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Was wir mit Glauben Jesus geben, wird überfliessender Reichtum

23. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetIn der Katechese bei der Generalaudienz vom Mittwoch, 19. Oktober 2016, wurde diesmal wieder eine Lesung aus dem Jakobusbrief vorgetragen (siehe unten Jak 2,14-17) . Eine der Konsequenzen des sogenannten Wohlstands ist, dass Menschen sich in sich selbst verschliessen. dass sie durch diesen Wohlstand unempfindlich werden gegenüber den Notwendigkeiten und Nöten der anderen. Heute werden uns kurzlebige Lebensmodelle vor Augen gestellt, die nach wenigen Jahren ihren Wert verlieren, so als unser Leben eine Mode wäre, der man nachläuft und die man zu jeder Jahreszeit wechseln kann. Aber das ist nicht so. In Wirklichkeit ist das, was ist, eben deswegen wahrgenommen und angenommen, weil es ist. Wir sehen Situationen grösster Not und deswegen sind die Werke der Barmherzigkeit verbunden mit dem Aufruf, Hunger und Durst zu stillen, den Hungernden Brot zu geben, und das sind so viele heutzutage, und denen zu trinken zu geben, die Durst haben. Wie oft zeigen uns die Medien ganze Völker, die nichts zu essen, nichts zu trinken haben, mit schwersten Folgen, besonders für die Kinder. Angesichts verschiedener Nachrichten und Bilder, die uns ins Haus geliefert werden, fühlt sich die öffentliche Meinung gerührt. Und ab und zu werden dann Spendenkampagnen gemacht. Die Menschen beteiligen sich auch grosszügig daran. Und auf diese Weise kann man sicherlich  dazu helfen, vielen Menschen ihr Leid zu lindern. Diese Form der Liebe ist wichtig. Aber vielleicht bindet sie uns nicht so direkt ein. Wenn wir, im Gegenteil, auf der Strasse gehen und irgendeinen Armen sehen, oder es kommt ein Armer, der an unsere Haustüre klopft, dann ist die Situation ganz anders. Denn dann stehe oder sitze ich nicht mehr vor irgendeinem Bild, Fernseher oder Zeitung. Dann sehe ich die Not in erster Person. Dann ist auf einmal kein Abstand mehr zwischen ihm oder ihr, der oder die in Not ist, und ich fühle mich angesprochen. Nachrichten lassen uns nachdenken, ja wir bedauern das und reden darüber, aber wenn wir die Not, die fleischgewordenen Not in einem Armen Menschen sehen, das erschüttert uns direkt, persönlich. Und dann spüren wir in dieser Situation die Gewohnheit, die wir haben, vor diesen Nöten zu fliehen,  uns nicht zu nähern, uns ein bisschen einzureden, dass die Armut, derer die in Not sind, vielleicht doch nicht so schlimm ist. Und wir gehen vorbei, wir entfernen uns wieder von dieser Wirklichkeit, die uns gerade eben noch getroffen hat. In einem solchen Augenblick ist kein Abstand mehr zwischen mit und diesem Armen, wenn ich ihn persönlich treffe. Und es ist gut, sich zu fragen, wie die Reaktion ist: Schaue ich weg? Wende ich den Blick ab? Gehe ich einfach vorbei? Oder bleibe ich stehen, um mit dieser Person zu sprechen, um mich für den Zustand zu interessieren? Wenn due das tust, dann wird es immer Leute geben, die sagen: «Ja, der ist verrückt, der redet mit diesem Armen da.» Schaue ich darauf, dass ich dieser Person irgendwie nahe kommen kann oder will ich sie so schnell wie möglich loswerden? Aber oft wollen doch diese Menschen nur das Notwendige, etwas zu essen, etwas zu trinken. Denken wir einen Moment lang nach: Wie oft beten wir das Vater unser? Und trotzdem passen wir nicht wirklich auf diese Worte auf, die da in der Mitte stehen: «Gib uns heute unser tägliches Brot». In der Bibel sagt ein Psalm, dass Gott der ist, der jedem Lebewesen seine Nahrung gibt. Die Erfahrung des Hungers ist hart. Und nur der weisse etwas davon, der aus irgendeiner Not oder aus Krieg heraus selbst erfahren hat. Aber heutzutage lebt der Hunger Seite an Seite mit dem Überfluss und der Verschwendung und da werden diese Worte des hl. Jakobus wieder ganz aktuell (siehe Jak 2,14-17):

Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.

Und dieser Glaube ist auch unfähig, Werke zu tun, Liebe hervorzubringen. Es gibt immer jemanden, der Hunger und Durst hat und der mich braucht. Ich kann niemand anderen, diese Aufgabe zu helfen, delegieren,  dieser Arme braucht mich, braucht mein Wort, meine Hilfe, meinen Einsatz. Wir alle sind hier gefordert (… wunderbare Brotvermehrung). Wenn wir das wenige, das wir haben, Jesus übergeben und es mit Glauben teilen, dann wird daraus ein überfliessender Reichtum (… Forts. siehe Radio Horeb Podcast vom 19.10.2016 @ 9 min 7 sec).

Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 19. Oktober 2016

Liebe Brüder und Schwestern, oft macht der Wohlstand blind für die anderen und ihre Sorgen. Als Christen dürfen wir nicht die Augen vor der Realität verschließen, dass viele Menschen Not leiden. Deswegen rufen uns die Werke der Barmherzigkeit dazu auf, Hungrige zu speisen und Dürstenden zu trinken zu geben. Es ist eine wichtige Form der Nächstenliebe, sich an Spendenaktionen gegen den Hunger in der Welt zu beteiligen. Was aber noch mehr zählt, ist, dass ich persönlich mich im täglichen Leben einsetze. Es geht um den konkreten Mitmenschen: Wie verhalte ich mich gegenüber dem Armen, der an meine Tür klopft oder dem ich auf der Straße begegne? Immer gibt es jemanden, der mich braucht, meine Hilfe, meinen Einsatz. Ich kann niemand anderen „delegieren“. Denn mein Glaube ist tot, wenn er keine Werke vorzuweisen hat (vgl. Jak 2,17). So gilt die Aufforderung Jesu an die Jünger auch uns heute: »Gebt ihr ihnen zu essen!« (Mt 14,16). Selbst das Wenige, das wir haben, wird, wenn wir es in die Hände Jesu legen und voll Glauben und Vertrauen teilen, zu einer überreichen Fülle. Machen wir uns neu bewusst, dass unsere Beziehung zu Gott über unsere Hingabe geht, den Hungrigen und Dürstenden zu essen und zu trinken zu geben. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:

Mit Freude heiße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache willkommen. Insbesondere begrüße ich den Domchor der Kathedrale Mainz und die vielen Jugendlichen, Schüler und Ministranten, vor allem die große Gruppe des Gymnasiums Damme. Diese Begegnung mit dem Papst und mit der universalen Kirche hier in Rom mache euch stark in eurem Zeugnis für Christus, damit euer Glaube immer mehr in der Nächstenliebe tätig ist. Von Herzen segne ich euch und eure Lieben. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Weitere Hinweise und Quellen

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