L'Osservatore Romano

Solidarität mit Flüchtlingen und Fremden bringt uns weiter

24. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetIn der Katechese bei der Generalaudienz vom Mittwoch, 26. Oktober 2016, wurde diesmal wieder eine Lesung aus dem Matthäusevangelium vorgetragen (siehe unten Mt 2,13-15) .  Wir fahren fort mit unseren Betrachtungen zu den leiblichen Werken der Barmherzigkeit, die der Herr Jesus uns gegeben hat, damit unser Glaube immer lebendig und dynamisch bleibe. Die Werke der Barmherzigkeit zeigen, dass die Christen nicht müde und faul sind, wenn sie auf den Tag der Wiederkunft des Herrn warten, sondern jeden Tag gehen die Christen denen entgegen, die in Not sind. Sie erkennen in ihnen das Antlitz Christi. Heute bleiben wir bei den Worten Jesu stehen, die er gesprochen hat: «Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt und ihr habt mich bekleidet.» In unseren Tagen ist es um so wichtiger, dieses Werk der Barmherzigkeit zu tun, das die Flüchtlinge betrifft. Die Wirtschaftskrise, klimatische Veränderungen und andere Gründe zwingen so viele Menschen, sich auf die Flucht zu begeben, zu emigrieren. Und dieses Phänomen ist nicht neu, es prägt die ganze Menschheit. Es wäre ein Fehlen eines historischen Wissens und Gedenkens, wenn man meinen würde, dass Flucht und Vertreibung nur ein Phänomen unserer Zeit ist. Die Bibel zeigt uns so viele konkrete Beispiele von Migration. Das reicht, wenn wir da an Abraham denken. Der Ruf des Herrn drängt ihn dazu, sein Land zurückzulassen, um in ein anderes Land zu ziehen. *Geh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeige», so spricht Gott zu Abraham. Und so war es auch für das Volk Israel, wo es aus Ägypten, wo es in der Sklaverei war, 40 Jahre durch die Wüste zog, bis es dann in das verheissene Land Gottes einziehen konnte. Und selbst die heilige Familie, Josef, Maria, der kleine Jesus mussten fliehen, um den Bedrohungen des Herodes zu entkommen. Josef stand mitten in der Nacht auf, nahm das Kind und seine Mutter und floh mit ihnen nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tode des Herodes. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Migration. Egal wo auf der Welt, es gibt kein Volk, das nicht das Phänomen der Migration kennengelernt hätte. Im Verlauf der Jahrhunderte haben wir in diesem Zusammenhang grosse Zeichen von Solidarität beobachten können, auch wenn es nie an sozialen Spannungen gemangelt hat. Heute fördert die Wirtschaftskrise eine Haltung der Verschlossenheit und der Feindseligkeit Flüchtlingen gegenüber. In einigen Teilen der Welt werden Mauern und Zäune aufgerichtet. Es scheint manchmal als ob das stille Werk vieler Männer und Frauen, die auf verschiedenste Weise den Flüchtlingen helfen und beistehen, verdunkelt wird, durch den Lärm anderer, die einem instinktiven Egoismus das Wort reden. Aber das Sich-Verschliessen ist keine Lösung. Es ist sogar im Gegenteil so, dass das Sich-Verschliessen den Kriminellen Türen und Tore öffnet, Menschen zu schleusen. Die Solidarität mit den Flüchtlingen, mit Fremden, das ist es, was uns weiterbringt. Der Einsatz für die Christen auf diesem Feld ist dringend, heute wie damals. (… Forts. siehe Radio Horeb Podcast vom 26.10.2016 @ 6 min 34 sec). Die Lesung zur heutigen Katechese ist dem Matthäusevangelium entnommen(siehe Mt 2,13-15):

In jener Zeit erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 26. Oktober 2016

Liebe Brüder und Schwestern, viele Menschen sind heute auf der Flucht, weil es Krieg, wirtschaftliche Krisen oder klimatische Veränderungen in ihren Heimat­ländern gibt. Auch die Heilige Schrift bietet zahlreiche Beispiele von Flucht und Migration. Selbst die Heilige Familie musste vor Herodes in ein fremdes Land fliehen. Die Geschichte der Menschheit ist zugleich eine Geschichte von Flucht und Migration. Das Wort Jesu: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben“ (Mt 25,35-36) erinnert uns daran, im notleidenden Menschen Christus zu sehen und ihm Barmherzigkeit zu erweisen. In einem gesellschaftlichen Klima, das häufig von Verschlossenheit statt Aufnahmebereitschaft geprägt ist, sind gerade wir Christen aufgerufen, offen zu sein für alle Menschen, die vor Krieg, Hunger, Gewalt und unmenschlichen Lebenssituationen fliehen. Für alle, die Heimat, Familie, Arbeit und Würde verloren haben, können wir eine große Hilfe sein. „Dem Nackten Kleidung geben“ heißt vor allem, den Opfern unmenschlichen Handelns ihre Würde zurückzugeben. Viele notleidende Menschen brauchen unsere Hilfe. Verschließen wir uns nicht! Werden wir nicht gleichgültig! Unser eigenes Leben wird fruchtbar, wenn wir uns für die anderen öffnen. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:

Ein herzliches Willkommen allen Pilgern deutscher Sprache, vor allem den vielen Jugendlichen. Besonders grüße ich die Schülerinnen der St.-Ursula-Mädchenrealschule aus Augsburg. Liebe Freunde, vergessen wir nie, dass uns in den notleidenden Menschen Jesus selbst begegnet! Gott segne euch alle. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Weitere Hinweise und Quellen

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