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Gehorsam im allgemeinen bezeichnet die Anerkennung einer rechtmäßigen Autorität, die sich in Gesinnung und Verhalten äußern muß. In der Theologie und im kirchlichen Leben kommen drei ausgezeichnete Weisen des Gehorsams zur Sprache.
a) Röm 5, 19 charakterisiert die Schuld des Adam als Ungehorsam, durch den die vielen als Sünder dastehen, um dann auf den Gehorsam des Einen hinzuweisen, durch den die vielen als Gerechte dastehen; der Sohn hat durch Leiden Gehorsam gelernt und wurde so für alle, die gehorchen, der Urheber ewigen Heiles (Hebr 5,8 f). So ist Gehorsam in der Schrift vorzüglich Beugung unter das heilsgeschichtliche «Muß» (Mt 16,21 u.ö.), zu dem vor Eintritt der Basileia auch die Gebote Gottes und die Ordnungen der Kirche gehören.
b) Unter den evangelischen Räten läßt sich der Gehorsam sicher am schwersten nachweisen; da diese Räte immer auch Zeugnis der Kirche sind, erhebt sich die schwierige Frage, woher man denn wisse, daß man Gott dadurch in radikalster Weise gehorsam werde, daß man sich einer menschlichen Befehlsgewalt unterstelle. Eine Lösung öffnet sich durch die Einsicht, daß hier Gehorsam ein wesentlicher Bestandteil der dauernden Bindung an eine bestimmte kirchliche Lebensform ist. Ein formaler Gehorsam um des bloßen Gehorsams willen hat keine positive sittliche Bedeutung; Gehorsam ist nicht die Ausstellung einer Blankovollmacht an den Oberen (der seinerseits nur im Dienst eines sicher von Gott gewollten Zieles von einem anderen Menschen Gehorsam verlangen darf). Vielmehr ist er die Übernahme eines gemeinsamen religiösen Lebens, nach einer Verfassung, die von der Kirche als wahrer, möglicher Ausdruck eines gottübereigneten Lebens anerkannt wurde: als Anschluß an die Lehre und das Beispiel Jesu Christi, als Übernahme eines unübersehbaren Schicksals. Nur weil die Bindung an das Beispiel Jesu Christi in der Kirche gelebt werden kann, ist der Gehorsam auch gegenüber dem Sinnwidrigen sinnvoll, vorausgesetzt, das Gebotene ist nicht unsittlich. Freilich ist das sachlich Falsche nur sehr schwer vom Unmoralischen zu unterscheiden. Angesichts dieser Problematik ist es schlechthin unchristlich, sich auf das unmoralische Prinzip «Befehl ist Befehl» beziehungsweise auf einen «blinden Gehorsam» zurückzuziehen, sondern geboten, der Autorität ins Angesicht zu widerstehen, wo sie schlechthin Sinnwidriges gebietet. Gehorsam als evangelischer Rat wird in beidem verwirklicht: in der Zerstörung des geheimen und offenen Egoismus, in der Auslieferung an das je Größere – und in der mutigen Sorge dafür, daß das Größere nicht nur Theorie und Ideal bleibe.
c) Dieses Gesagte gilt auch vom kanonischen Gehorsam dessen, der in ein kirchliches Amt genommen ist.
kthW

Egoismus führt zum Verschließen in sich selbst: Wir sollten ihn abstreifen und unsere Herzen für die Liebe weiten

Papst Franziskus sagt in Santa Marta Nein zur Armut als Ideologie

Bild: L'Osservatore RomanoEgoismus führt zum Verschließen in sich selbst: Wir sollten ihn abstreifen und „unsere Herzen weiten“, damit in ihnen Platz ist für die Liebe. Das sagte Papst Franziskus am Dienstag, 14. Mai bei der hl. Frühmesse im Vatikan. Wer Jesus folge, der sehe im Leben ein Geschenk, das er anderen weitergeben könne, „nicht einen Schatz zum Selberbehalten“. Bei Judas sei der Egoismus bis zum Verrat an Jesus gegangen, so Franziskus. „Denken wir an diesen Moment, als Maria Magdalena Jesus die Füße mit einer teuren Salbe wäscht: Das ist ein religiöser Moment, ein Moment der Dankbarkeit und Liebe. Aber Judas löst sich davon und übt bittere Kritik: Aber das könnte man doch den Armen geben!, sagt er. Egoismus führt zum Verschließen in sich selbst: Wir sollten ihn abstreifen und unsere Herzen für die Liebe weiten weiterlesen