Schönheit (sprachlich von «schauen») ist nach Thomas v. Aquin das Leuchten der Form, eine unmittelbare und notwendige (und alle andern Wesensbestimmungen vollendende) Wesensbestimmung des Seins. Sie ist faktisch untrennbar von der Kontemplation (siehe Beschauung), in der der Mensch über sein Begehren hinaus im Gefallen ruht, aber auch untrennbar von der Hoffnung, da das Schöne (vielleicht oft unbewußt) notwendig in seiner Beziehung zum Unendlichen geliebt wird, das als Exemplarursache und Verheißung in allem Schönen anwest. Schön im ursprünglichen Sinn ist jedes Seiende; die Schönheit wächst im Maß der Lebenssteigerung (im Materiellen etwa als Symmetrie, Proportion, Harmonie oder aber als Funktionelles; im Organischen als Vitalität und Rhythmus) und kommt so im höchsten Maß dem absolut Schönen, Gott, zu. Wenn die heutige Theologie im Gegensatz zu ihrer Tradition (von Plotin aus Augustinus, Pseudo-Dionysios, Bonaventura) der Schönheit mit wenigen Ausnahmen (H. U. v. Balthasar) keine Aufmerksamkeit mehr schenkt, so ist das Schöne doch noch in der Liturgie und in der kirchlichen Kunst in etwa da. Anknüpfungspunkte zu einer Theologie der Schönheit finden sich vor allem in der Brautmystik (dem Hohenlied des Alten Testamentes) und von da aus in der Ekklesiologie; die Praeambula fidei könnten auch auf die Schönheit der Offenbarung als ganzer aufmerksam machen. Es kann zwar keine christliche rein ästhetische Lebenshaltung geben (Kierkegaard), da das reine Schöne erst im künftigen Heil liegt, doch ist für den Glaubenden die Schönheit wenigstens die geheime Essenz der Welt, in deren Herz (Mt 12,40) nicht der leidende Gottesknecht ohne Gestalt und Schönheit (ls 53,2), sondern die Doxa Gottes durch das Leiden des Gottesknechtes ist. kthW