42. Katechese zum Jahr des Glaubens von Papst Franziskus
Im Namen des Vaters und Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Der Friede sei mit euch. Und mit deinem Geiste. Zu Beginn einer Generalaudienz wird immer eine Stelle aus der Heiligen Schrift vorgelesen, heute aus ersten Korintherbrief (vgl. 1 Kor 13, 1-2): Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Wort des lebendigen Gottes. …
Liebe Brüder und Schwestern, im Glaubensbekenntnis weist der Ausdruck «Gemeinschaft der Heiligen» auch auf Gemeinschaft an den heiligen Dingen, an den geistigen Gütern hin. Dies geschieht auf dreifache Weise: Erstens ist es eine Gemeinschaft an den Sakramenten, in denen wir nicht nur Christus begegnen, sondern auch seinem geheimnisvollen Leib, der Kirche, eingefügt werden. Jede Begegnung mit Christus, der uns das Heil schenkt, lädt uns ein aufzubrechen und ihn den Menschen sichtbar zu machen. Die Sakramente leiten uns an, missionarisch zu wirken. Zweitens haben wir hier eine Gemeinschaft an den Charismen. Der Heilige Geist vermittelt besondere Gnaden, um damit vielen Gutes zu tun. Wir alle sind aufgerufen, diese Gaben in uns und in den anderen zu achten, um sie als Anregung für ein fruchtbares Wirken der Kirche aufzunehmen. Der dritte grundlegende Aspekt an den heiligen Dingen ist die Gemeinschaft der Liebe. Ohne Liebe nützen die Gaben nichts, ohne Liebe gäbe es keine Einheit. Wir sind berufen, zum Sakrament der Liebe zu werden, welches Gott und die Menschen wirklich verbindet. … Von Herzen grüsse ich die deutschsprachigen Pilger, insbesondere die Schüler der Realschule Maria … Wir alle sind eingeladen, uns in der Gemeinschaft mit Jesus in den Sakramenten, in den Charismen und in der Liebe zu öffnen, um so wirklich unsere Berufung als Christen zu leben.
Live-Übersetzung der Ansprache von Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag! Am vergangenen Mittwoch habe ich über die Gemeinschaft der Heiligen gesprochen, darüber, dass hier eine Verbindung steht zwischen den Heiligen im Himmel und den geheiligten Menschen hier auf Erden, also zwischen uns. Heute möchte ich diese Aspekte noch ein bisschen vertiefen. Erinnert euch, es gab zwei Aspekte. Das eine war die Einheit, die Gemeinschaft unter uns, wir bilden eine Gemeinschaft. Der andere Aspekt ist die Teilhabe an den geistlichen Gütern, an den heiligen Dingen. Diese beiden Aspekte sind untereinander fest verbunden.
1. Die Teilhabe an den geistlichen Gütern, an den Sakramenten
Tatsächlich ist es so, dass die Gemeinschaft unter den Getauften dadurch wächst, dass sie in intensiverer Weise an den geistlichen heiligen Dingen teilnehmen. Denken wir an die Sakramente, die Charismen und vor allen Dingen die Liebe. Wir wachsen in der Einheit, in der Gemeinschaft durch die Sakramente und Charismen, die jeder hat, weil ihm der Heilige Geist gegeben ist, und durch die Liebe. Besonders die Sakramente stiften Gemeinschaft. Die Sakramente bringen zum Ausdruck und realisieren eine ganz tiefe Gemeinschaft unter uns, denn in ihnen finden wir Christus. Er ist der Retter und durch ihn sind wir auch mit unseren Brüdern und Schwestern in dem Glauben verbunden. Die Sakramente sind nicht nur Erscheinungen, reine Riten, die Sakramente sind die Kraft Christi, es ist Jesus Christus in den Sakramenten. Wenn wir die heilige Messe feiern, dann ist in der Eucharistie er selbst, Jesus, lebendig gegenwärtig. Er versammelt uns, er macht aus uns eine Gemeinschaft und er lässt uns den Vater anbeten. Jeder von uns ist durch die Taufe, die Firmung, die Eucharistie Christus einverleibt und damit mit der gesamten Gemeinschaft der Gläubigen vereint. Auf der einen Seite sind wir die Kirche, die die Sakramente feiert und macht in gewisser Weise, auf der anderen Seite sind es aber die Sakramente, die die Kirche konstituieren und machen, neue Kinder sozusagen in der Kirche schafft. Jedes Zusammentreffen mit Christus, der uns in den Sakramenten das Heil gibt, lädt uns ein, den anderen, die Rettung zu bringen, die wir sehen, berühren und finden konnten, die wir aufnehmen und annehmen konnten. Es ist wirklich unglaublich, es ist die Liebe. Die Sakramente drängen und treiben uns dazu, missionarisch zu sein. Es ist unser evangelischer, apostolischer Auftrag, das Evangelium in alle Winkel dieser Erde zu bringen. Wir müssen dazu an einem intensiven geistlichen und sakramentalen Leben teilnehmen, dass wir Gott nahe kommen, der allen das Heil schenken möchte, die Gnade der Sakramente nährt in uns einen starken und freudigen Glauben, einen Glauben, der zu staunen weiss über die Wunder Gottes und der den Idolen der Welt widersteht. Deswegen ist es so wichtig, in die sakramentale Gemeinschaft einzutreten in der heiligen Kommunion, es ist wichtig, dass die Kinder früh getauft werden, es ist wichtig, dass sie gefirmt werden. Warum? Denn das ist die Gegenwart Christi in uns, die uns hilft. Es ist wichtig, dass wir, wenn wir uns als Sünder empfinden, zum Beichtsakrament, zum Busssakrament gehen. Wir können nicht sagen: «Ah, Heiliger Vater, wir haben Angst, der Pfarrer wird uns sicher mit dem Stock eins überziehen.» Nein, nein, hier geht es um die barmherzige Liebe des Vaters, der uns heilen und retten möchte.
2. Die Teilnahme an den Charismen, die der Heilige Geist gibt
Ein zweiter Aspekt dieser Heiligung durch die heiligen Dinge ist die Teilnahme an den Charismen. Der Heilige Geist gibt den Gläubigen eine grosse Vielfalt von geistlichen Gnaden und Gaben. Dieser Reichtum der Gaben richtet sich auf die Vervollkommnung der Kirche. Charismen ist ein etwas schweres Wort. Die Charismen sind die Geschenke, die uns der Heilige Geist gibt, ein Geschenk, so zu sein, das zu können, wie auch immer, es sind die Geschenke, die der Heilige Geist gibt. Aber er gibt sie nicht dafür, dass wir sie verstecken. Er gibt uns diese Geschenke, um sie mit den anderen zu teilen. Die sind nicht für den gedacht, der sie empfängt, sondern für die Nützlichkeit und die Aufarbeitung des Volkes Gottes. Wenn ein Charisma, ein solches Geschenk des Heiligen Geistes dazu verwendet wird, sich selbst zu erbauen, dann widerspricht das dem Auftrag, der mit diesem Geschenk verbunden ist. Die Charismen sind besondere Gnaden, die einigen gegeben werden, um vielen anderen Gutes zu tun. Es sind Haltungen, Inspirationen, innere Antriebe, die aus dem Bewusstsein geboren werden in bestimmten Personen, dass sie gerufen sind, um für die Gemeinschaft der Gläubigen da zu sein. Diese Geschenke des Heiligen Geistes sind zum Vorteil der Kirche und der Evangelisation gedacht. Wir sind alle gerufen, diese Geschenke zu respektieren und anzunehmen wie nützliche Anregungen für ein fruchtbares Wirken der Kirche. Der hl. Paulus hat dazu ermahnt: «Löscht den Geist nicht aus. Löscht den Geist nicht aus.» Der Geist gibt uns diese Geschenke, diese Fähigkeiten, Tugenden, so viele wunderschöne Dinge, die die Kirche wachsen lassen. Was ist unsere Haltung angesichts dieser Geschenke und Gaben des Heiligen Geistes? Wir sind uns bewusst, dass der Heilige Geist frei ist, diese Geschenke dem zu geben, dem er sie geben möchte. Wir sehen diese Geschenke wie eine geistliche Hilfe, durch die Gott unsere Kraft, unseren Glauben für die Sendung in der Welt erhält.
3. Die Gemeinschaft in der Liebe, die Einheit unter uns wirkt
Und kommen wir jetzt zum dritten Aspekt der Gemeinschaft an den heiligen Dingen. Das ist die Gemeinschaft in der Liebe. Die Einheit unter uns wird durch die Liebe gewirkt. Bei den ersten Christen war das so, dass die Heiden, die sie sahen, staunten und sagten: «Seht, wie sie einander lieben, wie sie einander Gutes wünschen und wollen. Sie hassen sich nicht. Sie reden nicht schlecht, einer über den anderen.» Und das ist gut, die Liebe. Das ist die Liebe Gottes, die der Heilige Geist uns in Herz einsenkt. Die Charismen sind wichtig im Gemeinschaftsleben der Christen. Aber es sind immer Mittel, um die Liebe wachsen zu lassen. Und der hl. Paulus setzt die Liebe ganz klar über die Charismen. Ohne die Liebe sind die ausserordentlichsten Gaben und Geschenke nichts wert. Man kann sagen: «Aber der da heilt Menschen , der kann das und er kann jenes.» Aber hat er auch Liebe in seinem Herzen? Hat er wirklich die Liebe? Wenn er sie hat, dann vorwärts! Wenn er sie nicht hat, dann dient er der Kirche nicht. Ohne die Liebe sind alle Gaben und Geschenke für die Kirche unnütz. [Beifall] Dort, wo es keine Liebe gibt, da ist eine grosse Leere. Diese Leere wird durch den Egoismus ausgefüllt. Und ich frage euch: «Wenn wir alle Egoisten sind, und nur Egoisten, können wir dann in der Gemeinschaft in Frieden zusammenleben?» Geht das, wenn wir alle Egoisten sind? Kann man oder kann man nicht? Nein, man kann eben nicht! Und deswegen ist die Liebe so wichtig, die uns eint. Die Liebe! [Beifall] Die kleinste Geste der Liebe hat gute Auswirkungen für alle. Deswegen, die Einheit der Kirche zu leben, die Gemeinschaft in der Liebe, bedeutet, nicht den eigenen Interessen nachzulaufen, sondern die Leiden und die Freuden der Brüder zu teilen, immer bereit, den Schwächsten und Ärmsten beizustehen. Diese brüderliche Solidarität ist keine rhetorische Formel, eine Redensart, das ist integraler Bestandteil der Gemeinschaft unter den Christen. Wenn wir sie leben, dann sind wir in der Welt Zeichen, wir sind Sakrament der Liebe Gottes, wir sind es, die einen für die anderen, wir sind es für alle. Es geht hier nicht um jene kleinliche Liebe, die wir uns gegenseitig geben. Oder sagen wir: Es geht vor allen Dingen um die grosse Liebe, die wir in der Kraft Gottes einander schenken sollen. Wir sind oft innerlich so trocken, gleichgültig und anstatt Brüderlichkeit zu verbreiten, verbreiten wir Kälte, unsere schlechte Laune, unseren Egoismus. Und von der üblen Laune und von dem Egoismus und der Kühle kann man die Kirche etwa aufbauen? Kann man die Kirche dadurch aufbauen? Nein! Mit schlechte Laune und Kühle und Egoismus wächst die Kirche nicht. Sie wächst nur durch die Liebe, die Liebe, die durch den Heiligen Geist kommt. Der Herr lädt uns ein, uns der Einheit, mit ihm in den Sakramenten, in den Charismen und der Liebe zu öffnen, um würdig unserer christlichen Berufung zu leben.
Bitte um einen Akte der Liebe für ein krankes Kind, die kleine Noëmi
Und jetzt erlaube ich mir, euch zu fragen, um euch um einen Akt der Liebe zu bitten. Also, seid ganz ruhig, wir werden jetzt hier nicht Geld einsammeln. Nein, nein, es geht um einen Akt der Liebe! [Beifall] Bevor ihr auf den Platz gekommen seid, natürlich, bevor ich auf den Platz gekommen bin, habe ich ein Kind getroffen, eineinhalb Jahre alt, mit einer ganz schweren Krankheit. Sein Vater und seine Mutter beten und bitten den Herrn um die Gesundheit für dieses Kind, für dieses wunderschöne Kind. Das Kind heisst Noëmi und hat gelächelt, das arme Kind. Tun wir einen Akt der Liebe, dieses getaufte Kind, es ist eins von uns, tun wir einen Akt der Liebe, ganz in der Stille. Bitten wir den Herrn um seine Hilfe, in diesem Augenblick, dass er diesem Kind die Gesundheit schenkt. Einen Augenblick Stille und das beten wir gemeinsam das Gegrüβet seist du Maria. … Wir beten alle gemeinsam zur Gottesmutter um die Gesundheit von Noemi: Gegrüβet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. Danke für diesen Akt der Liebe!
Weitere Hinweise und Quellen
- Libreria Editrice Vaticana: Generalaudienz mit Papst Franziskus am 6. November 2013
- Radio Vatikan Audiodokument Artikel 744066 von Mario Galgano: Generalaudienz: „Beten wir für Noemi“
- Radio Horeb: Podcast zur Generalaudienz vom 6. November 2013
- ZENIT (Link vergriffen): Katechese von Papst Franziskus während der Generalaudienz am 6. November 2013
- ⇒ Jahr des Glaubens
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