das alles, über Dinge wie in Lampedusa geweint, über den Tod von unseren Brüdern und Schwestern? weiterlesen

Das Gewissen ist der innere Raum des Hörens auf die Wahrheit, das Gute, des Hörens auf Gott

Papst Franziskus erklärt beim Angelus was es heisst, den Willen Gottes zu tun

Vor über 90.000 Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus unter Beifall daran erinnert, dass sein Vorgänger Benedikt XVI. die Gläubigen „ein großes, wunderbares Beispiel“ gegeben habe, „als der Herr ihn im Gebet verstehen lassen hat“, welchen Schritt er machen müsse. Benedikt sei mit großem Sinn für Unterscheidung und Mut seinem Gewissen gefolgt, so Papst Franziskus beim Mittagsgebet am Sonntag, 30. Juni. Der emeritierte Papst habe dem Willen Gottes gehorcht, der zu seinem Herzen sprach. „Und dieses Beispiel unseres Vaters tut uns allen so gut“, so Franziskus wörtlich. Vor dem Angelusgebet ging Papst Franziskus auf das Tagesevangelium ein. Es handelte sich um jene Stelle im Lukas-Evangelium, in der der Beschluss Jesu beschrieben wird, nach Jerusalem zu gehen [vgl. Lukas 9, 51-62]. Jene Stadt wird sein letztes irdisches Ziel sein, wo er sterben und dann auferstehen wird, damit sich die Heilsgeschichte erfüllen wird. Das Gewissen ist der innere Raum des Hörens auf die Wahrheit, das Gute, des Hörens auf Gott weiterlesen

Praktische Regeln zur Erkenntnis der Antriebe und Eingebungen des Hl. Geistes

Aus «De discretione spirituum» von Kardinal Johannes Bona (1609-1674)

https://www.libriantichionline.com/seicento/bona_discretione_spirituum_1674
Praktische Regeln zur Erkenntnis der Antriebe und Eingebungen des göttlichen Geistes von von Kardinal Johannes Bona (1609-1674)

Sechs Geister gibt es, die man in drei zusammenfassen kann, in den göttlichen, teuflischen und menschlichen. Der göttliche Geist ist eine innere Anregung der Seele oder eine Eingebung, die von Gott kommt und zur Tugend und Heiligkeit antreibt. Diese göttliche oder innere Anregung oder Einsprechung kann auf verschiedene Art geschehen. Sie kann unmittelbar von Gott kommen oder mittelbar. Mittelbar ist sie, wenn sie uns durch die Engel oder durch fromme Menschen, durch die Stimme des Gewissens, durch gute Beispiele, geistliche Lesung, durch Leiden und Widerwärtigkeiten usw. zukommt. Es wäre eine sehr schlimme und gefährliche Unwissenheit, wenn wir die gute Einsprechung von der bösen nicht unterscheiden könnten. Praktische Regeln zur Erkenntnis der Antriebe und Eingebungen des Hl. Geistes weiterlesen