Bild: «Kirche in Not»

Tiefgläubige, katholische Indianer-Gemeinden am Rio Paraguay

Im Jahr 2016 besichtigte Ivo Schürmann in Paraguay Projekte von «Kirche in Not»

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Der Pilot nach der Ankunft am Flughafen von Fuerte Olimpo

Das südamerikanische Binnenland Paraguay taucht auf dem Radar der Weltöffentlichkeit praktisch nicht auf. Auch weiss man über das Land im Schatten Argentiniens und Brasiliens relativ wenig. Flächenmässig ist es etwa zehnmal grösser als die Schweiz und wird von nur rund sieben Millionen Menschen bewohnt. Der tropische Norden und Nordwesten sind dünn besiedelt. Dennoch ist die katholische Kirche dort präsent. Im Gebiet des unwirtlichen Alto Paraguayo werden sowohl die Bewohner wie auch die Kirche vor grosse Herausforderungen gestellt. So erreicht man aus der paraguayischen Hauptstadt Asuncíon den Hauptort der Provinz Alto Paraguayo, Fuerte Olimpo, am schnellsten mit dem Flugzeug. Die Reise mit einer aus spanischer Produktion stammenden Casa-Maschine führt die paraguayische Luftwaffe durch. Jeden Mittwoch gibt es einen Flug mit drei Zwischenlandungen. Das Flugzeug macht viel Lärm, die Sitze sind hart und unbequem. Doch als Alternative bleibt nur eine vielstündige Busreise auf unwegsamen Strassen. Die Piloten bringen die Maschine sicher nach Fuerte Olimpo und beim Ausstieg erkundigt sich der Captain, woher der ausländische Besucher kommt. Europäer reisen selten in diese Ecke Paraguays. Mit der Schweiz wird sofort Roger Federer in Verbindung gebracht, wobei sich der Militärpilot als dessen grosser Fan erweist.

In Fuerte Olimpo, dem Hauptort der Provinz Alto Paraguay

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Msgr. Gabriel Escobar mit Seminaristen

Im Hauptort des Alto Paraguayo leben knapp 1‘500 Bewohner. Abgesehen von der Kathedrale auf einem der Hügel der Stadt gibt es hier keine markanten Bauwerke.  Der jugendlich wirkende Msgr. Gabriel Escobar ist seit wenigen Jahren verantwortlich für das Apostolische Vikariat. Der Bischofssitz ist karg eingerichtet und das ein Steinwurf entfernt liegende kleine Seminar wurde mit Hilfe von «Kirche in Not» modernisiert. Msgr. Gabriel ist es ein grosses Anliegen, den jungen Menschen eine gute Ausbildung zu ermöglichen und sie auch für den Dienst in der Kirche zu begeistern. Aktuell studieren drei Jugendliche im Seminar – zu Beginn des Semesters waren es deren sieben. Das grosse Ziel des Bischofs ist es, den ersten Priester aus diesem Vikariat hervorzubringen. Die drei Jugendlichen wirken fröhlich und überzeugt auf ihrem Weg. Im Gottesdienst am Abend stehen sie dem Bischof in der Liturgie zur Seite. Christhian ministriert, die beide anderen singen. Als eine Vogelspinne während des Gottesdienstes durch die Kirchenbänke spaziert, ängstigt sich der Besucher aus Europa. Die Einheimischen bleiben ruhig – Vogelspinnen und Schlangen sind für sie Alltag.

Viel billiges Land gäbe es in der Provinz Alto Paraguayo

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Eine Vogelspinne während des Gottesdienstes in der Kathedrale

In diesem Teil Paraguays leben etwa 22‘000 Einwohner. Die meisten verdienen den Lebensunterhalt auf den Viehbetrieben der Grossgrundbesitzer, die sehr oft aus dem Ausland kommen. Da Paraguay arm ist, kostet das Land wenig, was sich vor allem reiche Brasilianer zunutze machen. Die Paraguayer arbeiten oft in prekären Arbeitsverhältnissen. Ihre Kinder erhalten oft nur eine sehr einfache Schulbildung. Die Kirche will das ändern, weshalb das Apostolische Vikariat ein grosses Internat in Nu Apu’a unterhält. Unter der Leitung des Direktors Enrique werden 68 Schüler und 40 Schülerinnen auf die Matura vorbereitet. Es ist eines der wenigen Gymnasien in diesem Gebiet. Drei Ordensschwestern kümmern sich um die Katechese und um die Seelsorge der Jugendlichen im Alltag. Bischof Gabriel schaut regelmässig vorbei und feiert mit ihnen zusammen mit den Lehrerpersonen die Eucharistie. Bevor die Schüler und die Schülerinnen die Schulzimmer betreten, prüfen sie genau, ob sich nicht irgendwo eine Schlange versteckt. Schlangen gibt es viele – auch giftige. Der nächste Arzt befindet sich viele Kilometer entfernt.

Wie der Alltag und die Hilfe in den Indianergemeinden organisiert ist

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Ordensfrau im Schlafsaal des Internats in Nu Apu’a

Carmelo Peralta liegt südlich von Fuerte Olimpo am Rio Paraguay. In der Pfarrei wirken zwei ältere Priester, der Paraguayer Armindo Barrios und Luigi Nardon, ein italienischer Missionar. Im Garten des Pfarrhauses stehen Mango-Bäume, die unzählige Mangos tragen. Mango-Bäume sind typisch für Paraguay. Padre Armindo besucht am Nachmittag die weiter unten am Fluss liegenden Indianer-Gemeinden. Er ist für ihre Betreuung verantwortlich. Die Mehrheit der indigenen Bevölkerung bekennt sich zum katholischen Glauben. Salesianer waren es, die ihnen nebst dem Glauben die Grundbucheinträge für ihre Grundstücke besorgten und Elektrizität in die Dörfer brachten.  Das Ehepaar Dominga und Salvador sind im Auftrag von Padre Armindo verantwortlich für die Gemeinde Don Bosco de la Punta. Dominga bestätigt das Interesse der Menschen am Glauben:

„Am Samstag sind die Religionsunterrichtskurse immer gut besucht. Am Sonntag besuchen immer alle Bewohner den Gottesdienst, auch wenn Padre Armindo einmal nicht mit uns sein kann. Wichtig ist den Menschen, dass sie das Wort Gottes hören können.“

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Angehörige der indigenen Bevölkerung in der Kapelle

Die Kapelle in Don Bosco de la Punta wurde von «Kirche in Not» finanziert. Auch andere Kapellen indigener Gemeinschaften stehen nur dank der Hilfe durch das Hilfswerk. Die Indios verfügen nicht über die Mittel, selbst eine Kapelle zu erstellen. Sie pflegen ihren eigenen Lebensstil – die meisten in dieser Gemeinde arbeiten nur zwischen April und Oktober, wenn brasilianische Touristen Schifffahrten auf dem Rio Paraguay machen. Sie leben bescheiden, aber zufrieden. Padre Armindo versteht sich gut mit ihnen und schätzt sie sehr. Ihn beeindrucken ihr Gottvertrauen und ihre Genügsamkeit.

Knapp 90 Prozent der Menschen in Paraguay bekennen sich zum katholischen Glauben. Viele Freikirchen, vor allem aus Brasilien sind aktiv in Paraguay – bislang mit überschaubarem Erfolg. Die Gemeinschaft der Mennoniten befindet sich seit den 1920er Jahren in Paraguay. Es ist eine in sich geschlossene, aber wirtschaftlich erfolgreiche Gemeinschaft. Ohne die Hilfe aus dem Ausland wäre das Wirken der katholischen Kirche in Paraguay nicht so segensreich möglich wie dies heute der Fall ist. «Kirche in Not» stellt der katholischen Kirche Paraguays jährlich rund eine Million Schweizer Franken für Projekte zur Verfügung.

Spenden mit Vermerk «Paraguay» können gerichtet werden an:

Kirche in Not
Aide à l’Église en Détresse
Aid to the Church in Need

       ACN               SCHWEIZ   LIECHTENSTEIN

Cysatstrasse 6, 6004 Luzern

Postkonto 60-17200-9
IBAN CH55 0900 0000 6001 7200 9

Luzerner Kantonalbank
Kto-Nr. 01-00-177930-10
IBAN CH38 0077 8010 0177 9301 0