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Nur Wesentliches macht bei der Jugendbegleitung Sinn und Freude

26. Katechese zur Barmherzigkeit im Licht des Neuen Testaments von Papst Franziskus

Bild: InternetIn der Katechese bei der Generalaudienz vom Mittwoch, 16. November 2016, wurde diesmal eine Lesung aus dem Lukasevangelium vorgetragen (siehe Lk 6,41-42).  Heute widmen wir die Katechese einem Werk der Barmherzigkeit, das wir sehr gut kennen. Aber wie setzen es vielleicht nicht in die Praxis um, wie wir es eigentlich müssten: Geduldig die Lästigen ertragen. Und die gibt es. Wir sind sehr gut in dem Punkt, dass wir jemanden erkennen, der uns lästig ist, wenn wir jemanden erkennen auf der Strasse  oder wenn wir ein Telefonat bekommen, dann denken wir sofort, ohje, wie lange muss ich jetzt dieses Gejammer oder Gequatsche oder die Frage hören von dieser Person? Und manchmal passiert es, dass die lästigen Personen diejenigen sind, die uns ganz nahe sind, vielleicht noch näher als andere, vielleicht gibt es unter den Verwandten jemanden, oder am Arbeitsplatz, da fehlen die ja auch nicht. Oder wir treffen sie auch in der Freizeit. Was sollen wir denn tun im Umgang mit ihnen, mit den lästigen Personen? Aber was ist mit uns? Auch wir sind den anderen lästig! Oder? Auch wir! Unter den Werken der Barmherzigkeit ist auch dieses «Geduldig die Lästigen ertragen» aufgeführt worden. Warum wohl? In der Bibel sehen wir, dass Gott selbst Barmherzigkeit gebrauchen muss, um das Gejammer seines Volkes zu ertragen. Zum Beispiel im Buch Exodus, da jammert und beschwert sich das Volk. Erst weint es, weil es im Sklaventum in Ägypten ist, dann wird es von Gott befreit. Dann beschwert es sich in der Wüste. weil es nichts zu essen gibt. Und Gott sendet das Manna und die Wachteln. Aber trotz allem hört das Gejammer und die Beschwerden nicht auf. Mose wirkt als Mittler zwischen Gott und dem Volk. Aber auch er ist manchmal lästig dem Herrn gegenüber. Aber Gott hat Geduld! Und so hat er Mose gelehrt und auch dem Volk die wesentliche Dimension des Glaubens gezeigt. Es kommt eine spontane Frage: Machen wir auch mal Gewissenserforschung, ob wir nicht manchmal lästig den andern gegenüber sind? Es ist leicht mit dem Finger auf die Fehler anderer zu zeigen, aber wir müssen lernen, dass wir uns in die Schuhe der anderen begeben. Wir schauen jetzt mal vor allem auf Jesus: Wie viel Geduld hat er in seinem öffentlichen Leben? Einmal, als er mit seinen Jüngern wanderte, wurde er von der Mutter Johannes und Jakobus festgehalten und gefragt: Sag, dass diese zwei Söhne von mir einmal in deinem Reich zur linken und zur rechten Seite bei dir sitzen werden. Die Mama hat damit für ihre Söhne Lobby betrieben. Das ist eben die Mama! Und in dieser Situation nimmt Jesus dies zum Anlass, eine Lehre zu erteilen. Sein Reich ist nicht ein Reich der Macht, es ist kein Reich der Ehre wie auf Erden sondern des Dienstes und der Hingabe an die anderen. Jesus lehrt, immer ans Wesentliche, an den Kern zu gehen, und mit Distanz zu schauen, wie die eigene Mission, die eigene Sendung ist. Auch wir können hier auch den Ruf zu zwei weiteren geistigen Werken sehen: die Sünder zurechtzuweisen und die Unwissenden zu lehren. Wir wissen wie viel Energie man da hineinstecken kann, wenn man den Personen helfen möchte, im Glauben und im Leben zu wachsen. Ich denke da zum Beispiel an die Katechisten. Es sind viele Mütter und viele Ordensleute, die da Zeit schenken, um die Jugendlichen zu lehren, die wesentlichen Züge des Glaubens zu lehren. Wie viel Mühe stecken sie da rein, vor allem wenn eigentlich die Kinder, die Jugendlichen viel lieber spielen wollen statt jetzt Unterricht in Katechese zu haben. Auf der Suche nach dem Wesentlichen, die Jugend zu begleiten, das ist schön und wichtig, weil man dann die Freude teilt und weil man den Sinn des Lebens spüren kann. Manche halten sich dabei bei unwesentlichen Dingen auf, weil sie vielleicht niemandem begegnet sind, der sie gelehrt hat, das Wesentliche, das Wichtige und Schöne zu suchen und zu schätzen. Eine wichtige Hilfe, vor allem in unserer Zeit, weil da viele die Orientierung zu verlieren scheinen, zu lehren, was der Herr von uns will und wie wir darauf antworten, bedeutet auch in der eigenen Berufung und auf dem Weg zur Freude zu wachsen. Wenn die Mutter von Jakobus und Johannes fragt, und das hören ja alle Jünger, zeigt Jesus den Weg, um nicht in Neid und Ehrgeiz zu fallen, denn das sind immer Versuchungen, die auf der Lauer sind, auch unter uns Christen. Aber das Wichtige ist, auch in diesem Bereich, zu ermahnen, zu lehren auf so eine Art, dass man sich nicht von oben herab fühlt, sondern in uns selbst hineintreten und uns selber auch prüfen, ob wir korrent sind mit unserem Verhalten, wenn wir die anderen kritisieren. Vergessen wir nicht die Worte Jesu, entnommen aus dem Lukasevangelium (siehe Lk 6,41-42):

Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Der Heilige Geist möge uns helfen, geduldig und demütig zu sein, wenn wir lehren (siehe Radio Horeb Podcast vom 16.11.2016).

Zusammenfassung der Katechese von Papst Franziskus vom 16. November 2016

Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen heute ein weiteres Werk der Barmherzigkeit betrachten: die Lästigen geduldig ertragen. Wie schnell stellen sich bei uns Gedanken der Ungeduld ein, wenn uns die Gegenwart eines Menschen lästig fällt. Die Heilige Schrift aber zeigt uns, dass selbst Gott zu seinem störrischen Volk barmherzig ist. Erst stöhnt es über die Knechtschaft in Ägypten und wird von Gott befreit, dann klagt es in der Wüste über Hunger und wird mit Wachteln und Manna gespeist. Gott ist stets langmütig mit seinem Volk. Auch Jesus selbst zeigt sich überaus geduldig, wenn er beispielsweise das ehrsüchtige Verhalten seiner Jünger für eine Unterweisung nutzt: Die Sünder zurechtweisen und die Unwissenden lehren, sind weitere geistliche Werke der Barmherzigkeit, die der Herr uns selbst vorlebt. Angesichts der Orientierungslosigkeit unserer Zeit sollen wir alle unserem Nächsten bei unsern täglichen Begegnungen in aller Demut helfen, den Blick vom Oberflächlichen auf das Wesentliche zu richten. So wachsen wir alle in der eigenen Berufung und auf dem Weg der wahren Freude. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:

Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache. Gott ist mit uns immer barmherzig und hat uns ein Beispiel gegeben, damit auch wir so handeln. Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt in Rom und segne euch alle von Herzen. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Weitere Hinweise und Quellen

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