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Wenn man das Haupt vom Leib trennt, dann kann die Person, die Leib und Haupt zusammen bildet, nicht überleben

29. Katechese zum Jahr des Glaubens von Papst Franziskus

Bild: L'Osservatore RomanoDie Kirche ist nicht einfach ein Hilfswerk oder eine Kultur- oder Politikvereinigung sondern ein lebendiger Leib, so der Papst bei der Generalaudienz am Mittwoch, den 19. Juni. Im Rahmen der Katechesenreihe über die Kirche befasste er sich mit ihrer Kennzeichnung als Leib Christi. Schon dem heiligen Völkerapostel Paulus war dieses Bild sehr vertraut. Im ersten Korintherbrief spricht er von der Einheit der Glieder der Kirche und der Verbindung zu Christus, ihrem Haupt. Das Haupt leitet, nährt und richtet den Leib auf [vgl. 1 Korinther 12,12-30]. „Die Einheit steht über den Konflikt, immer. Die Konflikte trennen uns gegenseitig und von Gott. Sicher, man kann durch Konflikte auch viel lernen, doch die Gefahren sind viel größer. Treten wir also nicht ein auf den Weg des Konflikts und des gegenseitigen Streitens, nein! Alle zusammen müssen wir vereint sein und unsere Differenzen überwinden.“

Als Kirche sei man nur lebendig, wenn der Gläubige es zulasse, dass der Herr in ihm wirke, so der Papst weiter. Auch das Zweite Vatikanische Konzil griff das Bild vom Leib Christi auf: „Indem Christus nämlich seinen Geist mitteilte, hat er seine Brüder und Schwestern, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht“ (Lumen gentium 7).

Das Geschwätz und die Gerüchte seien ein Übel, so der Papst weiter. Er rief die Pilger und Besucher auf dem Petersplatz auf, niemals schlecht über andere zu sprechen. Auch die Trennung zwischen den Christen sei ein Beispiel dafür, dass man dies nicht hinnehmen dürfe, so Franziskus. Hier folgt nun eine deutschsprachige Wiedergabe der Ansprache bei der Live-Übertragung, wie sie von EWTN, Radio Vatikan, Radio Horeb, Radio Gloria usw. zu hören war:

«Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag! Heute beschäftige ich mich mit einem weiteren Ausdruck, den das Zweite Vatikanische Konzil die Natur der Kirche beschrieben hat, nämlich den Ausdruck des «Leibes». Das Konzil sagt, die Kirche ist der Leib Christi. Ich möchte von einem Text der Apostelgeschichte ausgehen, den wir gut kennen, es ist die Bekehrung des Apostels Paulus. Vorher Saulus, später Paulus, einer der grössten Apostel, Verkünder des Evangeliums. Saulus verfolgt die Christen, aber während er die Strasse nach Damaskus hinaufreitet, sieht er plötzlich ein wunderbares Licht, er fällt zur Erde und er hört eine Stimme, die ihm sagt: «Saul, Saul, warum verfolgst du mich?» Er fragt: «Wer bist du, Herr?» Und diese Stimme antwortet: «Ich bin Jesus, den du verfolgst.» Diese Erfahrung des hl. Paulus zeigt uns, wie tief die Einheit zwischen uns Christen und Christus selbst ist. Als Jesus in den Himmel aufgefahren ist, hat er uns nicht allein gelassen als Waisen, sondern durch die Gaben des Heiligen Geistes ist die Einheit mit ihm noch viel enger geworden. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt, dass Jesus, indem er seinen Heiligen Geist gesandt hat, einen mystischen Leib geschaffen hat, der aus Ihm, dem Haupt, und den Gliedern, den Getauften besteht, aus allen Völkern zusammengerufen. Der hl. Paulus hat dieses Bild des Leibes Christi, der die Kirche ist, im ersten Korintherbrief besonders ausgefaltet. Wenn wir an den Leib denken, an einen Körper, dann denken wir an etwas Lebendiges. Die Kirche ist nicht nur ein Hilfswerkzeug, eine kulturelle oder politische Einrichtung, es ist ein lebendiger Organismus, der durch die Geschichte hindurch lebt und sich bewegt, Und dieser Leib hat ein Haupt, das ist Christus, der diesen Leib ernährt. Das ist der Punkt, den ich unterstreichen möchte. Wenn man das Haupt vom restlichen Leib trennt, dann kann diese ganze Person, die Leib und Haupt zusammenbildet, nicht überleben. Das heisst, wir müssen verbunden bleiben, wir als Glieder des Leibes immer intensiver mit Christus, dem Haupt. Aber nicht nur das. In einem lebendigen Körper ist es wichtig, dass sozusagen der Lebenssaft strömt, das Blut. Und so ist es wichtig, dass das Leben, das Christus uns schenkt in der hl. Eucharistie, uns ernährt, dass Gott uns die Kraft dadurch schenkt, ihn und den Nächsten zu lieben, und das immer, immer, immer. Liebe Brüder und Schwestern, bleiben wir vereint mit Jesus, vertrauen wir ihn ganz, trauen wir uns ihm ganz an. Hören wir sein Wort, ernähren wir uns durch das tägliche Gebet, durch das Wort Gottes, durch die Teilnahme an den Sakramenten.

Und hier komme ich zu einem zweiten Aspekt, der Kirche als Leib Christi. Der hl. Paulus sagt, dass so wie die Glieder am menschlichen Leib, auch wenn sie viele und verschiedene sind, doch einen Leib bauen, so sind auch wir alle in einem Geist getauft, in einen Leib hinein. In der Kirche also gibt es eine Verschiedenheit und eine Vielfalt von Aufgaben. Es gibt hier nicht die platte Uniformität, es gibt die Verschiedenheit der Gaben, die der Heilige Geist verschieden verteilt, aber alle bilden eine grosse Einheit, das heisst, alle sind miteinander in Verbindung und arbeiten zusammen, wirken zusammen, um einen lebendigen Leib aufzubauen, indem sie tief mit Christus verbunden sind. Bedenken wir das gut. Teil der Kirche zu sein heisst, Teil Christi zu sein und von ihm das göttliche Leben zu erhalten, das uns als Christen leben lässt. Das heisst, wir müssen verbunden bleiben mit dem Papst, mit den Bischöfen, die Werkzeug der Einheit und des Leibes, der Kirche sind. Das heisst, wir müssen persönliche Eigenheiten überwinden, wir müssen die Unterschiede harmonisieren, mit einem Wort, wir müssen es lernen, immer mehr Gott zu lieben und unseren Nächsten zu lieben, die uns umgeben, in der Familie, unsere Bekannten, in der Pfarrei, in der Firma. Die Glieder des Leibes müssen vereint bleiben, die Einheit steht immer über den Konflikten. Wenn die Konflikte nicht gut gelöst werden, dann trennen sie uns voneinander und von Gott. Der Konflikt kann uns helfen zu wachsen, aber er kann uns auch trennen. Gehen wir nicht auf der Strasse der Trennungen, des Streites zwischen uns. Gehen wir alle gemeinsam, mit unseren ganzen Unterschiedlichkeiten, aber wir müssen gemeinsam gehen, das ist der Weg Jesu. Die Einheit hat immer Vorrang vor den Konflikten. Die Einheit ist eine grosse Gnade, die wir von Gott erbitten müssen, damit er uns von der Versuchung zum Streit befreie, von den kleinen Streits und Streitgesprächen und dem Geschwätz und dem Getratsche. Wieviel Schlechtes bewirkt das Getratsche? Tun wir das nie, reden wir nie schlecht über andere. Wieviel Streit unter den Christen, kleine Interessen, die wir da so im Herzen haben. Und das bewirkt eben die Trennungen zwischen uns, das bewirkt auch die Trennungen zwischen den Gemeinschaften. Das bewirkt in grösserem Stil auch die ganzen Trennungen zwischen den christlichen Konfessionen, zwischen Katholiken, Protestanten, Orthodoxen. Also heute, bevor aus dem Haus gegangen bin, bin ich etwa 40 Minuten, eine halbe Stunde, zusammen mit einem evangelischen Pastor gewesen, und wir haben gemeinsam gebetet. Wir haben die Einheit gesucht. Wir müssen unter uns Katholiken beten, aber wir müssen auch mit den anderen Christen beten, und wir müssen den Herrn bitten, dass er uns die Einheit schenken möge. Aber wie können wir die Einheit unter den Christen bewirken oder erbitten, wenn wir es nicht einmal unter uns Katholiken schaffen, eins zu sein, in der Familie? Wie viele Familien streiten untereinander, teilen sich? Sucht die Einheit, die Einheit baut die Kirche auf, die Einheit kommt von Jesus Christus, er sendet uns den Heiligen Geist, um die Einheit zu bewirken.

Liebe Brüder und Schwestern, bitten wir Gott: Hilf uns, Glieder des Leibes Christi zu sein, der Kirche, immer ganz tief mit Christus verbunden. Hilf uns, dass wir den Leib Christi nicht leiden lassen durch unsere Konflikte und Trennungen, unseren Egoismus. Hilf uns Gott, dass wir lebendige Glieder der Kirche sein können, untereinander verbunden, durch eine einzige Kraft, die Kraft der Liebe, die der Heilige Geist ist und in unsere Herzen senkt. Danke.»

Es folgt nun eine Zusammenfassung der Katechese des Heiligen Vaters in deutscher Sprache:

«Liebe Brüder und Schwestern, im Rahmen der Katechesen über die Kirche befassen wir uns heute mit ihrer Kennzeichnung als Leib Christi. Schon dem Apostel Paulus war dieses Bild sehr vertraut. Im ersten Korintherbrief spricht er von der Einheit der Glieder der Kirche und der Verbindung zu Christus, ihrem Haupt. Das Haupt leitet, nährt und richtet den Leib auf. Wir sind als Kirche nur lebendig, wenn wir zulassen, dass der Herr in uns wirkt. Auch das Zweite Vatikanische Konzil greift das Bild vom Leib Christi auf. So heisst es in der Konstitution Lumen gentium: Indem Christus nämlich seinen Geist mitteilte, hat er seine Brüdern und Schwestern, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht. Trotz aller Verschiedenheit der Menschen wird die Kirche durch das Prinzip der Einheit geprägt. Zur Kirche gehören heisst, mit Christus vereint zu sein, in Eintracht mit dem Papst und den Bischöfen stehen, die selbst Werkzeuge der Einheit und der Gemeinschaft sind. Dabei sind wir uns im Klaren, dass die Einheit eine Gnade ist, um die wir Gott immer neu bitten müssen.»

Der Heilige Vater hat die Anwesenden mit folgenden Worten begrüsst:

„Von Herzen grüße ich alle Gäste aus den Ländern deutscher Sprache, besonders die verschiedenen Schülergruppen und die Ehejubilare aus München. Der Heilige Geist lasse uns teilhaben an seiner Liebe, damit wir in Eintracht und Frieden mit allen unseren Mitmenschen leben. Gott geleite euch stets auf eurem Lebensweg. Danke.“

Franziskus macht auf Familienprobleme aufmerksam – UNHCR-Weltflüchtlingstag

Staaten und Institutionen sollen sich stärker für Familien einsetzen, die auf der Flucht sind. Dazu rief Papst Franziskus am Mittwoch, 19. Juni im Anschluss an die Generalaudienz auf dem Petersplatz auf. Am Donnerstag, 20 Juni wird der Weltflüchtlingstag begangen. Er ist den Flüchtlingen auf der ganzen Welt gewidmet und soll auf ihre Probleme aufmerksam machen, wie das UNO-Flüchtlingswerk UNHCR in einer Pressemitteilung betont. Papst Franziskus wies bei seinem Appell auf die Probleme vieler Familien hin, die auf der Flucht seien.

„Ich denke insbesondere an jene Familien, die gezwungen sind, ihre Häuser rasch zu verlassen und ihr Hab und Gut zurückzulassen. Sie flüchten vor der Gewalt, Verfolgung oder schweren religiösen Diskriminierungen, weil sie einer bestimmten ethnischen Gruppe angehören oder wegen ihrer politischen Ideen.“

Neben den Schwierigkeiten der Reise ist für die Familie insbesondere auch das Problem der Trennung nicht zu unterschätzen, so der Papst.

„Familien werden in einem neuen Land getrennt und müssen sich oft mit Kulturen und Gesellschaften auseinandersetzen, die sehr verschieden von ihren Ursprungsländern sind. Wir können deshalb nicht unsensibel gegenüber diesen Menschen sein und sollten ihnen helfen und sie aufnehmen. Denn ihre Gesichter sind das Antlitz Christi!“

In seinem Appell nach der Generalaudienz ging Franziskus auch nochmals auf den vergangenen Sonntag und den Gedenktag „Evangelium vitae“ ein:

„Wir haben im Rahmen des Glaubensjahrs am Sonntag einen Tag für das Leben gefeiert. Gott ist die Quelle des Lebens, das wir von Christus erhalten und das vom Heiligen Geist gestärkt wird, damit wir wahre Kinder Gottes werden. Ich möchte nochmals alle dazu einladen, das „Evangelium des Lebens“ aufzunehmen und den Lebensschutz zu fördern. Der Christ ist immer der, der Ja zum Leben sagt, weil dies eine Bejahung Gottes des Lebendigen ist.“

Weitere Hinweise und Quellen

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