Barmherzigkeit ist die Bereitwilligkeit, dem Notleidenden zu helfen. Die Barmherzigkeit Gottes spricht das Alte Testament vor allem mit den bezeichnenden Verben «mütterlich sein» und «sich herabneigen» aus. Über alle oft anthropomorphen Aussagen vom Zorn Gottes greifen die das ganze Alte Testament durchziehenden Versicherungen von der Barmherzigkeit, Gnade und Bundestreue Gottes hinweg; sie bestimmen das Gottesbild des Neuen Testamentes in erster und letzter Linie. Für die christliche Theologie geht die Barmherzigkeit Gottes zwar schon aus seiner Unendlichkeit in jeder Vollkommenheit hervor, sie ist aber von dem, der sachlich das Gericht verdient hat, nicht zu berechnen und einzukalkulieren, sondern nur als heilsgeschichtliche Erfahrung dankbar entgegenzunehmen. Sie hebt die Gerechtigkeit Gottes nicht auf, weil sie selbst den Sünder gerecht vor Gott macht, so daß Gott in einem seiner Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gerecht wird (Rechtfertigung). Menschliche Barmherzigkeit wird nach der Schrift nicht am Gefühlsaufwand, sondern am konkreten Beweis der Barmherzigkeit bemessen. Nach dem Alten Testament ist sie es, die Gottesverehrung und Kult erst glaubwürdig und wertvoll macht; nach dem Neuen Testament gehört sie wesentlich zu der von Jesus geoffenbarten, ermöglichten und geforderten Liebe (Mt 5,48; Lk 6,31); Unbarmherzigkeit gehört in die Lasterkataloge. Im täglichen Leben des Christen beschränkt sich seine Pflicht zur Barmherzigkeit, da er um so mehr Barmherzigkeit üben muß, als ihm selbst unvergleichlich mehr vergeben wurde (Mt 18,23-35), nicht nur auf die beispielhaft gemeinten Werke der leiblichen und geistigen Barmherzigkeit. Sie realisiert sich in Solidarität, in eigentlicher Liebe und im Verzeihen. – Vgl. dazu ferner Nächstenliebe, Bergpredigt. kthW
Die Barmherzigkeit Gottes verändert die Welt und auch die Kirche
Am Mittwoch, 9. Dezember 2015, sagte Papst Franziskus bei der Generalaudienz, dass im Heiligen Jahr die Kirche und jeder einzelne Gläubige aufgerufen sei, sich neu an der Barmherzigkeit Gottes zu orientieren. Nachdem er Tags zuvor die Heilige Pforte in Sankt Peter und eine Woche zuvor die Heilige Pforte der Kathedrale von Bangui in der Zentralafrikanischen Republik geöffnet habe, wolle er während dieser Generalaudienz darüber reflektieren, was der Sinn eines solchen Heiligen Jahres sei.Die göttliche Barmherzigkeit überstrahlt das Dunkel der Sünde weiterlesen →
Die Heilige Pforte zum Jahr der Barmherzigkeit im Petersdom ist geöffnet
Die folgende Predigt wurde von Papst Franziskus bei der Eucharistiefeier zum Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, bei der die Heilige Pforte geöffnet wurde, gehalten. Brüder und Schwestern, gleich werde ich die Freude haben, die Heilige Pforte der Barmherzigkeit zu öffnen. Wir vollziehen diese ebenso einfache wie symbolträchtige Geste im Licht des Wortes Gottes, das wir gehört haben und das die Vorrangstellung der Gnade deutlich hervorhebt. Der Sieg der Liebe Christi schliesst alles ein in die Barmherzigkeit des Vaters weiterlesen →
Reise nach Afrika ist Einladung zum außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit
In der Generalaudienz vom 2. Dezember 2015, zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Afrika, hat Franziskus über die Etappen seines Besuchs in Kenia, Uganda und Zentralafrika gesprochen. Dabei sei die Visite in der Zentralafrikanischen Republik seine erste Absicht dieser Reise gewesen, weil das Land versuche, aus einer schwierigen Situation der Gewalt und des Leids herauszukommen. Außerdem sprach Franziskus seine tiefe Bewunderung für Missionarinnen und Missionare aus, die Jahrzehnte ihres Lebens im Dienst an anderen zubringen und durch ihr Zeugnis wirken. Da der Papst des Öfteren frei über diese Erlebnisse geredet hat, ist es empfehlenswert, seine Ausführungen mit Hilfe des Podcast von Radio Horeb selbst zu hören. Erste Heilige Pforte zum Jahr der Barmherzigkeit in Bangui geöffnet weiterlesen →
Kirche als Türhüter: Das heilige Jahr der Barmherzigkeit steht vor der «Tür» Jesus
Papst Franziskus befasste sich in der Katechese während der Generalaudienz vom 18. November 2015 auf dem Petersplatz mit dem nahenden Jahr der Barmherzigkeit und erinnerte die Gläubigen daran, dass Gott niemals müde werde zu vergeben. Die Familien und die Kirche wurden im Rahmen der Familiensynode ermutigt, sich auf der Pfortenschwelle fürs Heilige Jahr der Barmherzigkeit zu treffen. Die Kirche, die Familien und jeder Mensch sollen auch ihre Türen dem Herrn weit öffnen.
Ereignisse, Katechesen und Schreiben der römisch-katholischen Kirche
Mit Übergabezeremonie der Bulle „Misericordiae vultus“ kündigte Papst Franziskus das Heilige Jahr der Barmherzigkeit am 11. April 2015, dem Vorabend des zweiten Sonntags in der Osterzeit, offiziell an. Bei der Feierlichkeit, die er im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes eröffnete, betonte er, dass Gott allmächtig und barmherzig sei und dass er uns vor der heiligen Pforte der Petrusbasilika im Namen seines Sohnes versammle, um uns Gnade und Barmherzigkeit zu geben. Die Pforte werde aber erst am 8. Dezember 2015 geöffnet. Er überreichte die Bulle „Misericordiae vultus“ stellvertretend für die ganze Weltkirche den Vertretern der Bischofs-, der Ostkirchen- und der Missionskongregation sowie den Erzpriestern der Papstbasiliken, wo überall auch heiligen Pforten sind. Mit der Bulle wurde das ausserordentliche Jubeljahr der Barmherzigkeit eröffnet. Der Heilige Geist sei eine Gabe des Auferstandenen, Jesus Christus, der unser Leben auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Barmherzigkeit, erneuere, sagte der Papst in der Einleitung. Die folgende Zusammenfassung stammt aus der Vesper vom 11. April 2015, die von Radio Vatikan kommentiert und EWTN, K-TV, Radio Gloria, Radio Maria Österreich, Radio Maria Schweiz und Radio Maria Südtirol übertragen wurde (Original). Das ausserordentliche Jubeljahr der Barmherzigkeit weiterlesen →
33. Katechese von Papst Franziskus über Ehe und Familie (nach der Synode)
Die Familie bezeichnete Papst Franziskus während der Generalaudienz vom 4. November 2015 als eine große Trainingshalle, in der man gegenseitiges Schenken und Vergeben einübe. Ohne diese Fähigkeiten sei keine Liebe von Dauer. Warte man zu lange mit der Versöhnung, gestalteten sich die familiären Beziehungen immer schwieriger. Die Lesung bezog sich auf das wahre Beten, das Vaterunser, einem Abschnitt aus Matthäusevangelium:
So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, … Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. … Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. (Mt 6,9-15)
Die Kirche muss das Gottesvolk in Reflexion über die Familie und Gebet begleiten
An seinem 78. Geburtstag empfing Papst Franziskus abertausende Gläubige unter strahlend blauem Himmel und Sonnenschein auf dem Petersplatz zur Generalaudienz. Er verwies auf die Familiensynode, die im Oktober 2014 im Vatikan stattgefunden hatte. Auf dem Weg, den die Synodenväter beschritten, müsse sie das ganze Gottesvolk in Reflexion und Gebet begleiten. In der ersten Katechese mit dem Thema Familie befasste sich der Heilige Vater mit der Familie von Nazareth. Das nahende Weihnachtsfest erinnere an die Fleischwerdung Jesu. Er sei wie ein Sohn in eine Familie, die Gott selbst geschaffen habe, geboren worden. 30 Jahre habe Jesus in Nazareth gelebt, ohne zu predigen oder Wunder zu wirken. Papst Franziskus beschrieb das familiäre Leben von Maria, Josef und Jesus. Jede christliche Familie, bekräftigte der Heilige Vater, könne Jesus in ihrer Mitte aufnehmen und so die Welt verbessern. Das sei die Mission der Familie. Katechesen von Papst Franziskus über Ehe und Familie weiterlesen →
Zweiteiliger Vortrag von Prof. M. Schneider zur aktuellen Diskussion von Scheidung und Wiederheirat
Im Oktober 2014 fand die ausserordentliche Synode zum Thema Familie statt. Im Oktober 2015, also nächsten Monat, folgt die ordentliche Generalversammlung. Ein wichtiges Thema war und wird sein: Scheidung und Wiederheirat. Angesichts der bereits im Vorfeld kontrovers vertretenen Positionen fühlen sich viele verunsichert. Prof. Michael Schneider geht in einem zweiten Teil auf dieses Thema ein. Der erste Teil wurde bereits am 5. August gesendet. In den Überlegungen möchte Prof. Schneider den ersten Teil der Sendungen aufgreifen und sie weiterführen. In wenigen Tagen, wie schon gesagt, wird die Synode in Rom beginnen. Es scheint so zu sein, dass Detailfragen in der Zwischenzeit derart in den Vordergrund gerückt sind, dass Grundfragen in den Hintergrund treten. Man debattiert über die Frage der Zulassung von Wiederverheirateten zu den Sakramenten oder über einen christlichen Umgang mit Gleichgeschlechtlichen. Fürwahr alles wichtige Fragen unseres Lebens. Aber all dies droht derzeit in der Vordergründigkeit vielleicht sogar des rein Rechtlichen zu bleiben, so dass eine wesentliche Neubesinnung ausbleibt.
Kuba braucht geistliche wie leibliche Werke der Barmherzigkeit
Die katholische Kirche Kubas verbindet mit dem am Samstag, 19. September 2015, beginnenden Besuch von Papst Franziskus grosse Hoffnungen. Monsignore Pepe Felix, beigeordneter Sekretär der Kubanischen Bischofskonferenz, betonte vor kurzem in Havanna gegenüber dem katholischen Hilfswerk Kirche in Not:
“Es ist ein Geschenk Gottes, dass binnen kurzer Zeit schon der dritte Papst Kuba besucht. Papst Franziskus kommt als Oberster Hirte der Weltkirche, um uns im Glauben zu stärken. Das ist seine wichtigste Aufgabe. Wir hoffen, dass die Vitalität, die der Besuch von Papst Johannes Paul II. 1998 entfacht hat, neu entzündet wird.”
Zweiteiliger Vortrag von Prof. M. Schneider zur aktuellen Diskussion von Scheidung und Wiederheirat
Im ersten Teil des Vortrages, den Radio Horeb am 5. August 2015 in der Sendung Spiritualität ausstrahlte, wurde deutlich, dass ursprünglich in der römischen Kirche die Ehe verstanden wurde als Consensus facit nuptias, als ein Vertrag, den die Eheleute schliessen. Doch in den weiteren Überlegungen, gerade auch im Rückblick auf die Ostkirchen, zeigte sich, dass es bei der Ehe nicht nur um ein Sakrament geht, das sozusagen eine rein irdische Realität darstellt, sondern letztlich eine sakramentale Wirklichkeit gesetzt ist, die nach östlichem Verständnis sogar bis in die Ewigkeit besteht. Gleich wurde deutlich, dass dieser Vertrag der Eheleute ein sakramentaler ist, insofern als der wahre Inhalt jeder Ehe nicht die Liebe der Eheleute, sondern die Liebe Christi zu seiner Kirche ist. Und schliesslich wurde deutlich, dass es bei dem Ehesakrament um ein doppeltes Handeln geht, nämlich um das Handeln Christi bzw. des Priesters und um das Handeln der Eheleute. Dieses doppelte Handeln gehört konstitutiv zum Vollzug eines Sakraments. Insofern ist es missverständlich, wenn man sagt, die Eheleute spenden sich dieses Sakrament. Und es ist gerade gut, dass im neuen Ritus bewusst Wert auf die „Benedictio“, also die Segenshandlung des Priesters, gelegt wird.