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Häresie griechisch hairesis = Auswahl) bezeichnet zunächst eine irrige Glaubensauffassung, deren Wesen darin liegt, daß eine (oder mehrere) Einzelwahrheit(en) aus dem organischen Zusammenhang des Ganzen genommen und, weil isoliert, falsch verstanden oder aber ein Dogma geleugnet wird. Daß dies in der Kirche Jesu eintreten werde, sagte Jesus selbst voraus (Mk 13,6; Mt 13,24-39 u.ö.) und ist in den apostolischen Schriften des NT als Ereignis oft bezeugt. Schon im NT zeichnet sich die Tendenz der «falschen Brüder» ab, sich von der Kirche abzusetzen und selber Kirche zu bilden (Apg 20,30; Kol 2,18 u.ö.); dies gehört hinfort wesentlich zur Häresie. Die heutige Theologie unterscheidet materielle Häresie (wenn jemand einer objektiven Häresie anhängt, ohne sich seines Irrtums bewußt zu sein) und formelle Häresie (wenn jemand einer objektiven Häresie hartnäckig und böswillig anhängt). Solange jemand die irrige Auffassung oder die Leugnung eines Dogmas für sich behält, ohne sie zu äußern, spricht man von der Sünde der Häresie im Unterschied zum Delikt der Häresie. Wer in rechtlich greifbarer Weise der Häresie verfallen ist, gehört nicht mehr im vollen Sinn zur Kirche (DS 1351 3802 u.ö., NR 381 402 u.ö.). Eine Theologie der Häresie hat davon auszugehen, daß es die Häresie nur bei Getauften, die Christen bleiben wollen, geben kann. Sie hat ferner die Pflicht, die Sätze eines anderen liebend-«komprehensiv» zu interpretieren. Und sie hat schließlich zu beachten, daß die «bewahrten» christlichen Wahrheiten eine objektive und subjektive Dynamik entwickeln auf die Aufhebung oder Verwandlung der häretischen Sätze in wahre hin. Als erster Aspekt bietet sich so einer wirklich christlichen Betrachtungsweise das virtuelle «Nochenthaltensein» des ganzen Christentums in der Häresie bzw. im Gesamtbegriff des Christentums beim Häretiker dar. Von hier aus könnte auch der Begriff einer bloß «verbalen» Häresie gewonnen werden, die sachlich eigentlich ein falscher Nonkonformismus gegenüber dem kirchlichen Sprachgebrauch, also eigentlich eher Schisma ist. Es ist durchaus denkbar, daß eine reale Häresie im Lauf ihrer Geschichte (ohne es reflex zu wissen) sich zu einer bloß verbalen zurückentwickelt. Ferner ist die Möglichkeit immer im Auge zu behalten, daß es innerhalb der Geschichte einer Häresie in Lehre und Praxis Aktualisierungen des Wesens des Christentums geben kann, die zwar in der kath. (d.h. wahren und umfassenden) und geschichtlich legitimen Gestalt des Christentums (d.h. in der römisch-katholischen Kirche) potentiell immer bewahrt und gegeben sind, aber noch nicht zur selben ausdrücklichen Aktualisationshöhe gekommen sind, also Anreiz für die Lehr- und Praxisentfaltung in der Kirche bilden und so eine positive heilsgeschichtliche Funktion gegenüber der Kirche ausüben können. Der Kern der Theologie der Häresie ist also folgendes: Die Häresie steht nach Paulus unter dem Prinzip eines heilsgeschichtlichen «Muß», in welchem die nichtseinsollende Schuld des die Wahrheit Gottes verkürzenden und verengenden Menschen umfangen bleibt vom Willen Gottes zu seiner Offenbarung und ihrem Träger, der Kirche. Die Häresie erhält von dieser Überholtheit her (nicht aus sich und ohne daß sie dadurch als Tun des Menschen legitimiert würde) einen positiven Sinn: als die Weise, in der die Wahrheit Gottes, insofern sie Wahrheit der Menschen ist, gedemütigt bleibt, faktisch erst im Geist der Menschen wächst, der «seinmüssende» Grund ist für die Einführung der Kirche in alle Wahrheit. Es ist darum nicht so, daß gegenüber den Häresien die Kirche nur statisch den beharrenden Besitz ihrer Wahrheiten, den sie schon adäquat erfaßt hat, verteidigt. Sie lernt vielmehr erst deutlicher ihre eigene Wahrheit kennen, indem sie den Widerspruch zu ihr hört und als Widerspruch zu ihrer Wahrheit und ihrem (noch im Werden seienden) Selbstverständnis ablehnt. Dennoch ist die Geschichte der Wahrheit und deren Entwicklung (Dogmenentwicklung) die Geschichte der Scheidung, des fortschreitenden, immer umfassenderen und deutlicheren Neins der Kirche gegen die Häresie, der notwendigen Scheidung der Geister, des Anhebens des auch Wahrheit und Irrtum der Menschen scheidenden Gerichtes Gottes, wenngleich dieses Gericht der Kirche die geschichtlichen, im Bezug auf den inneren Glauben des Menschen immer zweideutigbleibenden Objektivationen des ursprünglichen Wahrheitsverhältnisses der Menschen und nicht dieses Verhältnis selbst und damit die Menschen richtet. kthW

Ehe und Familie als Realität gehören nicht irgendeiner Gruppe!

Ehe und Familie sind eine menschliche Wirklichkeit, keine Manipuliermasse

https://de.wikipedia.org/wiki/Vincenzo_Paglia
Kurienerzbischof Vincenzo Paglia

Bei der Ehe und Familie geht es um die Zukunft der gesamten Menschheit – daran erinnert der Präsident des päpstlichen Familienrates, Bischof Vincenzo Paglia. In Frankreich wurde am Sonntag, 13. Januar 2013 wieder gegen die geplante Einführung der gleichgeschlechtlichen «Ehe» demonstriert, dabei waren viele verschiedene gesellschaftliche Gruppen und auch Politiker beteiligt. Die Kirche begleitete die Proteste unterstützend. Paglia lobte in diesem Kontext das Vorgehen der französischen Bischöfe.

„Mir scheint das Verhalten der französischen Bischofskonferenz sehr intelligent: Sie macht klar, dass Ehe und Familie als Realität nicht jemandem ,gehören‘, sondern dass es da um die menschliche Wirklichkeit geht. Die Bischöfe sind nicht die Hauptinitiatoren der Kundgebung, sie unterstützen die Sache wie viele andere auch. Das scheint mir sehr klug zu sein, und es ist auch der Grund, warum sich die Kirche dafür interessieren muss: weil es eben keine Frage irgendeiner Gruppe ist, sondern es um das Erbe der Menschheit geht. Wenn die Kraft der Ehe und der Familie entwertet wird, betrifft das ganz zentral die Zukunft der Menschheit!“

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