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In den Armen und Geringen ist Jesus leiblich und geistig gegenwärtig

22. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetIn der Katechese bei der Generalaudienz vom Mittwoch, 12. Oktober 2016, wurde diesmal wieder eine Lesung aus dem Matthäusevangelium (siehe unten Mt 25,31-36) vorgetragen.  In den vorhergehenden Katechesen haben wir uns dem grossen Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes genähert. Wir haben das Verhalten Gott Vaters im Alten Testament betrachtet, haben die verschiedenen Evangelienabschnitte betrachtet und wir haben gesehen, wie Jesus in seinen Worten und Gesten die Fleischwerdung der Barmherzigkeit ist. Und er hat seine Jünger gelehrt: «Seid barmherzig wie der Vater.» Es ist eine Aufgabe, die das Gewissen und die Handlung jedes Christen herausfordert. Es reicht nicht, die Barmherzigkeit Gottes im eigenen Leben zu erfahren, es ist nötig, dass alle die die Barmherzigkeit empfangen, auch Zeichen und Instrument für die anderen werden. Die Barmherzigkeit ist nicht auf besondere Momente begrenzt, sondern soll die ganze tägliche Existenz ergreifen. Wie können wir Zeugen der Barmherzigkeit sein? Denken wir nicht, dass es sich da um grosse Gewaltakte oder übermenschliche Gesten handelt. Nein, der Herr zeigt uns einen ganz einfachen Weg mit ganz einfachen Gesten, die aber vor ihm einen grossen Wert haben, bis zu dem Punkt, dass er gesagt hat, dass wir danach gerichtet werden. In der Tat eine Seite, die die schönste im Matthäusevangelium ist, bringt uns die Lehre, die wir eigentlich als Testament Jesu aus der Sicht des Evangelisten ansehen können, der selber die Barmherzigkeit erfahren hat. Jesus sagt, dass jedes Mal, wenn wir einem zu essen geben, der Hunger hat, oder zu trinken geben, der Durst hat, oder jemanden bekleiden oder einen Fremden aufnehmen oder einen Kranken besuchen, dann tun wir das IHM. Die Kirche hat diese Gesten leibliche Werke der Barmherzigkeit genannt, weil sie den Menschen in ihren materiellen Nöten zu Hilfe kommen. Aber es sind auch andere sieben Werke der Barmherzigkeit, die man die geistigen nennt, die sich auf andere wichtige Notwendigkeit bezieht, die genau so wichtig sind, besonders heute, weil sie den Kern der Person treffen und oft noch mehr leiden lassen. Wir wissen sicher eine, die auch in die Alltagssprache eingegangen ist: Die Lästigen geduldig ertragen. Und die gibt es! Es gibt lästige Personen. Das könnte als eine Sache erscheinen, die nicht so wichtig ist, uns schmunzeln lässt. Aber sie enthält eine ganz tiefe Liebe, Caritas, und so sind auch die anderen sechs geistlichen Werke. (… Forts. siehe Radio Horeb Podcast vom 12.10.2016 @ 5 min 39 sec). Die Lesung zur Katechese stammt aus dem Matthäusevangelium (siehe Mt 25,31-36):

Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 12. Oktober 2016

Liebe Brüder und Schwestern, in den vergangenen Katechesen haben wir uns mit dem Geheimnis des göttlichen Erbarmens befasst. Jesus macht durch seine Worte und Taten die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters sichtbar. Er lädt uns ein, seine Barmherzigkeit persönlich anzunehmen und an die Menschen, denen wir im Alltag begegnen, weiter zu verschenken. Auf diese Weise treten wir in eine tiefe Gemeinschaft mit Christus und dürfen geradezu sein „Angesicht“ sehen. Das, was wir dem geringsten Menschen getan haben, das haben wir ihm getan. Bezugnehmend auf Jesu Gleichnis vom Weltgericht zählt die Kirche sieben leibliche Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten. Gleichermaßen wichtig sind die geistigen Werke der Barmherzigkeit, die das Innere der Person berühren und deshalb eine große Nähe zu unseren Mitmenschen hervorbringen können. Es sind dies: Unwissende lehren, Zweifelnden recht raten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweisen, Beleidigern gern verzeihen, Lästige geduldig ertragen, für Lebende und Verstorbene beten. Die leiblichen wie die geistigen Werke der Barmherzigkeit sind ein wirksames Mittel gegen den Virus der Gleichgültigkeit, der unsere heutige Gesellschaft befallen hat. Sie helfen uns, aufmerksam gegenüber unseren Mitmenschen in ihren materiellen und inneren Nöten zu sein. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Die Werke der Barmherzigkeit

Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger und Besucher deutscher Sprache, besonders an die Gruppen der Diözesen Köln, Essen, Münster und Speyer in Begleitung ihrer Bischöfe, sowie an die Seminaristen aus Mainz und die Jugendlichen aus Trier wie auch an die Familien und Freunde der Neupriester des Collegium Germanicum et Hungaricum. Immer begleite euch die Jungfrau Maria, deren Fürsprache bei Gott wir uns besonders im Rosenkranzgebet anvertrauen. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Weitere Hinweise und Quellen

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