Vater Wolf und das Charisma des Glaubens
Für Vater Wolf war der Glaube Herzenssache im Sinn der Heiligen Schrift. Denn im biblischen Sprachgebrauch wird mit dem Wort Herz nicht das Zentrum unserer Gefühle bezeichnet, wie wir das gewohnt sind, sondern das «Organ», mit dem wir Menschen Geistliches erkennen können, Göttliches, aber auch Widergöttliches. Darum beten wir mit dem Psalm 51 um ein klares, ein reines Herz, das Gott und seine Berührungen und Eingebungen in uns und in der Welt wahrnehmen kann: «Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist!» (Ps 51,12). Gott verspricht uns durch Seinen Propheten: «Ich schenke euch ein neues Herz … Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Weisungen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt.» (Ez 36,26-27).
In diesem Sinn war der Glaube für Vater Wolf Herzenssache. Er lebte aus einer tiefen Glaubenserfahrung: Zweimal wurde er von einer schweren Krankheit geheilt, als ihm in äusserster Not das Wort aus der Heiligen Schrift gegeben wurde: «Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird» (Joh 14,13). Dieses Wort Jesu hatte er oft gelesen und im Gottesdienst gehört. Jetzt aber traf es ihn ins Herz, und von da an war es wie unauslöschlich eingebrannt in seinem Innersten. Er erfuhr, was der Prophet Jeremia uns so überliefert: «Siehe, es kommen Tage – spricht der Herr – … da lege Ich meine Weisung in sie hinein und schreibe sie auf ihr Herz» (Jer 31,33). Von da an drängte es Niklaus Wolf, mit den Menschen über den Glauben zu sprechen und aus diesem Glauben mit ihnen in ihren Nöten zu beten.
Glaubenswissen
Der weltanschauliche Umbruch in der Zeit der Aufklärung vor der Französischen Revolution hatte Niklaus Wolf als jungen Mann aufgewühlt und verwirrt. In geistlichen Gesprächen mit Priestern und mit Mönchen im Kloster St. Urban und durch die Lektüre religiöser Bücher suchte er Klärung. So hat er sich ein grundlegendes Glaubenswissen angeeignet. Das können wir heute noch sehen an seiner persönlichen Bibliothek, die uns leider nur teilweise erhalten ist. Es gibt auch Hinweise, dass er auf seiner Wallfahrt nach Rom in Bologna theologische Vorlesungen gehört hat.
Leben mit der Heiligen Schrift
Die Heilige Schrift hat Niklaus Wolf selber nicht gelesen, denn das war damals den Laien nicht gestattet. In einer Zeit, in der der Grossteil der Bevölkerung keine Schulbildung hatte, suchte die Kirchenleitung mit diesem Verbot zu verhindern, dass sich schwärmerische Bibelgruppen bildeten, wie es in reformierten Gegenden geschehen war. Niklaus Wolf hielt sich an dieses kirchliche Verbot. Sein biblisches Wissen erhielt er aus den geistlichen Gesprächen, den theologischen Büchern, die er las, und aus den Predigten im Gottesdienst. Denn damals setzte sich die Vorschrift durch, das Wort Gottes in der Messfeier durch eine Homilie auszulegen. Abt Augustin Müller hatte zu diesem Zweck 1756 im Laienschiff der Klosterkirche von St. Urban eine Kanzel bauen lassen.
Glauben erfahren
Glaubenswissen und Nachdenken über den Glauben waren für Vater Wolf Grundlage. Dabei sollte es aber nicht bleiben: Der Glaube musste vom Kopf ins Herz sinken. So verstanden war Glaube für ihn Gebet, Herzensgebet. Dieses Leben mit dem Wort Gottes im Herzen bildete die Voraussetzung dafür, dass er in der Not seiner Krankheit eine mystische Erfahrung machen konnte.
Glauben mit der Kirche
Vater Wolf hielt sich an die Lehre seiner Kirche, zu der er mit voller Überzeugung gehörte, denn sie war für ihn «die Grundfeste der Wahrheit». Das bewahrte ihn jedoch nicht davor, auch an der Kirche zu leiden; denn das, was die Verantwortlichen der Kirche lehrten, war nicht einheitlich. Es gab verschiedene Meinungen, die zum Teil heftig und kontrovers diskutiert wurden. Unter Ignaz Heinrich von Wessenberg, dem Generalvikar des Bistums Konstanz, zu dem der Kanton Luzern damals gehörte, wurden alte Traditionen bekämpft und abgeschafft. Das betraf auch das Weihwasser und andere Sakramentalien, die für Niklaus Wolf heilig waren.
Krypta von Niklaus Wolf am 16. Juni 2011Vater Wolf hielt sich an die Weisungen der kirchlichen Verantwortlichen, konnte aber seine innerste Überzeugung nicht unterdrücken. Als er wegen seines Gebetes mit den Kranken angegriffen und verleumdet wurde, war es für ihn eine besondere Gnade, dass inzwischen Stiftspropst Franz Bernhard Göldlin als Administrator die Verantwortung für den schweizerischen Teil des Bistums Konstanz übernommen hatte. Nach einem harten Jahr des Schweigens und Verbotes wurde ihm offiziell erlaubt, sein Charisma auszuüben.
Aus dem Glauben handeln
Niklaus Wolf verstand sich nicht als Heiler: Nicht er heilte, sondern Gott durch Jesus Christus. Darum war es sein tiefstes Anliegen, die Kranken und ihre Angehörigen zum Glauben zu führen. Wenn wir genau hinschauen, wie er das tat, fällt auf, dass er die Menschen nicht zum Glauben drängte, schon gar nicht, dass er sie wegen ihres «Kleinglauben» zurechtwies, wie es in charismatischen Kreisen manchmal geschieht, etwa nach dem Motto: «Du müsstest halt mehr glauben, dann wärst du nicht krank.» Er wusste, dass Glaube letztlich immer ein Gnadengeschenk Gottes ist. Vater Wolf leitete die Menschen an, ihr Vertrauen ganz auf Gott zu setzen, auf Gott, der heilen kann und heilen will. Wenn das Gebet nicht erhört wurde oder nicht so, wie es die Leidenden oder ihre Angehörigen erwarteten, so ermutigte er sie, mit Ausdauer zu beten und sich nicht von Zweifeln lähmen zu lassen.
Im Namen Jesu beten
Vater Wolf betete im Namen Jesu um Heilung, um Versöhnung, um gutes Sterben. Der Name Jesus war für ihn alles Andere als eine magische Formel, er bedeutete eine lebendige Beziehung: In der Not seiner Krankheit hatte er die reale Nähe des Auferstandenen als geistliche Erfahrung geschenkt erhalten. Diese Beziehung zu Jesus war der Grund seines Glaubens, die Quelle, aus der er schöpfte.
Von Vater Wolf lernen
Im Hinblick auf das «Jahr des Glaubens», das Papst Benedikt angekündigt hat, gibt uns Vater Wolf drei Hinweise, wie unser Glaube wachsen und andere Menschen erreichen kann: Schenken wir uns Zeit für die Stille, damit wir offen sind für das innere Hören, das Herzensgebet. Lesen wir häufig in der Heiligen Schrift und bewahren wir wie Maria die Schriftworte im Herzen, die uns besonders berühren. Haben wir den Mut, offen von unserem Glauben zu sprechen nach dem Wort im ersten Petrusbrief: «Haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissem (1 Petr 3,15-16a).
Von Rudolf Albisser, Vater Wolf Nachrichten 102, Herbst 2012
Heilungsberichte
Am 9. Dezember 2011 waren meine Tochter und ich in der Kapelle, wo Niklaus Wolf begraben ist. Seit längerer Zeit hatte ich grosse Schmerzen am linken Arm, die bei der Schulter immer stärker wurden. Ich wäre beinahe als Notfall iris Spital gegangen. Ich betete und stand auf die Grabplatte vom Grab Niklaus Wolf. Zuerst wurde es mir warm in den Füssen und die Wärme stieg bis zum Kopf. Diese Wärme hielt eine längere Zeit an. Daheim am späten Abend hatte ich sehr starke Schmerzen. Am andern Tag war ich vom Schmerz befreit und musste auch nicht mehr zum Arzt gehen. Ich bin sehr froh, denn die rechte Schulter musste ich schon vor einigen Jahren operieren lassen. Dem lieben Heiland und dem Niklaus Wolf danke ich von ganzem Herzen. Nun bete ich gerne für seine Seligsprechung. R. Zi. 26.02.2012
Seit Jahren verehre ich Vater Wolf, schon oft haben wir auf seine Fürbitte Hilfe erfahren in grosser Not. Nun darf ich mitteilen, dass mein Enkel eine wichtige Prüfung mit Erfolg bestanden hat. Ich vertraue weiterhin auf die Fürbitte von Vater Wolf und danke von Herzen für alle erhaltenen Gnaden. M. B. 22.02.2012
Ich darf Ihnen dankbar mitteilen, dass die Prostataoperation unseres Sohnes den vorgesehenen Verlauf genommen hat und die Lymphdrüsen noch nicht vom Krebs befallen waren. Dies ist auch eine gute Voraussetzung für eine völlige Heilung. Er braucht jetzt noch eine Erholungszeit. Nun sind zehn Wochen seit der Operation vergangen und bei der Nachkontrolle wurde keine Spur von Krebs mehr gefunden. Die Ärzte sagten es sei alles in Ordnung. Vielen Dank für die Gebets-Unterstützung am Grab von Niklaus Wolf. Nehmen Sie uns weiterhin in die Fürbitte Vater Wolfs auf. Seit vielen Jahren gehen wir immer gerne ans Grab von Vater Wolf mit all unsern Anliegen. Lob und Dank der Heiligen Dreifaltigkeit, die auf die Fürbitte von Vater Wolf die Kranken heilt. St.-Bü.22.04.2012
Ich danke Vater Wolf für die Hilfe von zwei erfolgreichen Tumoroperationen. Ich unterstütze den Seligsprechungsprozess. Th. H. 16.04.2012
Dank an Vater Wolf, er hat geholfen. In einer schwierigen Situation in meiner Verwandtschaft habe ich mich an Vater Wolf gewandt. Die Übergabe des Hofes an die nächste Generation hat sich ohne Streit und Zerwürfnis geregelt. Das Gebet zu Vater Wolf hat geholfen. I. P. W. 4.04.2012
Gebet um Seligsprechung von Vater Wolf
Allmächtiger Gott, Du hast Deinem Diener Niklaus Wolf ein grosses Vertrauen auf Deine Vorsehung geschenkt und ihn durch das vertrauensvolle Gebet im Namen Jesus vielen Kranken Heilung bringen lassen. Wir bitten Dich, lass ihn zur Ehre der Altäre gelangen, damit wir mit neuem Vertrauen auf seine Fürbitte hoffen und seinem Eifer nachfolgen. Amen.
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