41. Katechese zum Jahr des Glaubens von Papst Franziskus
Im Namen des Vaters und Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Der Friede sei mit euch. Und mit deinem Geiste. Zu Beginn einer Generalaudienz wird immer eine Stelle aus der Heiligen Schrift vorgelesen, heute aus dem Römerbrief (vgl. Röm 8, 26-27): So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein. Wort des lebendigen Gottes. Liebe Brüder und Schwestern, der Ausdruck «Gemeinschaft der Heiligen», den wir im Glaubensbekenntnis bezeugen, hat zwei Bedeutungen, die eng zusammenhängen, nämlich Gemeinschaft an den heiligen Dingen und Gemeinschaft der heiligen Personen. Heute wollen wir den zweiten Aspekt näher betrachten, der uns zeigt, dass es eine Gemeinschaft des Lebens gibt, zwischen allen, die durch Taufe zu Christus gehören, dem Ursprung des Heils.
Gemeinschaft der Heiligen bedeutet daher, in der Kirche, in Gemeinschaft mit Gott zu sein. Die Teilhabe an der Liebe Gottes lässt dann auch uns untereinander ein Herz und eine Seele werden. Überall, wo Menschen von der Liebe Gottes ergriffen sind, versuchen sie diese hinauszutragen. Das ist ein weiteres Merkmal der Gemeinschaft der Heiligen, nicht in sich verschlossen zu sein, sondern die Liebe mitzuteilen. Schliesslich reicht die Gemeinschaft der Heiligen bis ins Jenseits. Die auf der Erde Lebenden bilden mit den armen Seelen im Fegfeuer und mit den Heiligen im Paradies eine grosse Familie. Besonders die Feier von Allerheiligen und Allerseelen bringt die gegenseitige Solidarität und Hilfe dieser Gemeinschaft zum Ausdruck. Sie wird im Beten füreinander lebendig. … Ein herzliches Willkommen allen Pilgern deutscher Sprache, besonders grüsse ich die jungen Sänger des Kölner Domchors mit ihren Eltern sowie das Landeskomitee der Katholiken in Bayern. Liebe Freunde, entdecken wir immer mehr die Schönheit des Glaubens in der Gemeinschaft der Heiligen. Gott segne euch alle.
Live-Übersetzung der Ansprache von Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Liebe Brüder und Schwestern! Heute möchte ich von einem sehr schönen Aspekt unseres Glaubens sprechen, nämlich dem der Gemeinschaft der Heiligen. Der Katechismus der Katholischen Kirche erinnert uns daran, dass mit diesem Ausdruck zwei Punkte verbunden werden: Die Gemeinschaft der heiligen Dinge und die Gemeinschaft der heiligen Menschen, Personen. Ich werde jetzt auf den zweiten Aspekt vor allem eingehen. Es geht dabei um einen der tröstlichsten Aspekte unseres Glaubens, weil wir uns daran erinnern, dass wir nicht alleine sind, sondern es eine Gemeinschaft des Lebens, eine Kommunion des Lebens zwischen allen denjenigen gibt, die zu Christus gehören, eine Gemeinschaft, die aus dem Glauben entspringt. Und so benennt der Ausdruck «Heilige» diejenigen, die an den Herrn Jesus glauben und die in ihm in die Kirche eingegliedert sind durch die Taufe. Deshalb wurden die Christen «Heilige» genannt. Das Evangelium von Johannes bezeugt, dass vor seiner Passion Jesus den Vater bat um die Gemeinschaft, die Kommunion unter seinen Jüngern, mit diesen Worten: «dass sie eins seien, so wie du Vater in mir bist und ich in dir, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt. dass du mich gesandt hast.» Die Kirche in ihrer tiefsten Wirklichkeit ist Gemeinschaft mit Gott, Vertrautsein mit Gott, liebende Gemeinschaft mit Christus und mit dem Vater im Heiligen Geist. Und das verlängert sich in der brüderlichen Gemeinschaft. Diese Beziehung zwischen Jesus und dem Vater ist die Matrix der Verbindung zwischen uns Christen. Wenn wir in dieser Matrix, in dieser Vorlage eingefügt sind, in diesem glühenden Ofen der Liebe, der die Dreifaltigkeit ist, dann können auch wirklich ein Herz und eine Seele sein, unter uns. Weil die Liebe Gottes unsere Egoismen verbrennt, unser Vorurteile und unsere Trennungen, die inneren und die äusseren. Wenn es diese Verwurzelung in der Quelle der Liebe gibt, die Gott ist, dann gibt es auch eine Hin- und Herbewegung zwischen den Geschwistern zu Gott, die Erfahrung der brüderlichen, geschwisterlichen Gemeinschaft, die uns zur Gemeinschaft mit Gott führt.
Das ist der zweite Aspekt der Gemeinschaft der Heiligen, den ich unterstreichen möchte. Unser Glaube braucht die Unterstützung durch die anderen, besonders in den schwierigen Momenten des Lebens. Wenn wir verbunden sind, dann kann unser Glaube stark sein. Wie schön ist es, wenn wir uns gegenseitig unterstützen können in dem wunderschönen Abendteuer des Glaubens. Ich sag das, weil die Tendenz, sich im Privaten zu verschliessen auch den religiösen Bereich beeinflusst hat, so dass oft wir uns schwer damit tun, spirituelle Hilfe zu erbitten von denjenigen, die mit uns die christliche Erfahrung leben. Wer von uns hat noch nicht Unsicherheit erlebt, Verlorenheit oder sogar Zweifel auf dem Glaubensweg? Wir alle! Wir haben das schon alle erlebt, auch ich, alle! Das gehört zum Glaubensweg. Das alles darf uns nicht verunsichern, weil wir menschliche Wesen sind, die durch Gebrechlichkeit und unsere Grenzen ausgezeichnet sind. Wir haben alle unsere Grenzen! Keine Angst, wir haben alle solche Grenzen. Und in solchen schwierigen Momenten ist es wichtig, dass wir uns an Gott um Hilfe wenden, durch das treue Gebet und gleichzeitig ist es genauso wichtig, den Mut zu haben und auch die Demut, sich anderen zu öffnen, um Hilfe bitten, um die Hand eines anderen zu bitten. Wie oft haben wir das getan? Und dann ist es uns gelungen, aus dem Problem herauszukommen. In dieser Gemeinschaft, Gemeinschaft, dass wir sagen, wir sind in einer gemeinschaftlichen Einheit, Communione, verbunden. Und das ist wie eine grosse Familie, in der alle Glieder sich helfen und sich untereinander stützen.
Und nun kommen wir zu einem andere Aspekt: Die Gemeinschaft der Heiligen geht über dieses irdische Leben hinaus, geht über den Tod hinaus und dauert für immer. Es geht weiter im anderen Leben. Es ist eine geistliche, spirituelle Gemeinschaft, die aus der Taufe entspringt und die nicht durch den Tod zerstört wird, sondern dank der Auferstehung Christi wird auch diese geistliche Gemeinschaft ihre Fülle im ewigen Leben finden. Es gibt eine tiefe und unauflösliche Verbindung zwischen denjenigen, die noch Pilger in diesem Leben sind, also uns, und all denjenigen, die schon die Schwelle des Todes überschritten haben, um in die Ewigkeit einzutreten. Alle Getauften hier unten auf der Erde, die Seelen im Fegefeuer und all derjenigen Seelen, die schon im Paradies sind, bilden alle zusammen eine grosse Familie. Diese Gemeinschaft zwischen Himmel und Erde wird besonders hergestellt im Gebet, im Fürbittgebet. Wir haben diese Schönheit des Glaubens, eine Wirklichkeit, die uns wirklich zu Geschwistern macht und die uns auf dem Weg des Lebens begleitet. Lasst uns diesen Weg Richtung Himmel mit Vertrauen und Freude gehen. Der Christ muss freudig sein, voller Freude, so viele Geschwister zu haben, die mit uns gehen, mit der Hilfe der Geschwister, die diesen Weg genauso gehen, auf dem Weg zum Himmel sind. Mit der Hilfe von den Schwestern und Brüdern, die schon im Himmel sind und Jesus für uns bitten. Lasst uns diesen Weg mit Freude gehen. Amen.
Weitere Hinweise und Quellen
- Libreria Editrice Vaticana: Generalaudienz mit Papst Franziskus am 30. Oktober 2013
- Radio Vatikan Audiodokument Artikel 742013 von Stefan von Kempis: Papst: „Alle hatten schon Glaubenszweifel – ich auch“
- Radio Horeb: Podcast zur Generalaudienz vom 30. Oktober 2013
- ZENIT (Link vergriffen): Katechese von Papst Franziskus während der Generalaudienz am 30. Oktober 2013
- ⇒ Jahr des Glaubens
One thought on “Dass alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir; dass sie in uns eins seien … (Joh 17, 21)”
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