Katholiken und Reformierte brauchen eine Geste der Heilung

Martin Luther wollte keine Spaltung, er wollte die Erneuerung der ganzen Kirche

Kurt Kardinal Koch, Ökumene-Verantwortlicher im Vatikan

Das Reformationsjubiläum 2017 kann nicht einfach nur als freudiges Fest betrachtet werden. Das sagt der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Kurt Koch, zum Abschluss der Vollversammlung des päpstlichen Einheitsrates. Seit Montag, 12. November 2012, tagten die Mitglieder des Rates in Rom, um über die Neuevangelisierung und Ökumene zu sprechen.

Dabei wurde auch über den Dialog mit den reformierten Kirchen debattiert, die derzeit stark mit ihrem 500-Jahre-Jubiläum 2017 beschäftigt sind. Das Jubiläum der Reformation habe jedoch zwei Seiten, so Kardinal Koch im Gespräch mit Radio Vatikan. „Martin Luther hat sehr viel Positives gebracht. Er war ein leidenschaftlicher Gottsucher und ganz von Christus angetan. Aber Martin Luther wollte keine Spaltung, sondern er wollte die Erneuerung der ganzen Kirche. Und da müssen wir einfach sagen, das ist ihm nicht gelungen. In dem Sinne sagt ja auch der evangelische und ökumenische Theologe Pannenberg, dass die Reformation gescheitert ist. Das Ergebnis dieses Scheiterns ist, dass es im 16. und 17. Jahrhundert blutige Konfessionskriege gab. Nun, dieses positive Anliegen Luthers und diese schrecklichen Konsequenzen der Reformation unter den einen Hut des Feierns zu bringen, das ist einfach etwas sehr Schwieriges.“

Es braucht eine Heilung der Wunden auf beiden Seiten

Vielmehr bräuchte es eine „Heilung der Wunden“, wie es bei der Vollversammlung des Einheitsrates hieß. Wie das konkret umzusetzen sei, erläutert Koch folgendermaßen: „Das könnte – so sind jedenfalls die Überlegungen des Rates – in einem gemeinsamen Bußgottesdienst geschehen. Gemeinsam können wir dort unsere Schuld bekennen. Denn, dass es nicht zur Erneuerung kam, wie es die Reformation wollte, ist eine Schuld von beiden Seiten. Dafür gibt es theologische sowie politische Gründe. Das zu benennen und einander um Vergebung zu bitten, das würde ich für eine ganz gute Geste halten.“ Es gebe aber bereits eine starke Zusammenarbeit zwischen der Katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund. … (Forts. siehe Audio MP3)

Weitere Hinweise und Quellen