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Nichts und niemand, kann uns von der Liebe Christi scheiden, die uns befähigt, Früchte des Geistes hervorzubringen

Exerzitien zur Fastenzeit Teil V mit Benedikt XVI. aus acht Jahren Pontifikat

Bild: berlinertageszeitung.deLaudetur Jesus Christus! Hier ist Radio Vatikan. Radioexerzitien in der Fastenzeit. Willkommen zur fünften Folge, mein Name ist P. Bernd Hagenkord. Die Sedisvakanz ist eingetreten, Benedikt XVI. ist nicht mehr Papst. Aber diese Radioexerzitien zur Fastenzeit werden uns seine Texte und Predigten weiter begleiten und auf das Osterfest vorbereiten. Im Zentrum dieser Sendung: Berufen, die Liebe Christi zu den Menschen zu leben. [1:11] Liebe Freunde, ich habe eigentlich eine grosse Predigt mitgebracht, aber ich möchte sie jetzt nicht vorlesen, man kann sie ja auch, denke ich, gedruckt sehen, wenn man will [Lachen]. [1:21] Ein kleiner Hinweis aus dem Mund des Papstes zu Beginn dieser Sendung. Die Fülle dessen, was Benedikt XVI. uns während seines Pontifikates an geistlicher Dichte geschenkt hat, ist noch längst nicht gehoben. Vieles lohnt sich noch zu lesen, vieles blieb auch ungesagt. Ein kleines Memento, weiter zu suchen, weiter zu lesen, weiter zu führen, was dieser Papst begonnen hat. Wir sind berufen, die Liebe Christi zu den Menschen zu leben, das soll das Thema dieser Folge sein.

Benedikt XVI. geht dazu von seinen Gedanken zur Rechtfertigung aus, davon also, wie die Erlösung zu den Menschen kommt und wie wir darauf reagieren, wie wir damit handeln.

2:22 Wir haben gesehen, dass der Mensch sich nicht selber recht machen kann, sondern dass Gott ihn recht macht, und dass das geschieht durch Christus, durch den Glauben, der uns mit ihm verbindet. Ich hatte aber auch schon angedeutet, dass dieser Glaube natürlich mehr ist als eine Theorie, als eine Idee. Er verbindet mit Christus. Und so wirkt er sich darin aus, dass er uns ihm ähnlich macht. Er wirkt sich aus in der Geistgabe der Liebe, sonst ist er kein wirklicher Glaube. In der Geschichte sind diese beiden Ebenen oft vermengt worden. Einerseits dass nur Gott selber uns gerecht machen kann, nicht wir uns selbst, andererseits dass wir nicht unverändert bleiben können, wenn der Herr uns berührt, sondern dass der Glaube zur Liebe wird. Beides gehört in der rechten Weise zueinander. Der Glaube gibt uns die Gabe des Heiligen Geistes und wird fruchtbar, wie Paulus sagt [vgl. Galater 5,22], in Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Den ersten Platz nimmt hier die Liebe ein, die durch den Heiligen Geist ausgegossen ist. Aber es ist nicht zufällig, dass dann das letzte Wort das Herr-sein über sich selbst ist, nur wer sich selbst in Zucht nehmen kann, kann auch ein wahrhaft Liebender sein. Mit dem Geschenk des Glaubens an Christus sind wir berufen, die Liebe Christi für den Nächten zu leben, nicht mehr uns selbst, sondern ihm zu gehören. Und an diesem Massstab werden wir am Ende, am letzten Gericht beurteilt werden. Da gibt es keinen Widerspruch zwischen Glaube und Werke, keinen Widerspruch zwischen Paulus und Jakobus. Der Glaube ist in der Liebe wirksam, er bewährt sich in den Werken und bezeugt so das freie Geschenk der Rechtfertigung. Durch Christus sind wir zum Tempel des Heiligen Geistes geworden und so zu einem Leben berufen, das dem Geist entspricht. Nichts und niemand, sagt uns Paulus, kann uns von der Liebe Christi scheiden, die uns dazu befähigt, wirklich Früchte des Geistes hervorzubringen.

4:59 Befähigt, Früchte des Geistes hervorzubringen. Ein anderes Wort für diese Ermächtigung ist Berufung. Wir alle hören den Ruf Gottes, jeder und jeder einzelne, Gott braucht Menschen. Er ruft uns.

5:20 Die Ernte ist gross, sagt der Herr. Und wenn er sagt «ist gross», dann meint er es nicht nur für den Augenblick, in dem er auf dem Boden Palästinas dieser Erde stand, dann gilt es immer. Die Ernte ist gross, auch heute. Das heisst in den Herzen der Menschen wächst Ernte, das heisst noch einmal, in ihnen ist das Warten auf Gott da, das Warten auf eine Weisung, die Licht ist und den Weg zeigt. Das Warten auf ein Wort, das mehr als Wort ist, das Hoffnung gibt, das Warten auf die Liebe, die über den Augenblick hinaus uns ewig trägt und umfängt. Die Ernte ist gross und wartet in allen Generationen auf Ernteleute und auch immer in allen Generation gilt, unterschiedlicherweise: Der Arbeiter sind wenige, bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter sende. Das heisst, die Ernte ist da, aber Gott will sich der Menschen bedienen, damit sie eingebracht werde.

7:06 Gott braucht Menschen, er braucht solche, die sagen «ja ich bin bereit, dein Erntearbeiter zu werden, zu helfen, dass diese Ernte, die in den Menschen reift, wirklich in die Scheunen der Ewigkeit eingehen und Gottes ewige Gemeinschaft der Freude und der Liebe werden könne.» Bittet den Herrn der Ernte, dass wir sagen, wir können Berufungen nicht einfach machen, sie müssen von Gott kommen. Wir können nicht, wie vielleicht in anderen Berufen durch gezieltes Management entsprechende Strategien sozusagen einfach Leute rekrutieren. Die Berufung muss immer den Weg über das Herz Gottes zum Herzen der Menschen finden. Und trotzdem gerade, damit sie im Herzen der Menschen ankommen, sind auch wir gefordert und bitten den Herrn der Ernte. Darum bitten, das bedeutet gewiss zuallererst, dass wir beten darum, dass wir an seinem Herzen rütteln und sagen: «Tue es doch, wecke die Menschen auf, zünde in ihnen die Begeisterung, die Freude für das Evangelium, lass sie erkennen, dass es der Schatz über allen Schätzen ist und dass, wer’s entdeckt hat, weitergeben muss. Wir rütteln am Herz Gottes, aber «Gott bitten» geschieht eben nicht nur in den Gebetsworten, sondern darin, dass Gebet Tun wird, dass aus unserem betenden Herzen dann der Funke der Freude an Gott, der Freude am Evangelium, der Bereitschaft zum Jasagen in die anderen Herzen kommt. Als betende Menschen, als von seinem Licht Erfüllte, kommen wir zu den andern, ziehen sie in unser Gebet und so in die Gegenwart Gottes hinein, der dann das Seine tut. In diesem Sinn wollen wir immer neu den Herrn der Ernte bitten, an seinem Herzen rütteln, aber mit ihm, mit unserem Gebet auch die Herzen der Menschen anrühren, dass Gott nach seinem Willen darin das Ja reifen lasse und dann die Bereitschaft und dann die Beständigkeit. Durch all die Wirrnisse der Zeit, durch die Hitze des Tages und das Dunkel der Nacht treu in seinem Dienst zu bleiben und von ihm her immer wieder zu erkennen, auch wenn es mühselig ist, dass diese Mühsal schön ist und dass sie gut ist, weil zum Eigentlichen hilft dafür, dass Menschen das empfangen, worauf sie warten: Gottes Licht und Gottes Liebe.

10:56 Die erste Grundregel, nämlich aus dem Philipperbrief, wo der hl. Paulus allen und natürlich ganz besonders denen, die im Erntefeld Gottes arbeiten, sagt, dass wir die Gesinnung Jesu Christi, die Gesinnungen Jesu lernen sollen. Seine Gesinnung war es, dass es ihn gleichsam nicht in der Herrlichkeit Gottes aushielt, dass er heruntersteigen musste, das Unglaubliche tun, die ganze Armseligkeit eines menschlichen Lebens annehmen bis in die Stunde des Kreuzes hinein. Die Gesinnung Jesu Christi ist es, dass es ihn drängt, zu den Menschen das Licht des Vaters zu bringen, dass er ihnen helfen will, dass Reich Gottes aus ihnen und in ihnen werde. Und die Gesinnung Jesu Christ ist es zugleich, dass wir immer zutiefst in der Gemeinschaft mit dem Vater verwurzelt, in sie eingesenkt ist. Wir sehen das äusserlich daran, dass die Evangelisten uns immer wieder erzählen, dass er sich auf den Berg zurückzieht, er allein, um zu beten. Sein Wirken kommt aus dem Eingesenktsein in den Vater heraus und umgekehrt gerade dieses Eingesenktsein in ihn bedeutet, dass er herausging und durch alle Dörfer und Städte ziehen muss, um Gottes Reich, das heisst seine Gegenwart, sein Dasein mitten unter uns zu verkündigen, damit es in uns Gegenwart werde und durch uns die Welt verwandle, dass sein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden, unser Himmel auf die Erde komme. Dieses Doppelte gehört zur Gesinnung Jesu Christi, einerseits Gott von innen her kennen, Christus von innen her kennen, mit ihm beieinander sein. Nur wenn das ist, dann entdecken wir den Schatz wirklich. Und dann müssen wir auch zu den Menschen gehen, dann können wir’s nicht für uns behalten, dann müssen wir es weitergeben. Und diese Grundregel der Gesinnung Jesu Christi mit diesen beiden Seiten würde ich dann ins Praktische noch einmal umsetzen und sagen, es muss das Miteinander von Eifer und Demut der Anerkennung der eigenen Grenzen geben. Einerseits den Eifer, der in uns dasein wird, wenn wir Christus immer neu begegnen. Wir können es nicht behalten. Dann drängt es uns zu den Armen, zu den Alten, zu den Schwachen, aber gerade auch zu Kindern und zu den Jungen, zu den Menschen auf der Höhe des Lebens zu gehen, dann drängt es uns, Evangelisten, Apostel Jesu Christi zu sein. Aber dieser Eifer, damit er nicht leer wird und uns zerstört, muss sich mit der Demut, mit der Bescheidung, der Annahme unserer Grenzen verbinden. Und noch einmal auf eine dritte Ebene übersetzt, heisst dieses Miteinander von Eifer und Bescheidung dann auch das Miteinander von Dienst, in all seinen Dimensionen, und von Innerlichkeit. Wir können den anderen nur dienen, nur geben, wenn wir auch selbst empfangen, wenn wir selber nicht leer werden.

15:25 Und damit endet die fünfte Folge unserer Radioexerzitien mit Papst Benedikt XVI. Ich verabschiede mich von Ihnen, wo immer Sie uns zuhören. Hier ist Radio Vatikan. Laudetur Jesus Christus!

Weitere Hinweise und Quellen

Nachweis der Audioausschnitte für die 5. Folge der Radioexerzitien von Radio Vatikan am 2. März 2013

  • Predigt in Freising am 14. Sept 2006
  • Generalaudienz am 26. Nov 2008

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