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Tradition ist in einem allgemeinen, noch vortheologischen Sinn die Überlieferung, das Herkommen, d.h. die Summe aller Vorgänge, durch die in der Menschheitsgeschichte die erworbenen Einsichten, Fähigkeiten und Einrichtungen übermittelt werden, und dann auch die Summe des so überlieferten. Die Tradition sichert die Fortsetzung dessen, was einmal begonnen wurde, und ermöglicht aus dem Wissen und der Welterfahrung der Vorfahren einen Standpunkt, von dem aus das Neue seine Einordnung und Wertung erfahren kann. Anderseits jedoch steht die Tradition immer in der Gefahr, die Offenheit für das Kommende zu verlieren und zur Erstarrung im Gewesenen zu führen.
Tradition bedeutet in der katholischen Theologie den Vorgang und Inhalt der letztlich von den ursprünglichen Trägern der christlichen Offenbarung (besonders Jesus Christus und den Aposteln) in mündlicher Verkündigung ausgehenden, unter dem Beistand des Heiligen Geistes durch die Kirche geschehenden und sich dabei entfaltenden Weitergabe der geoffenbarten Wahrheit (siehe Dogma). Auch nachdem die ursprüngliche Tradition noch in der ersten Generation der Kirche einen Niederschlag in der Heiligen Schrift gefunden hatte, ist das in Tradition weitergegebene und durch das Lehramt autoritativ verkündigte Glaubensbewußtsein der Kirche über den Umfang (siehe Kanon) und den Sinn der Schrift und in diesem Sinn die Tradition immer noch formale Norm der Interpretation der Schrift, so daß es in diesem Sinn zwei Erkenntnis-«Quellen» der Offenbarung: Schrift und Tradition gibt (DS 1501 u.ö., NR 87f u.ö.), ja sogar die Tradition einen logischen Vorrang vor der Schrift hat. Insofern aber anderseits das Glaubensbewußtsein der späteren Kirche und so die «Tradition» immer inhaltlich gebunden bleibt an die Verkündigung (Tradition) der apostolischen Zeit, die sich mindestens im wesentlichen in der Schrift objektiviert hat und insofern mindestens für uns nicht sicher nachweisbar ist, daß explizite Glaubensinhalte (außer dem Umfang des Kanons) in der apostolischen Zeit vorhanden waren, die sich nicht in der Schrift niedergeschlagen haben, bleibt für die spätere Tradition die Schrift allein mindestens praktisch die einzige materiale Quelle der Glaubensinhalte; was nicht aus-, sondern einschließt, daß die weitere Geschichte des Glaubensbewußtseins der Kirche in einer Dogmengeschichte diese Inhalte der Schrift erheblich entfaltet und immer neu aktualisiert, und daß die letzte Garantie der Sicherheit dieser Entfaltung auf dem bleibenden Boden der Schrift allein der Beistand des Heiligen Geistes ist, der der Kirche und in ihr ihrem Lehramt verheißen ist (siehe Depositum fidei). Das II. Vat. erklärte, daß die Bildung der Heiligen Schrift selbst ein Traditionsgeschehen sei (Offb. 7); daß ein Traditionsvorgang in der Successio apostolica unter dem Beistand des Geistes immer weitergeht; daß die Tradition Kenntnis gibt vom Schriftkanon und die Schrift aktualisiert (Offb. 8); daß Schrift und Tradition eine Einheit bilden, weil sie einen Ursprung – die eine göttliche Offenbarung – haben und sich gegenseitig bedingen (Offb. 9f). Man kann daraus schließen: die Tradition geschieht immer und in allem im Hören der Schrift, unter der Schrift als der kritischen Norm, die immer und in allem notwendig ist, um die «göttliche» Tradition als Überlieferung der Offenbarung in Jesus Christus von menschlichen Traditionen zu unterscheiden. Die Alternative, ob die Sätze der Schrift «material» die christliche Offenbarung vollständig enthalten oder ob darüber hinaus einzelne Sätze «nur» durch die («mündliche») Tradition überliefert und so «zwei» material verschiedene «Quellen» für die christliche Überlieferung gegeben sind, ist falsch gestellt. Denn einerseits ist die Tradition, die in der nachapostolischen Zeit sich seihst in der Schrift inkarniert darbietet, in ihrem ursprünglichen Wesen nicht eine Summe von Sätzen, sondern das Bleiben der Offenbarung Gottes, die reflex nicht ausschöpfbare Erfahrung Jesu Christi, das nie umgreifbare Geheimnis der Selbstmitteilung Gottes. Anderseits geht diese Tradition weiter, indem sie, so verstanden, auch die Schrift trägt. Die Schrift ihrerseits ist eben das Ereignis, in dem die Kirche ihr Kerygma, ihren Glauben konkret macht, wiedererkennt und dieser Objektivation sich selbst unterstellt zur Kritik an dem, was sonst noch in ihr im Lauf der Geschichte an Meinungen, Tendenzen usw. gegeben ist, und so das Eigentliche ihres Glaubens, den sie hat, indem sie ihn in der Schrift aussagt, rein erhält. Von der Tradition im strengen Sinn ist das zu unterscheiden, was sonst noch lehrmäßig oder disziplinär als Tradition im weiteren Sinn überliefert wird, ohne direkt auf die Autorität des sich offenbarenden und durch die Kirche sich immer zu Gehör bringenden Gottes zurückzugehen (vgl. z.B. Consensus). kthW

Jede christliche Gemeinschaft ist in dem Maße missionarisch, in dem sie das Evangelium bringt und lebt

Papst Franziskus feiert hl. Messe mit Bruderschaften auf dem Petersplatz

Bild: L'Osservatore RomanoEtwa 50.000 Angehörige katholischer Bruderschaften, darunter auch aus Deutschland, trafen sich auf Einladung des Vatikans zu einer internationalen Zusammenkunft in Rom. Höhepunkt des Treffens war am Sonntag, 5. Mai die hl. Messe mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz anlässlich des „Jahres des Glaubens“. Mit den drei Begriffen Evangelientreue, Kirchlichkeit, Missionsstreben charakterisierte Papst Franziskus die Bruderschaften, mit denen er gemeinsam auf dem Petersplatz die hl. Eucharistie feierte. Trotz des Regens war der Platz voller Banner, Trachten, Kruzifixe und anderer Zeichen der Bruderschaften, Zeichen einer lebendigen Tradition der Kirche. Jede christliche Gemeinschaft ist in dem Maße missionarisch, in dem sie das Evangelium bringt und lebt weiterlesen