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Der verborgene Schatz, das Gut über alle Güter, ist das Reich Gottes, ist er selbst, das Reich in Person

Exerzitien zur Fastenzeit Teil VII mit Benedikt XVI. aus acht Jahren Pontifikat

Bild: berlinertageszeitung.deLaudetur Jesus Christus! Hier ist Radio Vatikan. Radioexerzitien in der Fastenzeit. Willkommen zu unserer siebten Folge, ich bin P. Bernd Hagenkord. Wir gehen auf das Osterfest zu, auch wenn in Sachen Kirche die Nachrichten und Aufmerksamkeiten im Augenblick von anderen Geschichten eingenommen werden. Aber Benedikt XVI. hat seinen Rücktritt mit den Gedanken von Umkehr und dem Zugehen auf die Auferstehung verbunden. Wir werden also weiterhin bei unseren Vorbereitungen, dem Papa emeritus, zuhören, seine Gedanken aus seinem reichen Pontifikat. [1:18] Der Herr erzählt uns in einem seiner Gleichnisse von dem im Acker verborgenen Schatz. Wer ihn gefunden hat, so sagt er, verkauft alles, um den Acker erwerben zu können, weil der versteckte Schatz alle anderen Werte übertrifft. Der verborgene Schatz, das Gut über alle Güter, ist das Reich Gottes, ist er selbst, das Reich in Person.

[2:16] Die Perle unseres Lebens: Wie erkennen wir Gott in unserem Leben? Wie sehen und erfahren wir die Anwesenheit Gottes? Dem wollen wir in dieser Folge der Radioexerzitien nachgehen.

Gelobt sei der Herr, der mein Fels ist, der meine Hände den Kampf gelehrt hat, meine Finger den Krieg. Du bist meine Huld und Burg, meine Festung, mein Retter, mein Schild, dem ich vertraue. Er macht mir Völker untertan. Herr, was ist der Mensch, dass du dich um ihn kümmerst, des Menschen Kind, dass du es beachtest? Der Mensch gleicht einem Hauch, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten. Herr …

[3:15] Im festen Vertrauen auf Gottes erbarmende Liebe stimmt der Beter vom Psalm 144 dankbar einen Lobpreis der Allerhöchsten an. Er weiss sich unter dem Schutz des Herrn. Dies drückt der Psalmist in einer Reihe von Ehrentiteln aus: Der Herr ist sein Fels, seine Burg und Festung, sein Retter und Schild. Vor der Grösse und Güte Gottes erkennt der Gläubige zugleich die eigene Schwachheit. Der Mensch, so sagt er, gleicht einem Hauch, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten. Diese demütige Erkenntnis führt aber zu einer neuen Einsicht: Gott kommt den Menschen entgegen, der Schöpfer trägt Sorge für seine Geschöpfe, er sendet seinen Sohn vom Himmel herab, als Mensch unter den Menschen. Im Staunen vor der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes lobpreisen wir Christen den Herrn als den Emmanuel. Er ist in der Tat «der Gott mit uns», der sich im liebenden Antlitz Jesu Christi, unseres Erlösers, offenbart.

[5:00] Wir lesen und beten in diesem Gebetbuch des Volkes Gottes, wie es Benedikt XVI. genannt hat, in den Psalmen. Aber wie finden wir dieselbe Gewissheit heute, wie sehen wir in unserem Leben Gott und sein Wirken. Benedikt XVI. greift dazu eine Stelle aus Offenbarung des Johannes auf [Offenbarung 15,4]:

Sie sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes und das Lied zu Ehren des Lammes. Gross und wunderbar sind deine Taten, Herr, Gott uns Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker. Wer wird dich nicht fürchten, Herr, wer wird deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Alle Völker kommen und beten dich an, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.

[5:56] Das Lied aus der Geheimen Offenbarung preist Gottes Wirken in der Geschichte. Die Ereignisse der Geschichte sind kein Spiel des Zufalls. Dem Zwang irdischer Mächte zum Trotz bleibt der allmächtige Gott der Herr der Geschichte, seine auserwählten Werkzeuge sind die Gerechten, die oft genug im Leiden geprüft und geläutert werden. Alle Menschen sind eingeladen, die Handschrift des Schöpfers auf ihrem Lebensweg zu erkennen. Im göttlichen Walten offenbart sich das Geheimnis seiner Weisheit und Güte. Menschliches Treiben verstummt davor in staunende Ehrfurcht. Alle Völker, sagt dieses Lied, kommen und beten dich an, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.

[7:23] Gott auf unserem Lebensweg, sein Wirken offenbar, sichtbar. Vielleicht nicht für jedes Auge, aber für die Suchenden. Wie entdecke ich Gott in der Welt? Wir reflektieren und denken und wir schauen. Benedikt XVI. spricht über das Zusammen von Vernunft und Schönheit des Glaubens. Wahrheit und Schönheit berühren sich.

[8:15] Ja, ich glaube, dass beides zueinander gehört: die Vernunft, die Genauigkeit, die Redlichkeit des Nachdenkens über die Wirklichkeit, und die Schönheit. Eine Vernunft, die sozusagen das Schöne abstreifen würde, wäre eine halbierte, eine verblindete, erblindete Vernunft. Nur beides miteinander gibt das Ganze. Und gerade für den Glauben ist beides wichtig, dass er sich immer wieder den Herausforderungen dieser Zeit stellt, dass er nicht als irgendeine irrationale Geschichte erscheint, die wir halt weiterführen, sondern dass er wirklich Antwort auf die grossen Fragen ist, dass er nicht nur Gewohnheit ist, sondern Wahrheit wird, wie Tertullian einmal gesagt hat. Es hat ja der hl. Petrus in seinem ersten Brief, den Satz geschrieben, den die mittelalterlichen Theologen sozusagen als Legitimation, ja als Auftrag zur theologischen Arbeit angesehen haben: «Seid jederzeit bereit, Rechenschaft zu geben von dem Sinn der Hoffnung, die in euch ist.» [1 Petrus 3,15] Apologia von dem Logos der Hoffnung, den Logos, die Vernunft der Hoffnung in Apologie, in Antwort für die Menschen zu verwandeln. Er war so offensichtlich überzeugt, dass der Glaube Logos ist, dass er eine Vernunft ist, ja ein Licht von der schöpferischen Vernunft selbst her und nicht irgend, ja, ein schönes Miteinander, das wir uns ausgedacht haben. Und deswegen ist er auch universal, deswegen ist er kommunikabel für alle. Aber eben dieser schöpferische Logos ist nicht bloss technischer Logos, wir werden bei einer anderen Frage darauf zurückkommen, sondern er ist weit, er ist eben ein Logos, der Liebe ist, und da ein solcher, der sich in der Schönheit und in der Güte ausdrückt. Und in der Tat, ich habe einmal gesagt, dass für mich die Kunst und die Heiligen die grösste Apologie unseres Glaubens sind. Die Vernunftargumente sind absolut wichtig und unentbehrlich, aber irgendwo bleibt dann immer noch ein Streit. Aber wenn man die Heiligen sieht, die grosse Lichtspur, die Gott durch die Geschichte gezogen hat, dann sieht man, da ist wirklich eine Kraft des Guten, die die Jahrtausende hindurch hält, da ist wirklich das Licht vom Lichte da. Und ebenso wenn wir die Schönheit sehen, die der Glaube geschaffen hat, ist einfach, ich würde sagen, ein lebendiger Beweis des Glaubens. All die grossen Kunstwerke, die Kathedralen, die gotischen Kathedralen, die herrlichen barocken Kirchen, sie alle sind Leuchtzeichen Gottes und sind wirklich insofern Erscheinung, Epiphanie Gottes. Und im Christentum geht es ja gerade um diese Epiphanie, dass Gott der verborgene Epiphan geworden ist, erscheint und leuchtet.

[11:40] Ich denke die grosse Musik, die in der Kirche entstanden ist, ist auch ein wirkliches Hörbar- und Vernehmbarwerden der Wahrheit unseres Glaubens, von der Gregorianik zum Sieg der Kathedralen hin zu Palestrina und seiner Zeit, hin zu Bach und schliesslich zu Mozart und zu Bruckner und so fort. Wenn wir diese Werke hören, Passion von Bach, H-Moll-Messe, oder die grossen geistlichen Kompositionen, sei es der Polyphonie des 16. Jahrhunderts, sei es die Wiener Musik, sei es die ganze Enstandene, auch von kleineren Meistern, spürbar wird: Das ist wahr. Wo solches entsteht, da ist Wahrheit da, ohne solche, ohne einen Grund, der wirklich die schöpferische Mitte der Welt aufdeckt, kann solche Schönheit nicht entstehen.

[13:05] Deswegen, denke ich, sollten wir also immer beides zueinander halten und zueinander bringen. Wenn wir um die Vernünftigkeit des Glaubens streiten in dieser Zeit, dann streiten wir gerade darum, dass die Vernunft nicht endet, wo die experimentellen Erkenntnisse enden, dass sie nicht im Positivistischen endet, dass die Evolution Wahrheit sind, aber nur die halbe, dass sie nicht sieht, wie dahinter der schöpferische Geist steht. Wir kämpfen um die Ausweitung der Vernunft, und so um eine Vernunft, die eben auch dem Schönen geöffnet ist und es nicht als irgendetwas ganz Anderes und Unvernünftiges beiseitelassen muss. Und die christliche Kunst ist rationale Kunst, wenn man an die Kunst der Gotik denkt oder an die grosse Musik oder eben auch an unsere Barock-Kunst, aber eine weitgewordene und vernünftige, wenn Vernunft und Herz sich einander berühren. Und darum geht es und das, denke ich, ist irgendwie der Wahrheitsbeweis des Christen, dass Vernunft und Herz zueinander finden, dass Schönheit und Wahrheit einander berühren. Und je mehr wir selber aus der Schönheit der Wahrheit leben, desto mehr wird der Glaube auch in unsre Zeit wiederkehren, kreativ werden können und sich in einer überzeugenden künstlerischen Gestalt ausdrücken können.

[14:49] Und dann? Was passiert dann? Die Erkenntnis, das Suchen, das Tasten nach Gott in unserem Leben bleibt nie nur einseitig, nie nur eine Richtung. Das ist Benedikt XVI. sehr wichtig: Das Suchen erwartet immer auch eine Antwort auf den Ruf, der in dem Suchen selbst hörbar wird, ein Ruf Gottes, den wir hören und auf den wir betend antworten.

[15:30] Herr, schau die Not dieser unserer Stunde an, die Boten des Evangeliums braucht, Zeugen für dich, Wegweiser zum Leben in Fülle. Sieh die Welt und lass dich auch jetzt vom Mitleid erschüttern. Sieh die Welt an und schicke Arbeiter. Mit dieser Bitte klopfen wir an der Tür Gottes an. Aber mit dieser Bitte klopft dann der Herr auch an unser eigenes Herz. Herr, willst du mich? Ist es nicht zu gross für mich? Bin ich nicht zu klein dazu? «Fürchte dich nicht», hat der Engel zu Maria gesagt. «Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen», sagt er durch den Propheten Jesaia zu uns, zu jedem einzelnen von uns.

[16:58] Und damit endet auch diese Folge der Radioexerzitien mit Papst Benedikt XVI. Ich bin P. Bernd Hagenkord und verabschiede mich von Ihnen, wo immer Sie uns zuhören. Hier ist Radio Vatikan. Laudetur Jesus Christus!

Weitere Hinweise und Quellen

Nachweis der Audioausschnitte für die 7. Folge der Radioexerzitien von Radio Vatikan am 9. März 2013

  • Vesper in Altötting, 11. Sept 2006
  • Generalaudienz am 11. Januar 2006
  • Generalaudienz am 11. Mai 2005

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