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Es gibt keine Ehe von Christen, die nicht Sakrament ist – Teil 1

Zweiteiliger Vortrag von Prof. M. Schneider zur aktuellen Diskussion von Scheidung und Wiederheirat

Prof. Dr. Michael Schneider SJ
Michael Schneider (* 24. Juli 1949 in Köln, Deutschland) ist Jesuitenpater und Theologe

Im ersten Teil des Vortrages, den Radio Horeb am 5. August 2015 in der Sendung Spiritualität ausstrahlte,  wurde deutlich, dass ursprünglich in der römischen Kirche die Ehe verstanden wurde als Consensus facit nuptias, als ein Vertrag, den die Eheleute schliessen. Doch in den weiteren Überlegungen, gerade auch im Rückblick auf die Ostkirchen, zeigte sich, dass es bei der Ehe nicht nur um ein Sakrament geht, das sozusagen eine rein irdische Realität darstellt, sondern letztlich eine sakramentale Wirklichkeit gesetzt ist, die nach östlichem Verständnis sogar bis in die Ewigkeit besteht. Gleich wurde deutlich, dass dieser Vertrag der Eheleute ein sakramentaler ist, insofern als der wahre Inhalt jeder Ehe nicht die Liebe der Eheleute, sondern die Liebe Christi zu seiner Kirche ist. Und schliesslich wurde deutlich, dass es bei dem Ehesakrament um ein doppeltes Handeln geht, nämlich um das Handeln Christi bzw. des Priesters und um das Handeln der Eheleute. Dieses doppelte Handeln gehört konstitutiv zum Vollzug eines Sakraments. Insofern ist es missverständlich, wenn man sagt, die Eheleute spenden sich dieses Sakrament. Und es ist gerade gut, dass im neuen Ritus bewusst Wert auf die „Benedictio“, also die Segenshandlung des Priesters, gelegt wird.

Aus all dem ergibt sich nun die Frage, und der wollen wir in einem zweiten Teil einer Sendung nachgehen, wie es sich nun verhält bei Wiederverheiratung und Scheidung. Und wir werden wichtige Konsequenzen zu ziehen haben um den Ertrag für die Frage einer kirchlichen Wiederverheiratung. So lade ich Sie dann herzlich ein, auch bei dieser Sendung im September teilzunehmen. Ich bin mir bewusst, es war schwere Kost und es was viel Theologie, aber vielleicht ist Ihnen deutlich geworden, dass mit dem Ehesakrament doch eine unverzichtbare Wirklichkeit der Kirche gesetzt ist, und dass es in der Ehe um mehr als um rechtliche Fragen geht, dass in der Ehe wirklich der Alltag geheiligt ist, ja der Alltag einer Familie selbst zu einem Sakrament werden kann und dass die Ehe in diesem Sinn wirklich Kirche in Urform ist. Und so wünsche ich Ihnen, dass Sie auch, sollten Sie verheiratet sein, noch einmal einen neuen Zugang zu dem finden, was Sie durch Ihre Ehe Tag für Tag leben. Und dass Sie immer mehr auch das Gnadenwirken des Heiligen Geistes erfahren und dass Sie erfahren, wie Gott die alltägliche Wirklichkeit immer mehr in sein Ihm eigen Wirklichkeit verwandeln kann. Der zweite Vortrag findet am 21. September 2015 in der Sendung Spiritualität von Radio Horeb statt.

Weitere Hinweise und Quellen