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Gnosis
(griechisch = Erkenntnis)
a) in einem echt christlichen Sinn bedeutet die charismatische, von der Agape umfaßte Erkenntnis (als Moment am Glauben, nicht seine Überbietung), die Paulus dem vollkommenen «geistlichen» Menschen (der im Pneuma ist) zuschreibt, jene Erkenntnis, in der der Mensch letztlich die unbegreifliche Liebe Gottes, die sich im Kreuz Jesu Christi offenbart, immer mehr glaubend «begreift» und sich so immer mehr von dieser Liebe selbst als dem Eigentlichsten und Endgültigen ergreifen läßt. Dieses Wachstum bedeutet das einende Verständnis des Ganzen der Offenbarung als solcher und deren immer personaleren Bezogenheit auf die eigene Existenz. Diese theologische Erkenntnis ist von ihrem Wesen her auf die Beschauung ausgerichtet, sollte getragen werden durch die Weisheit des Heiligen Geistes, sollte «charismatische», «kniende Theologie» werden, aus dem Vollzug des Geglaubten in der Liturgie herauswachsen und in einer persönlichen «Konnaturalität» zum Glaubensmysterium und in der Liebe geschehen. Einer solchen Gnosis ist jede Theologie bedürftig.
b) In einem nicht rechtgläubigen Sinn bezeichnet Gnosis eine in der Geschichte immer wieder durchgebrochene Anfechtung (bis zur häretischen Spaltung) des Christentums und eine Grundhaltung. Die gnostischen Phänomene pflegt man an Hand einzelner Anschauungen, die jeder Gnosis gemeinsam sind, unter dem Sammelnamen «Gnostizismus» zusammenzufassen. Dazu gehören unter anderem als wichtigste: eine Ablehnung der jeweils konkreten Gegenwart, eine «Flucht» in die göttliche Sphäre, in die man durch philosophische Erkenntnis und Askese aufsteigt (und die in Geister- und Engelspekulationen ausgemalt wird), ein absoluter oder relativer (mit dem Ende der Welt begrenzter) Dualismus, eine Ablehnung gesetzlicher Normen (Antinomismus). Solche Gnosis gab es in der jüdischen Umwelt des Neuen Testamentes z.B. in der Bruderschaft von Qumran, in jenen Kreisen, die von Paulus im Brief an die Kolosser (wegen Abschwächung der Stellung Jesu Christi) und die von den Pastoralbriefen (Mythen, Ehefeindlichkeit) bekämpft werden und gegen die sich die Apokalypse richtet. Dabei ist nicht zu verkennen, daß das Neue Testament gerade zur radikalen Ablehnung solcher Gnosis sich teilweise ihrer Terminologie bedient (siehe Entmythologisierung). Radikal antignostisch im Neuen Testament sind die Betonung, daß die Vollendung der Welt und des Einzelnen allein Sache Gottes sind, der auch allein das Heil gibt, die Betonung der fleischlich-leiblichen Existenz des wirklich Mensch gewordenen Logos Gottes samt dem Ärgernis des Kreuzes, die Ungeschuldetheit und Einmaligkeit der Erlösung u.a. Seit Beginn des 2. Jahrhunderts wird eine von Osten her kommende Gnosis, die in ihr System christliche Stücke einbaut, zum gefährlichsten, weil von echter religiöser Erfahrung getragenen und imponierenden Gegner der Urkirche. Historisch greifbar und wichtig sind vor allem eine frühgnostische Gruppe um 120 n.Chr. in Antiochien (die den Doketismus und radikale geschlechtliche Enthaltung vertrat); die Anhänger des Basilides (120-145 in Alexandrien; gnostische Exegese des Evangeliums und Hymnendichtung); die des Valentin in Rom (145-160), die einen dualistischen Erlösungsmythos aufstellte. Markion, 144 in Rom exkommuniziert, der den «Judengott» (das ganze Alte Testament) radikal verwarf und einen Kanon, bestehend aus Lukas und 10 Paulusbriefen, die er von «jüdischen» Elementen gereinigt hatte, aufstellte, ist nicht eigentlicher Gnostiker, wohl aber seine Anhänger. Gegen diese Gnosis entfalteten sich die früheste Dogmenentwicklung der Kirche, eine großartige kirchliche Literatur (Justinus, Eirenaios, Tertullian, Hippolyt) und die theologischen Bemühungen, tiefere und gültige Erkenntnisse der Gnostiker christlich zu integrieren (siehe Alexandrinische Theologenschule). Konzentriert ist die kirchliche Abwehr in der radikalen Bejahung der echten Menschheit Jesu und darum der Würde des Fleisches (siehe Auferstehung des Fleisches). Gnostische Anschauungen lebten im Mittelalter und in der Neuzeit immer wieder auf (siehe Theosophie, Anthroposophie, Rosenkreuzer usw.). Die theologische Grenze gegen die Gnosis ist vor allem wegen der folgenden Merkmale der Gnosis zu ziehen:
Gnosis ist Erkenntnis, die nicht einer personalen, gnadenhaften Selbsterschließung Gottes, sondern dem zu entdeckenden Wesen des Menschen selbst entstammt, ist also letztlich gnostisches «Selbstbewußtsein», nicht gehorsames Hören des Wortes Gottes, Glaube. Der «Erlöser» der Gnosis hilft dem Menschen nur, zum eigenen verschütteten Wesen hinabzudringen, schafft aber nicht innerhalb der konkreten Geschichte als echter Mensch erst das Heil, das er gibt. Die Erkenntnis als solche ist schon einfach durch sich allein erlösend; Liebe und sittliche Tat ist höchstens Folgerung aus dem Erkannten, so daß objektiv und subjektiv in der Gnosis schon alles gegeben ist. Damit behauptet die Gnosis, daß der Mensch im letzten die absolute und doch alles umfassende Einheit aller Wirklichkeit in sich selbst findet; er realisiert also nicht, daß er in seinem kreatürlichen Pluralismus immer auf die ihm transzendent bleibende Einheit Gottes verwiesen ist und seine Existenz also der Konzentration auf die bloße Erkenntnis widersteht. Die Erkenntnis erreicht nach der Gnosis ein «geschlossenes» System, das das Abbild des in logischer oder physischer Notwendigkeit verlaufenden Weltlaufes ist, somit keine wirkliche personale Freiheit, Geschichtlichkeit und Einmaligkeit kennt und mit dem Geheimnis im Grund des Daseins nicht als bleibender, wenn auch «nahegekommener» Unbegreiflichkeit Gottes rechnet, sondern es als das entschleierte und eroberte versteht. kthW

Wenn der Herr am Ende der Zeiten kommt, wird er uns seine Wunden sehen lassen

Papst Franziskus betont in Santa Marta die Begegnung Jesu mit seinen Wunden

Um dem lebendigen Gott zu begegnen, ist es notwendig, zärtlich die Wunden Jesu in unseren hungernden, armen, kranken und eingekerkerten Brüdern und Schwestern zu küssen. Dies betonte Papst Franziskus in seiner Predigt am Mittwochmorgen, 3. Juli in der Kapelle von Santa Marta. Am Gottesdienst zum liturgischen Festtag des heiligen Apostels Thomas waren Mitarbeitern des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog dabei. Konzelebrant war u.a. der Präsident des Dikasteriums, Kardinal Jean-Louis Tauran. Jesus erscheint nach seiner Auferstehung den Aposteln, doch der Apostel Thomas ist nicht bei ihnen: „Der Herr hat ihn eine Woche warten lassen. Der Herr weiß, warum er gewisse Dinge tut“, so der Papst: Wenn der Herr am Ende der Zeiten kommt, wird er uns seine Wunden sehen lassen weiterlesen