Die Familie ist eine Schule fürs gegenseitige Geben und Verzeihen

33. Katechese von Papst Franziskus über Ehe und Familie (nach der Synode)

Die Familie bezeichnete Papst Franziskus während der Generalaudienz vom 4. November 2015 als eine große Trainingshalle, in der man gegenseitiges Schenken und Vergeben einübe. Ohne diese Fähigkeiten sei keine Liebe von Dauer. Warte man zu lange mit der Versöhnung, gestalteten sich die familiären Beziehungen immer schwieriger.  Die Lesung bezog sich auf das wahre Beten, das Vaterunser, einem Abschnitt aus Matthäusevangelium:

So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, … Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. … Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. (Mt 6,9-15)

Zusammenfassung der Katechese vom 4. November 2015 von Papst Franziskus

Liebe Brüder und Schwestern, die Familie ist eine Schule für das gegenseitige Geben und Verzeihen. Wenn dies nicht geübt wird, kann keine Liebe andauern. Ohne einander zu verzeihen, ist es nicht möglich, gut zu leben. Jeden Tag tun wir einander Unrecht an, begehen wir Fehler aufgrund unserer Schwachheit und Eigensucht. Was aber von uns verlangt wird, ist, dass wir sofort die Wunden, die wir zugefügt haben, zu heilen versuchen, dass wir unverzüglich wieder die Fäden knüpfen, die wir zerrissen haben. Wenn wir damit zu lange warten, wird alles nur schwieriger. Es gibt ein einfaches Geheimnis: Niemals den Tag zu Ende gehen lassen, ohne um Entschuldigung gebeten und Frieden geschlossen zu haben. Da wir Gottes Vergebung empfangen, können wir unsererseits dem anderen vergeben. Zur Berufung und Sendung der Familie gehört die Fähigkeit, zu vergeben und sich gegenseitig zu verzeihen. Wird Vergebung gelebt, bleibt die Familie vor Trennung bewahrt und kann auch der Gesellschaft helfen, im Guten voranzuschreiten. Die Kirche steht der Familie dabei zur Seite. Und wenn die Familien imstande sind, gegenseitiges Verzeihen zu lernen und zu lehren, dann kann auch die Familie der Kirche die erneuernde Kraft der Vergebung Gottes immer wieder bezeugen. Die christlichen Familien können viel für die Kirche und die Gesellschaft tun. Mögen sie im kommenden Heiligen Jahr der Barmherzigkeit den Schatz des gegenseitigen Verzeihens neu entdecken und konkrete Wege der Versöhnung gehen.

Für die deutschsprachigen Pilger wurden folgende Grußworte auf Italienisch verlesen:

Von Herzen grüße ich die Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache, insbesondere die Teilnehmer an der Chorpilgerreise des Erzbistums München und Freising. Die Vergebung ist wesentlicher Teil unserer Berufung als Christen. Mit dem Blick auf das Beispiel der Heiligen wollen wir in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft die Versöhnung leben. Der Heilige Geist erfülle euch mit seiner Kraft und seinem Frieden. © Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Weitere Hinweise und Quellen