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Wer bekennt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott

Exerzitien zur Fastenzeit Teil VIII mit Benedikt XVI. aus acht Jahren Pontifikat

Bild: berlinertageszeitung.deLaudetur Jesus Christus! Hier ist Radio Vatikan. Radioexerzitien in der Fastenzeit. Willkommen zu unserer achten Folge, ich bin P. Bernd Hagenkord. Sie hören nun die achte Folge unserer Radioexerzitien mit Benedikt XVI. Wir beginnen bei unserem Glauben und folgen Benedikt XVI. in seinen Gedanken und Meditationen. Es sind weniger Argumente, die der Papst uns in dieser Sendung vorlegt, vielmehr kreisen seine Gedanken um den Kern dessen, was unsere Beziehung zu Gott ausmacht. [0:31] Was glauben wir da eigentlich? Was ist das überhaupt, Glaube? Kann es das eigentlich noch geben in der modernen Welt, wenn man die grossen Summen der Theologie ansieht, die im Mittelalter geschrieben wurden? Oder an die Menge der Bücher denkt, die jeden Tag für und gegen den Glauben verfasst werden, möchte man wohl verzagen und denken, das sei alles viel zu kompliziert. Vor lauter Bäumen sieht man am Ende den Wald nicht mehr. Und es ist wahr, die Vision des Glaubens umfasst Himmel und Erde, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, die Ewigkeit und ist darum nie ganz auszuschöpfen. Und doch ist sie in ihrem Kern ganz einfach.

Der Herr selber hat ja zum Vater darüber gesagt: «Den Einfachen hast du es offenbaren wollen, denen, die mit dem Herzen sehen können.»

[2:08] Der Glaube ist einfach. Wir glauben an Gott, an Gott, den Ursprung und das Ziel menschlichen Lebens, an den Gott, der sich auf uns Menschen einlässt, der unsere Herkunft und unsere Zukunft ist. So ist Glaube immer zugleich Hoffnung, Gewissheit, dass wir Zukunft haben und dass wir nicht ins Leere fallen. Und der Glaube ist Liebe, weil Gottes Liebe uns anstecken möchte. Das ist das Erste. Wir glauben einfach an Gott. Und das heisst hoffen und das heisst lieben. Als zweites können wir feststellen: Das Glaubensbekenntnis ist nicht eine Summe von Sätzen, eine Theorie. Es ist ja verankert im Geschehen der Taufe, in einem Ereignis der Begegnung von Gott und Mensch. Gott beugt sich über uns Menschen im Geheimnis der Taufe, er geht uns entgegen und führt uns so zueinander. Denn Taufe bedeutet, dass Jesus Christus uns sozusagen als seine Geschwister und damit als Kinder in die Familie Gottes hinein adoptiert. So macht er uns damit alle zu einer grossen Familie in der weltweiten Kirche. Ja, wer glaubt, ist nie allein. Gott geht auf uns zu. Gehen auch wir Gott entgegen, dann gehen wir zu aufeinander.

[4:28] Wir glauben an Gott. Das stellen die Hauptteile des Glaubensbekenntnisses heraus und das betont besonders der erste Teil davon. Aber nun folgt sofort die zweite Frage: An welchen Gott? Nun eben, an den Gott, der Schöpfergeist ist, schöpferische Vernunft, von der alles kommt und von der wir kommen. Diese schöpferische Vernunft ist Güte, sie ist Liebe, sie hat ein Gesicht. Gott lässt uns nicht im Dunklen tappen, er hat sich gezeigt als Mensch. So gross ist er, dass er es sich leisten kann, ganz klein zu werden. «Wer mich sieht, sieht den Vater», sagt Jesus [siehe Johannes 14,9]. Gott hat ein menschliches Gesicht angenommen, er liebt uns bis dahin, dass er sich für uns ans Kreuz nageln lässt, um die Leiden der Menschheit zum Herzen Gottes hinaufzutragen. Heute, wo wir die Pathologien, die lebensgefährlichen Erkrankungen der Religion und der Vernunft sehen, die Zerstörungen des Gottesbildes durch Hass und Fanatismus, ist es wichtig, klar zu sagen, welchem Gott wir glauben und zu diesem menschlichen Antlitz Gottes zu stehen. Erst das erlöst uns von der Gottesangst, erst dieser Gott erlöst uns von der Weltangst und von der Furcht vor der Leere des eigenen Daseins. Erst durch das Hinschauen auf Jesus Christus wird die Freude an Gott voll, wird zur erlösten Freude.

Liebe Brüder, wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut. Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott.

[8:23] Ich möchte drei Aussagen dieses vielschichtigen und reichen Textes [1 Johannes 7-15] besonders unterstreichen. Das Zentralthema des ganzen Briefes erscheint im Vers 15: «Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott.» Johannes stellt hier noch einmal, wie zuvor schon in den Versen 2 und 3 des vierten Kapitels, das Bekenntnis, die Confessio, heraus, die uns überhaupt als Christen unterscheidet, den Glauben daran, dass Jesus der im Fleisch gekommene Sohn Gottes ist. Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht, heisst es am Ende des Prologs zum vierten Evangelium. Wer Gott ist, wissen wir durch Jesus Christus, den einzigen, der Gott ist. In die Berührung mit Gott kommen wir durch ihn.

[10:21] Damit sind wir schon mitten in dem zweiten Punkt, den ich ansprechen wollte, er kommt im Vers 14 zu Sprache, wo es heisst: «Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt.» Das Zentralwort dieses Satzes heisst «martyromen», wir bezeugen, wir sind Zeugen. Das Bekenntnis muss Zeugnis werden. In dem zugrundeliegenden Wort «martys» klingt auf, dass der Zeuge Jesu Christi mit seiner ganzen Existenz, mit Leben und Sterben für sein Zeugnis eintritt. Der Verfasser des Briefes sagt von sich: «Wir haben gesehen.» Weil er gesehen hat, kann er Zeuge sein. Er setzt aber voraus, dass auch wir, die nachfolgenden Generationen, sehend zu werden vermögen, und dass auch wir als Sehende Zeugnis ablegen können. Bitten wir den Herrn, dass er uns sehend macht. Helfen wir uns gegenseitig zum Sehen, damit wir auch die Menschen unserer Zeit, sehend machen können und dass sie durch die ganze selbstgemachte Welt hindurch, Gott wieder erkennen können, durch all die historischen Barrieren hindurch Jesus wieder wahrnehmen dürfen, den von Gott gesandten Sohn, in dem wir den Vater sehen.

[12:51] Agape, Liebe, wie der Evangelist Johannes sie uns lehrt, ist nicht Sentimentales uns nichts Verstiegenes, sie ist ganz nüchtern und realistisch. Die Agape, die Liebe ist wirklich die Summe von Gesetz und Propheten. Alles ist in ihr eingefaltet, muss aber im Alltag immer neu entfaltet werden. Wir haben der Liebe geglaubt, ja, der Liebe kann der Mensch glauben. Bezeugen wir unseren Glauben so, dass er als Kraft der Liebe erscheint, damit die Welt glaube. Amen.

[14:12] Und damit endet unsere Sendung. Ihnen alles Gute, wo immer Sie uns zuhören. Hier ist Radio Vatikan. Laudetur Jesus Christus!

Weitere Hinweise und Quellen

Nachweis der Audioausschnitte für die 8. Folge der Radioexerzitien von Radio Vatikan am 12. März 2013

  • Die beiden Predigten am 12. Sept 2006 in Regensburg, Messe und Vesper

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