Schlagwort-Archive: Begriff

In der Lehre vom Begriff ist das Begreifen die erste Tätigkeit des Verstandes. Wir können es definieren als den Akt, durch welchen der Verstand die Wesenheit eines Dinges erfasst, ohne davon etwas zu bejahen oder zu verneinen. Im Unterschied zum Urteilen haben wir es bei der Denktätigkeit des Begreifens mit einem einfachen oder blossen Erfassen der Wesenheit eines Dinges zu tun, das heisst, hier wird über das Objekt, das wir erfassen, noch keine Aussage gemacht, vor allem keine Aussage über dessen wirkliche Existenz. Deshalb wird das Begreifen in der Sprache der Schule simplex apprehensio, einfache Erfassung, genannt.

Zum Wesen des Begriffs gehört, dass der Verstand in seiner ersten Tätigkeit, dem Begreifen, den Begriff bildet, der das einfachste Element des Denkens darstellt. Wir können vom Begriff (oft auch Idee genannt) folgende Definition geben: Der Begriff ist das vom Verstand ausgeprägte, geistige Erkenntnisbild, worin der Verstand die Wesenheit eines Dinges erfasst. Das Erkenntnisbild ist ein Mittel zum Erkennen. Es verbindet Subjekt und Objekt miteinander und stellt dieses im Subjekt dar. Der Begriff ist ein geistiges Erkenntnisbild. Dadurch unterscheidet er sich vom Phantasiebild (phantasma), das sinnlicher Natur ist. Der Begriff ist ein vom Verstand ausgeprägtes Erkenntnisbild. Die Sinne bilden keine Begriffe.

Im Begriff erfasst der Verstand die Wesenheit (oder das Wesen) eines Dinges, die sogenannte Washeit (quidditas): das, was der Frage «Was ist das?» als Antwort entspricht, zum Beispiel: Das ist ein Tier. Der Begriffsinhalt wird durch Abstraktion gewonnen: Der Verstand löst aus den Einzeldingen die Wesenheit los (= positive Abstraktion: etwas abstrahieren), indem er von den individuellen Merkmalen, von den Akzidentien, absieht (= negative Abstraktion: von etwas abstrahieren). In dieser Weise abstrahiert er beispielsweise aus den einzelnen Menschen die Wesenheit „vernunftbegabtes Sinnenwesen“, indem er Eigenschaften wie Grösse, Hautfarbe, Geschlecht, Alter usw. ausser Betracht lässt. Der Begriff enthält somit nur die vielen Dingen gemeinsame Wesenheit und sieht von den individuellen Merkmalen ab. Deshalb kann er von einer Vielheit von Dingen ausgesagt werden, zum Beispiel «vernunftbegabtes Sinnenwesen» von allen menschlichen Individuen.

Unter dem Begriffsinhalt verstehen wir die Gesamtheit der Merkmale, die einen Begriff ausmachen (z.B. beim Begriff „Mensch“ die Merkmale Substanz = in sich existierendes Wesen, körperlich, belebt, sinnbegabt, vernunftbegabt bzw. vernunftbegabtes Sinnenwesen). Als Begriffsumfang bezeichnen wir die Gesamtheit der Träger, denen ein Begriff zukommt (beim Begriff „Mensch“ alle menschlichen Individuen). Zwischen Begriffsinhalt und Begriffsumfang besteht folgende Beziehung: Je grösser der Begriffsinhalt ist, desto kleiner ist der Begriffsumfang und umgekehrt. Anders formuliert: Begriffsinhalt und Begriffsumfang stehen zueinander im umgekehrten Verhältnis.

Aus dem Buch „Von der Philosophie fürs Leben lernen“, Kapitel „Das Wesen des Begriffs“, Seite 40 ff, Dr. Gion Darms, 2012

Wir stehen wieder im Advent – Teil 2

Ankunft der Zukunft – Zweiter Teil einer Betrachtung von Karl Rahner

https://www.karl-rahner-archiv.de/karl-rahner/bildergalerien/ehrenpromotionen-preise
Em. Papst Benedikt XVI. (Josef Ratzinger) im Gespräch mit dem Theologen Karl Rahner, SJ

Der grosse Theologe und spirituelle Lehrer Karl Rahner hat wie kaum ein anderer in immer neuen Anläufen und neuen Perspektiven die Frage zur Sprache gebracht, wie wir Gott erfahren können. Und unermüdlich hat er betont, dass jeder Mensch grundsätzlich für eine solche Erfahrung offen ist, denn er lebt „mit den Sandkörnern des Strandes beschäftigt, am Rand des unendlichen Meeres des Geheimnisses …“. Seine Reden und Betrachtungen nehmen den Hörer und den Leser mit auf den Weg zu Knotenpunkten menschlicher Existenz wie Liebe, Einsamkeit und Tod und regen an, in diesen Erfahrungen alltäglicher Existenz leise, aber unausweichlich die Anwesenheit des geheimnisvollen Gottes zu erfahren und zu erspüren. Wollen Sie beim Lesen der adventlichen Betrachtung (Teil 2) auch MP3-Audio des Vortrags mithören? Dann klicken Sie auf folgenden Link.

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Erfinder von Pascal, Modula und Oberon auch Telematikpionier

Im TELEMATIK Spektrum-Gespräch: Prof. Dr. Niklaus Wirth

Niklaus Wirth
Interview in Zeitschrift TELEMATIK Spektrum Nr. 4/1994

Zu seinem 60. Geburtstag wurde zu Ehren von Professor Dr. Niklaus Wirth an der ETH Zürich eine internationale Konferenz über «Programming Languages and System Architectures» abgehalten. Im Springer Verlag sind dazu die Lecture Notes in Computer Science Nr. 782 erschienen. Persönlichkeiten wie E.W. Dijkstra, C.A.R. Hoare, B. Lampson und M. Reiser waren zugegen und würdigten – jeder auf seine Art – den Computerpionier. In der Folge konnte TELEMATIK Spektrum (TS) mit diesem originellen Mann und elffachen Buchautor ein Gespräch führen. Sie erfahren hierin, warum er nicht nur Vater von Computersprachen sondern auch europäischer Telematikpionier ist. Das Interview wurde vom damaligen Chefredaktor des TELEMATIK Spektrums, Louis A. Venetz, am 7. Juni 1994 geführt. Erfinder von Pascal, Modula und Oberon auch Telematikpionier weiterlesen

Dr. Gion Darms – ein Philosophie-Lehrer fürs praktische Leben

In Memoriam Dominikanerpater Dr. Gion Darms († 13. Oktober 2014)

https://www.cjw.ch/Gion_Darms/Konzept.pdfDer frühere Professor am Kollegium Maria Hilf in Schwyz ist am Montag, 13. Oktober, im Alter von 84 Jahren gestorben. Als ehemaliger langjähriger Lehrer fürs Gynasialfach Philosophie hat der Dominikanerpater Dr. Gion Darms an der Kantonsschule Kollegium Schwyz (KKS) viele Skripte geschrieben, die manch einen seiner Schüler fürs ganze Leben geprägt haben. Daraus ist ein handliches Lesebuch für ein breites Publikum entstanden, das eine Einführung in philosophische Grundfragen, Logik, Kritik und in das Denken bedeutender Philosophen vermittelt. Es wiederspiegelt den für den legendären Lehrer Gion Darms typischen Sinn für Systematik und Klarheit in der Gedankenführung und vermittelt auch Dokumente und atmosphärische Eindrücke vom damaligen Unterricht. Dr. Gion Darms – ein Philosophie-Lehrer fürs praktische Leben weiterlesen

Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe im Raum des Christusmysteriums

Förderung der Würde von Ehe und Familie – Unauflöslichkeit der Ehe

http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/index_ge.htmNachdem das II. Vatikanische Konzil die Würde der menschlichen Person und die Erfüllung der individuellen und gesellschaftlichen Aufgabe dieser Person kraft ihrer Berufung in der ganzen Welt dargelegt hat, lenkte das Konzil bereits vor bald 50 Jahren im Licht des Evangeliums und der menschlichen Erfahrung die Aufmerksamkeit aller auf bestimmte besonders schwere Nöte dieser Zeit hin, welche die Menschheit in hohem Maß bedrängten. Unter den vielen Problemen, die damals die Sorge aller wachriefen, sollten vor allem Ehe und Familie, die Kultur, das wirtschaftliche, soziale und politische Leben, die Verbindung der Völkerfamilie und der Friede behandelt werden. Hinsichtlich dieser Einzelfragen sollten die lichtvollen Prinzipien, die von Christus herkommen, verdeutlicht werden, damit durch sie die Gläubigen geleitet werden und alle Menschen Klarheit finden bei der Suche nach der Lösung so vieler schwieriger Probleme. Das war der Stand der Dinge vor rund 50 Jahren und ist heute noch so. Nicht überall erschien und erscheint die Würde von Ehe und Familie in gleicher Klarheit. Polygamie, um sich greifende Ehescheidung, sogenannte freie Liebe und andere Entartungen entstellen diese Würde. Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe im Raum des Christusmysteriums weiterlesen

Nicht Sklavenarbeit, nicht egoistischer Profit, nein, Arbeit heisst vielmehr, am Plan der Schöpfung teilzuhaben

22. Katechese zum Jahr des Glaubens von Papst Franziskus

Bild: L'Osservatore RomanoEin deutliches „Nein“ zur Arbeit, die in Sklaverei mündet und zum egoistischen Profitdenken kommt von Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz am Mittwoch, 1. Mai 2013. Arbeit heiße vielmehr, am Plan der Schöpfung teilzuhaben, sagte er auf dem vollbepackten Petersplatz. Im Evangelium werde berichtet, dass sich die Menschen wunderten, dass da der ‚Sohn eines Zimmermanns’ vor ihnen stehe. Josef – der Heilige des heutigen Hochfestes – habe Jesus in seiner Jugend geschützt, ihn aber auch in die Welt der Arbeit eingeführt, also in die Anstrengungen, Mühen und Befriedigung, aber auch die Schwierigkeiten des Arbeitsalltags.

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Die geistliche Armut unserer Tage ist die Diktatur des Relativismus

Rede von Papst Franziskus an das Diplomatische Corps im Heiligen Stuhl

Vatican News
Papst Franziskus beim Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps

Am Freitagmorgen, 22. März 2013 traf Papst Franziskus das Diplomatische Corps, das beim Heiligen Stuhl akkreditiert ist, im Vatikan. Radio Vatikan dokumentierte seine Rede, die Papst Franziskus auf Italienisch hielt, folgendermaßen auf Deutsch: Exzellenzen, meine Damen und Herrn, ich danke Ihrem Dekan, Botschafter Jean-Claude Michel, von Herzen für die schönen Worte, die er im Namen aller an mich gerichtet hat, und mit Freude empfange ich Sie zu dieser einfachen, aber zugleich intensiven Begrüßung, die gleichsam für die Umarmung steht, mit der der Papst die Welt umfängt. Denn durch Sie begegne ich Ihren Völkern, und so kann ich in gewissem Sinn jeden Ihrer Mitbürger erreichen, mit seinen Freuden, seinen dramatischen Situationen, seinen Erwartungen, seinen Wünschen. Dass Sie so zahlreich erschienen sind, ist auch ein Zeichen dafür, dass die Beziehungen, die Ihre Länder mit dem Heiligen Stuhl unterhalten, erfolgreich sind, dass sie wirklich eine Möglichkeit zum Wohl der Menschheit darstellen. Die geistliche Armut unserer Tage ist die Diktatur des Relativismus weiterlesen

Christus hat durch die Erneuerung der Beziehung zu Gott das Sein des Menschen neu gestaltet

16. Katechese von Papst Benedikt XVI. zum Jahr des Glaubens

Em. Papst Benedikt XVI.
Benedikt XVI. Anno domini 2005

Mit einem weiten Blick auf Schöpfung, Erlösung und die menschliche Freiheit setzte Papst Benedikt XVI. am Mittwoch, 6. Februar seine Katechesereihe über das Glaubensbekenntnis fort: Er sprach über Gott, den „Schöpfer des Himmels und der Erde“. In der Schöpfung können wir Gottes Handschrift erkennen, so der Papst, und sie mit Hilfe der Offenbarung Gottes auch richtig lesen. „Frage: Kann man heute angesichts der heutigen Naturwissenschaften eigentlich noch von Schöpfung reden? Natürlich ist die Bibel kein Lehrbuch der Naturwissenschaft, das ist nicht ihr Sinn. Sie geht in eine tiefere Dimension, sie fragt uns nach dem, worauf Welt, Sein und unsere Existenz beruht und was eigentlich die Wahrheit und die Wirklichkeit unseres Lebens ist.

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Portale der Wahrheit und des Glaubens

Papstbotschaft zum Medien- und Gedenktag des hl. Franz von Sales

Bild: www.katholisches.infoWie alle Formen der Kommunikation finde auch in den sozialen Netzwerken im Internet Gemeinschaftsbildung statt, so die Botschaft zum Welttag der Medien, den die Kirche jeweils am 24. Januar, am Gedenktag des hl. Franz von Sales, begeht. Es gehe nicht nur um den Austausch von Information, sondern letztlich um Selbstmitteilung. Damit dies gelingen könne, nennt der Papst vier Kriterien: Respekt, Rücksicht auf die Privatsphäre, Verantwortlichkeit und das Bemühen um die Wahrheit. Der Papst spart aber auch nicht mit Kritik, er benennt besonders zwei Punkte: Zum einen verdränge Beliebtheit die Bedeutung. Damit beschreibt er das Phänomen, dass im Internet Klickzahlen mehr zählen als Inhalte. Und zweitens bedauert er, dass diese Beliebtheit mehr mit „Strategien der Überredung“, also mit Werbung und Konsum, zu tun hätte als mit Logik und Vernunft.

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Gender leugnet die von Gott gewollte menschliche Natur

Weihnachtsansprache von Papst Benedikt XVI. an die Kurie

Em. Papst Benedikt XVI.
Benedikt XVI. Anno domini 2005

Vom Glauben gehalten können Christen „offen und angstfrei in jeden Dialog eintreten.“ So lässt sich der Grundton der Weihnachtsansprache des Papstes für die vatikanische Kurie zusammenfassen. Der Papst gab einen Überblick über die Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres und damit über die großen Themen: Die Familie, wie sie beim Familientreffen in Mailand aber auch bei der Bischofssynode immer wieder Thema war, der Dienst zum Frieden in der Welt und der Dialog der Religionen, und drittens die Frage der erneuerten Verkündigung.

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