Im Begriff haben wir den Anfang der intellektuellen Erkenntnis. Diese vollendet sich im Urteil. Begreifen besagt bloss das Erfassen der Wesenheit eines Dinges durch den Verstand. Die Beziehung zur Wirklichkeit wird dabei noch nicht hergestellt oder erkannt. Das geschieht erst im Urteil. Unsere geistige Erkenntnis vollzieht sich deshalb formell im Urteil.
Das Wesen des Urteils
Urteilen ist ein synthetischer Akt. Wir können das Urteil definieren als jene Tätigkeit des Verstandes, durch die dieser im Blick auf die Realität zwei Begriffe bejahend miteinander verbindet oder verneinend voneinander trennt. Das Urteil setzt zwar mehrere Akte des Erfassens voraus, doch ist es selbst ein einfacher Akt: die einfache Tätigkeit der Zustimmung oder Verneinung.
Das Urteil ist ein gedankliches Gebilde. Seinen Aufbau ersehen wir am besten aus dem Satz (Aussagesatz), der den sprachlichen Ausdruck des Urteils darstellt. Der Satz bejaht oder verneint von einem Subjekt ein Prädikat durch die Kopula «ist» bzw. «ist nicht». Beispiel:
Das Lebewesen ist sterblich
Subjekt = Lebewesen, Kopula = ist, Prädikat = sterblich
Zu jedem Urteil gehören also:
– ein Subjekt, von dem etwas ausgesagt wird,
– ein Prädikat, das vom Subjekt ausgesagt wird,
– die Kopula («ist»/«ist nicht»), die das Prädikat dem Subjekt zu- bzw. abspricht.
Subjekt und Prädikat sind die Materie (das Bestimmbare) des Urteils. Sie werden auch die Extreme des Urteils genannt, weil sie miteinander zu verbinden oder voneinander zu trennen sind. Die Kopula ist die Form (das Bestimmende) des Urteils. Zwar gehören Subjekt, Prädikat und Kopula zu jedem Urteil, doch ist es nicht nötig, dass alle drei Elemente immer explicite vorhanden sind. Sie können auch bloss implicite gegeben sein. Beispiele: Der Hund frisst = der Hund ist fressend;
Gott existiert = Gott ist existierend; lego = ego sum legens.
Die Kopula, welche die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung von Subjekt und Prädikat ausdrückt, steht ihrer Natur nach im Präsens. Die anderen Zeitformen bezeichnen eine Beziehung der Zeit, die zum Prädikat und nicht zur Kopula gehört und deshalb von ihr getrennt werden muss. So ist beispielsweise «Die Gerechten werden glücklich sein» in «Die Gerechten sind zukünftige Glückliche» aufzulösen.
Die Kopula besitzt eine doppelte Funktion:
– eine verbindende (kopulative) Funktion: die Kopula verbindet Subjekt und Prädikat miteinander.
– eine urteilende (judikative) Funktion, der die grösste Bedeutung zukommt:
durch die Kopula wird behauptet, dass das, was man im Urteil bejaht oder verneint, mit der Realität, mit dem objektiven Sachverhalt, übereinstimmt. Die Kopula stellt also die Beziehung zur Wirklichkeit (oder logischen Quasi-Wirklichkeit) her. Besonders klar zeigt dies die Bekräftigung eines Urteils: Ja, so ist es. Damit tritt auch der Unterschied zwischen Begreifen und Urteilen klar zutage. Thomas v. Aquin sagt: «Prima operatio respicit quidditatem rei, secunda respicit ipsum esse – die erste Tätigkeit [des Verstandes] betrifft die Washeit des Dinges, die zweite betrifft das Sein selbst» (I Sent., dist. 19, q. 5, art. 1 ad 7um).
Bei der Kopula «ist» findet das Verb «sein» im logischen, nicht im ontologischen Sinn Verwendung. Thomas bemerkt: «Sein» wird in einem doppelten Sinn ausgesagt: in der einen Weise bezeichnet es die Wirklichkeit des Seins, in der anderen die Zusammensetzung des Satzes [die Kopula des Satzes], welche die Seele herstellt, indem sie ein Prädikat mit einem Subjekt verbindet» (STh I, q. 3, art. 4 ad 2um).
Es ist eine Wesenseigenschaft des Urteils, wahr oder falsch zu sein. Dabei handelt es sich um die logische Wahrheit (Erkenntniswahrheit) beziehungsweise logische Falschheit.
Aus dem Buch „Von der Philosophie fürs Leben lernen“, Kapitel „Das Wesen des Urteils“, Seite 56 ff, Dr. Gion Darms, 2012
Weihnachten – Teil 1 einer Betrachtung von Karl Rahner
Der grosse Theologe und spirituelle Lehrer Karl Rahner hat wie kaum ein anderer in immer neuen Anläufen und neuen Perspektiven die Frage zur Sprache gebracht, wie wir Gott erfahren können. Und unermüdlich hat er betont, dass jeder Mensch grundsätzlich für eine solche Erfahrung offen ist, denn er lebt „mit den Sandkörnern des Strandes beschäftigt, am Rand des unendlichen Meeres des Geheimnisses …“. Seine Reden und Betrachtungen nehmen den Hörer und den Leser mit auf den Weg zu Knotenpunkten menschlicher Existenznicht Neues wie Liebe, Einsamkeit und Tod und regen an, in diesen Erfahrungen alltäglicher Existenz leise, aber unausweichlich die Anwesenheit des geheimnisvollen Gottes zu erfahren und zu erspüren. Wollen Sie beim Lesen der weihnachtlichen Betrachtung (Teil 1) auch MP3-Audio des Vortrags mithören? Dann klicken Sie auf folgenden Link:
Weihnachten – Teil 2 einer Betrachtung von Karl Rahner
Der grosse Theologe und spirituelle Lehrer Karl Rahner hat wie kaum ein anderer in immer neuen Anläufen und neuen Perspektiven die Frage zur Sprache gebracht, wie wir Gott erfahren können. Und unermüdlich hat er betont, dass jeder Mensch grundsätzlich für eine solche Erfahrung offen ist, denn er lebt „mit den Sandkörnern des Strandes beschäftigt, am Rand des unendlichen Meeres des Geheimnisses …“. Seine Reden und Betrachtungen nehmen den Hörer und den Leser mit auf den Weg zu Knotenpunkten menschlicher Existenznicht Neues wie Liebe, Einsamkeit und Tod und regen an, in diesen Erfahrungen alltäglicher Existenz leise, aber unausweichlich die Anwesenheit des geheimnisvollen Gottes zu erfahren und zu erspüren. Wollen Sie beim Lesen der weihnachtlichen Betrachtung (Teil 2) auch MP3-Audio des Vortrags mithören? Dann klicken Sie auf folgenden Link:
Ankunft der Zukunft – Erster Teil einer Betrachtung von Karl Rahner
Der grosse Theologe und spirituelle Lehrer Karl Rahner hat wie kaum ein anderer in immer neuen Anläufen und neuen Perspektiven die Frage zur Sprache gebracht, wie wir Gott erfahren können. Und unermüdlich hat er betont, dass jeder Mensch grundsätzlich für eine solche Erfahrung offen ist, denn er lebt „mit den Sandkörnern des Strandes beschäftigt, am Rand des unendlichen Meeres des Geheimnisses …“. Seine Reden und Betrachtungen nehmen den Hörer und den Leser mit auf den Weg zu Knotenpunkten menschlicher Existenz wie Liebe, Einsamkeit und Tod und regen an, in diesen Erfahrungen alltäglicher Existenz leise, aber unausweichlich die Anwesenheit des geheimnisvollen Gottes zu erfahren und zu erspüren. Wollen Sie beim Lesen der adventlichen Betrachtung (Teil 1) auch MP3-Audio des Vortrags mithören? Dann klicken Sie auf folgenden Link:
Ankunft der Zukunft – Zweiter Teil einer Betrachtung von Karl Rahner
Der grosse Theologe und spirituelle Lehrer Karl Rahner hat wie kaum ein anderer in immer neuen Anläufen und neuen Perspektiven die Frage zur Sprache gebracht, wie wir Gott erfahren können. Und unermüdlich hat er betont, dass jeder Mensch grundsätzlich für eine solche Erfahrung offen ist, denn er lebt „mit den Sandkörnern des Strandes beschäftigt, am Rand des unendlichen Meeres des Geheimnisses …“. Seine Reden und Betrachtungen nehmen den Hörer und den Leser mit auf den Weg zu Knotenpunkten menschlicher Existenz wie Liebe, Einsamkeit und Tod und regen an, in diesen Erfahrungen alltäglicher Existenz leise, aber unausweichlich die Anwesenheit des geheimnisvollen Gottes zu erfahren und zu erspüren. Wollen Sie beim Lesen der adventlichen Betrachtung (Teil 2) auch MP3-Audio des Vortrags mithören? Dann klicken Sie auf folgenden Link.
Im TELEMATIK Spektrum-Gespräch: Prof. Dr. Niklaus Wirth
Zu seinem 60. Geburtstag wurde zu Ehren von Professor Dr. Niklaus Wirth an der ETH Zürich eine internationale Konferenz über «Programming Languages and System Architectures» abgehalten. Im Springer Verlag sind dazu die Lecture Notes in Computer Science Nr. 782 erschienen. Persönlichkeiten wie E.W. Dijkstra, C.A.R. Hoare, B. Lampson und M. Reiser waren zugegen und würdigten – jeder auf seine Art – den Computerpionier. In der Folge konnte TELEMATIK Spektrum (TS) mit diesem originellen Mann und elffachen Buchautor ein Gespräch führen. Sie erfahren hierin, warum er nicht nur Vater von Computersprachen sondern auch europäischer Telematikpionier ist. Das Interview wurde vom damaligen Chefredaktor des TELEMATIK Spektrums, Louis A. Venetz, am 7. Juni 1994 geführt. Erfinder von Pascal, Modula und Oberon auch Telematikpionier weiterlesen →
In Memoriam Dominikanerpater Dr. Gion Darms († 13. Oktober 2014)
Der frühere Professor am Kollegium Maria Hilf in Schwyz ist am Montag, 13. Oktober, im Alter von 84 Jahren gestorben. Als ehemaliger langjähriger Lehrer fürs Gynasialfach Philosophie hat der Dominikanerpater Dr. Gion Darms an der Kantonsschule Kollegium Schwyz (KKS) viele Skripte geschrieben, die manch einen seiner Schüler fürs ganze Leben geprägt haben. Daraus ist ein handliches Lesebuch für ein breites Publikum entstanden, das eine Einführung in philosophische Grundfragen, Logik, Kritik und in das Denken bedeutender Philosophen vermittelt. Es wiederspiegelt den für den legendären Lehrer Gion Darms typischen Sinn für Systematik und Klarheit in der Gedankenführung und vermittelt auch Dokumente und atmosphärische Eindrücke vom damaligen Unterricht. Dr. Gion Darms – ein Philosophie-Lehrer fürs praktische Leben weiterlesen →
22. Katechese zum Jahr des Glaubens von Papst Franziskus
Ein deutliches „Nein“ zur Arbeit, die in Sklaverei mündet und zum egoistischen Profitdenken kommt von Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz am Mittwoch, 1. Mai 2013. Arbeit heiße vielmehr, am Plan der Schöpfung teilzuhaben, sagte er auf dem vollbepackten Petersplatz. Im Evangelium werde berichtet, dass sich die Menschen wunderten, dass da der ‚Sohn eines Zimmermanns’ vor ihnen stehe. Josef – der Heilige des heutigen Hochfestes – habe Jesus in seiner Jugend geschützt, ihn aber auch in die Welt der Arbeit eingeführt, also in die Anstrengungen, Mühen und Befriedigung, aber auch die Schwierigkeiten des Arbeitsalltags.