Bild: Dagmar Venetz (Aqurell)

Keine Regionalisierung in Fragen des Glaubens und der Moral

Ehe und Familie sind wichtiger denn je, Keimzellen zur Erneuerung der Gesellschaft

Hl. Papst Johannes Paul II
Der Tagesheilige Papst Johannes Paul II.

In der Sendung vom 22. Oktober 2015 über die Familiensynode, die am Sonntag, 25. Oktober zu Ende ging,  hat EWTN – Katholisches Fernsehen weltweit – entscheidende Fakten berichtet, die Spekulationen etwas minimieren sollten. Im ersten Teil der Sendung wurde kundgetan, dass es ein neues Dikasterium für Laien, Familie und das Leben geben werde (weitere Informationen finden Sie unter CNA Deutsch), Weiter wurde ein Rückblick auf die Pressekonferenz über den drittletzten Synodentag gegeben, wo eine Vorschau auf das Schlussdokument gegeben wurde. Die Abstimmung werde Paragraph um Paragraph stattfinden. Jeder Paragraph werde vorgelesen und dann darüber abgestimmt. Die Übersetzung verlaufe simultan über Audio-Kopfhörer. …

Deutscher Sprachzirkel fasst Kardinal Kaspars Idee in ein anderes Sprachspiel

Bild: EWTN TV weltweit!Was steht in diesem Paragraph 84 der Enzyklika „Familiaris consortio“ des hl. Papst Johannes Paul II. und wie unterscheidet sich der Vorschlag der deutschen Sprachgruppe, der für eine weitere Öffnung mehr plädiert? Familiaris Consortio 84 ist die Nummer des apostolischen Schreibens, welche sich mit der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen beschäftigt. Im Prinzip sind drei Dinge dort grundgelegt: Das Erste ist, dass unterschiedliche Fälle gibt, wie Ehen scheitern oder wie Ehen in die Brüche gehen und dass die Schuld nicht bei den Partnern gleichmässig verteilt sein muss. Zweitens wird darauf hingewiesen, wie solche Personen nach wie vor am Leben der Kirche teilnehmen können, weil sie aufgrund der Taufe nach wie vor zur Kirche dazu gehören. Und der dritte Aspekt ist dann, dass da grundgelegt wird, dass sie trotzdem nicht die Kommunion empfangen können, weil sie objektiv im Widerspruch der kirchlichen Lehre stehen. Das heisst, sie können trotz der vielfältigen Teilnahmemöglichkeiten an Leben der Kirche, die heilige Kommunion nicht empfangen. Das sind die drei wesentlichen Punkte. Wenn man sich jetzt den Text des deutschen Sprachzirkels anschaut, muss man sehen, dass im Prinzip nur dieses erste Fragment der unterschiedlichen Situation zitiert wird. Die andere Geschichte, die wichtig ist, dass man Bezug nimmt auf das Forum Internum, ein Fachbergriff aus der Rechtsprache, heisst aber im Moraltheologischen, es gibt den öffentlichen Bereich und den subjektiven Bereich. Und das Forum Internum ist der subjektive Bereich. Man kann subjektive durchaus das Gefühl haben, dass eine Ehe gescheitert ist, auch wenn das objektiv nicht der Fall ist. Und darauf zielt im Prinzip dieser Text der deutschen Sprachgruppe ab. Manche Beobachter bei der Synode sagen aber, dass das im Prinzip der Versuch ist, die Kardinal Kaspar-Idee hier noch einmal auf einem anderen Weg in einem anderen Sprachspiel in die Diskussion hineinzubringen, nachdem er ja im grossen Forum keine Mehrheit bekommen hat. Gibt es also einen klaren Unterschied zu dem, was Kardinal Kaspar eingebracht hat und dem, was der deutsche Sprachzirkel hier eingebracht hat? Die deutsche Sprachgruppe hält nach wie vor an Kardinal Kaspars Vorschlag fest, nur das er in einer anderen Sprache gefasst wird. Ein klarer Unterschied ist nicht zu finden. …

Was der Tagesheilige, Papst Johannes Paul II. schon vor Jahren sagte

In der Zwischenpause liess man den Tagesheiligen, den hl. Papst Johannes Paul II., in einem kurzen Filmausschnitt zu Wort kommen. Der hl. Papst Johannes Paul II. sagt in einem Filmausschnitt der EWTN-Synodensendung vom 22. Oktober 2015 Folgendes (Timeslot: 13‘ 10“ bis 14‘ 15“):

„Ehe und Familie sind wichtiger denn je, Keimzellen zur Erneuerung der Gesellschaft, Kraftquellen, aus denen das Leben menschlicher wird. Staat und Gesellschaft leiten ihren eigenen Zerfall ein, wenn sie Ehe und Familie nicht mehr wirksam fördern und schützen, und andere, nicht-eheliche Lebensgemeinschaften ihnen gleichstellen.“

Interview mit Kurt Kardinal Koch, Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen

Nach der Pause hatte das EWTN einen hohen Gast interviewt, nämlich Seine Eminenz Kurt Kardinal Koch. Im Folgenden werden auch wieder nur wichtige Ausschnitte aus dem zweiten Teil der Sendung dokumentiert (die ganze Sendung ist hier aufrufbar). …

Robert Rauhut: Ein Gedanke, der bei dieser Synode auch von Papst Franziskus nach 50 Jahre Bischofssynode ins Gespräch gebracht worden ist und der auch schon in der Enzyklika Evangelii Gaudium grundgelegt ist, ist die Frage der Regionalisierung. Das kennen wir durchaus von den Protestantischen Kirchen mit dem Ergebnis, dass es Hunderte von Kirchen gibt. Jetzt ist meine Frage: Wenn man so ein Modell auf die katholische Kirche anwendet, führt das sozusagen zu einer Infragestellung der Einheit der Kirche oder soll in Zukunft die Einheit der katholischen Kirche auf einem kleinst möglichen gemeinsamen Nenner basieren?

Bild: Kirche in Not
Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen

Kurt Kardinal Koch: Es ist natürlich überhaupt nicht die Absicht von Papst Franziskus, jetzt die katholische Kirche den protestantischen Kirchen anzupassen, sondern der Papst geht von der grundlegenden Überzeugung des Zweiten Vatikanischen Konzils aus, dass die katholische Kirche eigentlich – das sind jetzt meine Worte, nicht seine  – am ehesten mit einer Ellipse zu vergleichen ist, mit zwei Brennpunkten, nämlich der Einheit der Universalkirche und der Vielfalt der Ortskirchen, und dass hier immer wieder neu ein lebendiger Austausch stattfinden muss. Wenn er von Dezentralisierung redet, dann meint er das nicht im politischen Sinn. Er hat auch ganz klar am Beginn der Synode gesagt:

„Die Synode ist kein Parlament.“

Es geht nicht um solche politischen Begriffe, sondern der Papst möchte mehr Synodalität in der Kirche, aber Synodalität heisst eben gerade nicht, dass der einzelne Bischof nun die Verantwortung allein hat, sondern dass er es im Gespräch mit anderen Bischöfen austragen muss und Lösungen finden muss. Synodalität ist eine ganz schwierige Aufgabe, im Blick auf die die Demokratie eigentlich ein Kinderspiel ist. Denn Demokratie heisst Ermittlung von Mehrheiten, Synodalität heisst solange miteinander reden, [Wiederholung ist gewollt] solange miteinander reden, bis Einmütigkeit zustande kommt. Und das ist eine schwierige Aufgabe.

Robert Rauhut: Hat Regionalisierung eine Auswirkung auf die Einheit in Glaubens- und Moralfragen weltweit?

Kurt Kardinal Koch: Ich glaube über die grundlegenden Fragen des Glaubens und der Moral kann es keine Regionalisierung geben. Da braucht es eine Einheit. Gerade bei der Frage, die sie angesprochen haben, wäre es unmöglich, in einem Land können die wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion, in einem anderen können sie es nicht. Das wäre unmöglich in der katholischen Kirche. Und ich denke gerade die Synode, das, was der Papst gesagt hat, zeigt die absolute Notwendigkeit des Papsttums. Die Synode, die ja auch verschiedene Spannungen hat, die bleibt nur zusammen letztlich weil’s den Papst gibt. Und im Grunde genommen ist die Synode ein Beweis für die Notwendigkeit und die Schönheit des Papsttums.

Robert Rauhut: Eine Frage, die sich daran anschliesst, ist ein Frage, die sich besonders im deutschsprachigen Bereich unterstrichen wird, ist die nach dem Gewissen. Und die Rolle des Gewissens wird ja auch im deutschsprachigen Sprachzirkel bei der Synode besonders hervorgehoben. Jetzt wissen wir ja auch, dass im Gefolge der Enzyklika „Humanae vitae“ es drei wichtige Erklärungen gegeben hat: die Solothurner Erklärung, die Maria Troster Erklärung und die Königsteiner Erklärung, wo ja eigentlich gesagt wurde, dass es den Gläubigen freigestellt wird, sich am Gewissen zu orientieren, auch wenn dieses subjektiv mit dem objektiven Lehramt in Widerspruch gehen kann. Ist es jetzt sozusagen eine Idee, bei dieser Synode auf diesem Weg, der durchaus ja auch Praxis ist im deutschen Sprachraum, weiterzugehen und weiterzudenken? Oder wie ist dieses Spannungsverhältnis von Subjektivität und Objektivität zu bestimmen?

Kurt Kardinal Koch: Ich glaube, wenn man den Begriff des Gewissens nur von der subjektiven Seite her nimmt, ist man auf einer falschen Fährte. Das Gewissen hat beide Seiten. Das Gewissen muss sich ja selbst an den objektiven Vorgaben orientieren. Wir haben im Gewissensbegriff zwei verschiedene Dimensionen, in der griechischen Sprache ist das „anamnesis“, die Urerinnerung an das Gute, und die „conscientia“, die Art und Weise, wie dann der einzelne Mensch die Orientierung an den Vorgaben ins konkrete Leben übersetzt. Und sehr oft versteht man unter dem Gewissen nur die subjektive Seite und es geht mir darum, beide Seiten zu sehen, und dann kann man eben Lehramt und Gewissen nicht gegeneinander ausspielen, sondern das Gewissen ist nur dann ein mündiges Gewissen, ein orientiertes Gewissen, wenn es sich an diesen lehramtlichen Vorgaben des Glaubens orientiert hat. Sonst handelt der Mensch nicht aus Gewissensgründen, sondern nur aus gewissen Gründen. …
Kein Anspruch auf Vollständigkeit!

Gebet von Papst Franziskus an die Hl. Familie

Jesus, Maria und Josef,
in euch betrachten wir
den Glanz der wahren Liebe,
an euch wenden wir uns voll Vertrauen.

Heilige Familie von Nazareth,
mache auch unsere Familien
zu Orten der Gemeinschaft und Räumen des Gebetes,
zu echten Schulen des Evangeliums
und kleinen Hauskirchen.

Heilige Familie von Nazareth,
nie mehr gebe es in unseren Familien
Gewalt, Verschlossenheit und Spaltung:
Wer Verletzung erfahren oder Anstoß nehmen musste,
finde bald Trost und Heilung.

Heilige Familie von Nazareth,
möge die kommende Bischofssynode
in allen wieder das Bewusstsein erwecken
für die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Familie,
für ihre Schönheit im Plan Gottes.

Jesus, Maria und Josef,
hört und erhört unser Flehen!

Weitere Hinweise und Quellen

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