Liebe, und was du dann – aus Liebe motiviert – willst, das tue! – Amo quod vis!

Dem heiligen Augustinus in die Feder geschrieben von Pater Jordan Fenzl

Am 28. August feiert die katholische Kirche den Tag des heiligen Augustinus, des Kirchenlehrers. Zu seiner Verehrung bringen wir eine Predigt in Text und Ton, die zu Pfingsten im Jahr 2007 von Radio Vatikan in Rahmen der Sendereihe «Betrachtung zum Sonntag» am 26. Mai 2007 ausgestrahlt wurde. Der Beitrag hiess damals «Augustinus in die Feder geschrieben» und stammt von Pater Jordan Fenzl OSA, der damals Regionalvikar und Prior der Augustiner in Wien war. Mit Hilfe der Audio-MP3-Datei Audio-MP3-Datei können Sie den folgenden Vortrag auch nach- oder mithören (siehe unten Quellenangabe): Und was sagt der Kirchenvater Augustinus über Pfingsten? Die Frage, ob denn der Heilige Geist heutzutage nicht mehr so signifikant in Erscheinung trete wie am Pfingsttag, wird vom Prediger eindeutig verneint. Wörtlich schrieb er: «Wer so von ihm – dem Heiligen Geist – denkt, ist nicht würdig ihn zu empfangen.» Der Regionalvikar und Prior der Augustiner in Wien, Pater Jordan Fenzl, hat für Sie, am Todestag des heiligen Augustinus, dem Bischof von Hippo in die Feder geschrieben. Man schrieb das Jahr 430 n.Chr. Der greise Bischof lag im Sterben. Über seine Wangen rollten Tränen der Reue und der Liebe zu seinem Gott. Während er die Buspsalmen betete, bestürmten die Vandalen seine Bischofsstadt Hippo. Ein fast trostloses Ende begleitete den Heiligen in seinen letzten Stunden. War sein beispielloses Wirken in der Kirche vergebens, der Glanz seiner Predigten, der Eifer in der Seelsorge? Blieb nur die bittere Erkenntnis, sein Werk sei zu Ende? – Nein! Augustinus lebt. 1577 [1583] Jahre nach seinem Tod ist er mehr denn je gefragt. Nach wie vor wächst die Literatur um seine Person, um sein Werk jährlich um rund 300 Titel. Was Christen an ihm immer noch fasziniert, ist nicht zuletzt die in seiner Hinwendung zum Christentum gipfelnde Biographie. Augustinus erblickte am 13. November 354 in Thagaste, im heutigen Algerien, das Licht der Welt. Seine Eltern, Patricius, ein Heide, Monika eine tiefgläubige Christin, lebten in bescheidenen Verhältnissen. Dennoch schickten sie ihren Sohn nach Beendigung der Grundschule zur Weiterbildung in Grammatik nach Madaura, unweit Dagaste. Weil die Mittel für ein Hochschulstudium fehlten, kehrte Augustinus in seine Heimatstadt zurück, wo er dem Nichtstun verfiel. In seinen Bekenntnissen schreibt er: «Ich blieb weg von Dir, mein Gott. Abgeirrt bin ich von Deinem bestem Pfad in meiner Jugend. Und ich wurde mir zu einem Land voll bitterer Not.» Nachdem es den Eltern gelungen war, mit Hilfe des Grossgrundbesitzern Romanianus die Kosten aufzubringen, zog Augustinus 370 zum Studium der Rhetorik nach Karthago, ins kulturelle Zentrum der nordafrikanischen Provinz des römischen Imperiums. Dort war das Heidentum noch lebendig. Es gab zwar schon blühende katholische Gemeinden, sogar mit Basiliken, aber auch Religionsgemeinschaften wie die der Manichäer und christliche Sekten wie die der Donatisten. In Karthago genoss Augustinus zunächst die Freiheiten eines sorglosen Studentendaseins. Er besuchte häufig das Theater, nahm sich eine Konkubine, die ihm, dem 18jährigen einen Sohn gebar. Er nannte ihn Adeodatus, den von Gott Geschenkten. Im Verlauf des Studienganges kam Augustinus an das Buch Hortensius, des römischen Schriftstellers Cicero. Es enthält die Aufforderung, sich der Philosophie, der Liebe zur Weisheit zu widmen. «Jenes Buch führte eine Wende in mir herbei», heisst es in den Bekenntnissen 3, 4. Der Student vermisste indes darin den Namen Christi und beschloss deshalb, mit Hilfe der Bibel weiterzukommen. Er hatte jedoch wegen ihrem schichten Stil Schwierigkeiten mit ihr, Ausserdem plagte ihn die Frage nach dem Ursprung des Bösen, wonach die Manichäer ihm eine plausible Antwort zu geben versprachen. Nach dem System der Manichäer stehen das Gute und das Böse sich als einander ausschliessende Prinzipien gegenüber. Was Augustinus am Manichäismus fasziniert hatte, neun Jahre lang blieb er Mitglied, war der Rationalitätsanspruch ihrer Religion. Monikas Tränen wollten nicht versiegen, weil es ihr nicht gelang, den Sohn für den christlichen Glauben zurückzugewinnen. Sie wandte sich an einen Bischof um Rat, der ihr sagte: «Geh, lass mich. So wahr du lebst! Es ist unmöglich, dass ein Sohn solcher Tränen verloren gehe.» Nach Abschluss seiner Studien lehrte Augustinus zunächst in seiner Vaterstadt und darauf in Karthago Rhetorik. 383 zog er nach Rom, von wo aus er sich um die in Mailand ausgeschriebene Professur der Rhetorik erfolgreich bewarb. Dort begegnete ihm das Christentum in der imponierenden Gestalt des Bischofs Ambrosius. Er besuchte dessen Gottesdienste zunächst nur, um zu sehen, ob dessen Redekunst mit ihrem Ruf im Einklang stünde. Der entnahm das theoretische Gerüst seiner Darlegungen nicht nur der Bibel, sondern auch der neuplatonischen Philosophie, zu deren Vertretern Augustinus ebenfalls Kontakte knüpfte. Durch diese Begegnung mit den Neuplatonikern gewann er Einsicht in die Immaterialität des geistig Seienden. Dadurch gelang es ihm, den manichäischen Dualismus zu überwinden. Jetzt suchte er neue Wege, um in seiner geistigen Entwicklung vorwärts zu kommen. Obgleich auf der intellektuellen Ebene bereits alle Hindernisse beseitigt waren, so stand auf der emotionalen einiges noch aus, denn sein Wille war noch wie in Ketten gebunden. Ihn galt es gefügig zu machen. Um diese Zeit schwerer innerer Kämpfe bekam er eine Reihe Bekehrungsgeschichten einiger Persönlichkeiten zu hören, wie die des Victorinus, eines Landmannes und gefeierten Redners, sowie des Mönchvaters Antonius. Er klagte sich an: «Wie lange noch, wie lange noch, Morgen um Morgen, warum nicht jetzt?» Da vernahm er im Garten, in dem er sich befand, aus dem Nachbarhaus eine Stimme, die oftmals wiederholte: «Nimm und lies! Nimm und lies!» Er kehrte ins Haus zurück, wo er die Briefe des Apostels Paulus liegen hatte und las die Römerstelle 13, 13 ff.:»Nicht in Gelagen und Zechereien. Zieh vielmehr den Herrn Jesus Christus an.» (Bekenntnisse 8, 28-30). Licht erfüllte sein Herz und alle Finsternis war wie zerstoben. Schon zuvor hatte Augustinus sich von seiner Konkubine getrennt. Er löste auch die Verlobung mit der ihm versprochenen Braut. Er verzichtete auf seinen Lehrstuhl und auch auf seine geachtete Stellung in der Mailänder Gesellschaft, um sich Gott ganz hinzugeben. Nach der Taufe, Ostern 387, kehrte er nach Afrika zurück, Dort führte er zunächst ein monastisches Leben, dort wurde er 391 Priester und 395/396 Bischof der Diözese Hippo. Über seine Bekehrung, die er zunehmend als ein Werk der Gande interpretierte, schrieb er nach einem Jahrzehnt: «Spät habe ich dich geliebt. Spät habe ich dich geliebt. Draussen suchte ich dich, und du warst in mir. Du hast gerufen und meine Taubheit zerrissen. Du hast mich angerührt und da bin ich entbrannt nach deinem Frieden.» (Bekenntnisse 10, 38)

Was kann uns Augustinus heute sagen?

Ich meine, dass sein Leben von einer Sehnsucht nach Gott erfüllt war, die sich im Verlauf seines Leben zu potenzieren schien. Eine der meistzitierten Bibelsätze in seinen Schriften, ist die Stelle aus dem Römerbrief 5, 5: «Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.» Die christliche Caritas ist also nicht unser, sondern Gottes Werk. Sie hat die Demut zur Schwester, die Demut, die Christus uns vorlebte, als er seine Herrlichkeit aufgab und Mensch geworden ist, wie es im Hymnus der Philipperbriefes 2, 7 heisst: «Liebe, und was du dann aus Liebe motiviert willst, das tu!», lautet ein Satz Augustinus, der sein Denken über das Christsein sozusagen auf den Punkt bringt. Amen. Das war «Augustinus in die Feder geschrieben, von Pater Jordan Fenzl. Am Mikrophon verabschiedet sich Mario Galgano. Ich wünsche Ihnen gesegnete Pfingsten. Hier ist Radio Vatikan. [Bezog sich auf die Pfingstsendung vom 26. Mai 2007.] Laudetur Jesus Christus!

Weitere Hinweise und Quellen