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Papst Franziskus zu Gast bei drei der ärmsten Länder Lateinamerikas

Der Heilige Vater besucht acht Tage lang die Länder Ecuador, Bolivien und Paraguay

Bild: Radio VatikanVom 5. bis 13. Juli 2015 besucht der Heilige Vater acht Tage lang Ecuador, Bolivien und Paraguay. Es ist nach dem Weltjugendtag in Rio de Janeiro 2013 die zweite Lateinamerikareise des argentinischen Papstes. Als Ziel hat er sich die ärmsten Länder seines Heimatkontinents ausgesucht. In den drei Ländern wird Papst Franziskus fünf Eucharistiefeiern mit Millionen Gläubigen vorstehen. In einer Videobotschaft sagte der Heilige Vater:

„Ich möchte die Freude des Evangeliums bezeugen, Gottes Zärtlichkeit: Er ist unser Vater, vor allem für Kinder in Not, für die älteren Menschen, für die Kranken, für diejenigen im Gefängnis, für die Armen und für die Opfer unserer Kultur. Die Liebe Gottes ermöglicht es uns, das Gesicht seines Sohnes Jesus in jedem Bruder und in jeder Schwester zu entdecken.“

Kirche in Not hat die Arbeit der katholischen Kirche in den drei Ländern des Papstbesuches 2014 mit insgesamt 1,2 Millionen Schweizer Franken unterstützt. Mehr als 300 Priester in Ecuador, Bolivien und Paraguay haben in den vergangenen Jahren Mess-Intentionen der Wohltäter von Kirche in Not übernommen und wurden dabei mit Mess-Stipendien unterstützt. In Bolivien unterstützt Kirche in Not die Ausbildung von Katecheten und Seminaristen, finanziert Bauprojekte und gibt Existenzhilfe für Schwestern. In Ecuador unterstützt Kirche in Not vor allem Projekte in der Peripherie für Migranten – mit Schwerpunkt Guayaquil – sowie in den Apostolischen Vikariaten in Amazonien.

Verhältnis von Kirche und Staat in Ecuador ist nicht einfach

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Ecuador; Fast drei Millionen Menschen leben und arbeiten im Ausland.

Ecuador, das erste Land der Papstreise, ist das kleinste der drei Länder. Etwa ein Fünftel der Ecuadorianer (fast drei Millionen Menschen) lebt und arbeitet im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika, Spanien und Italien. Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen führt das auch zu familiären und sozialen Problemen. Kinder wachsen bei den Grosseltern auf, weil ihre Eltern im Ausland arbeiten, Frauen leben von ihren Männern getrennt. Dazu kommt eine grosse Zahl von Migranten, die aus den ländlichen Gegenden in die Vororte der Grossstädte abwandern. Viele der Zuwanderer leben – in Ecuador wie auch in Bolivien und Paraguay – unter erbärmlichen Bedingungen in Hütten und Baracken, oft ohne fliessendes Wasser und Elektrizität. Beengte Wohnverhältnisse, Promiskuität, Gewalt sowie Alkohol prägen den Alltag in den Slums der Vororte. Viele junge Frauen leben dort alleine mit ihren Kindern. Die katholische Kirche versucht ihnen durch eine gezielte Pastoral zu begegnen und wird dabei in verschiedenen Projekten vom internationalen katholischen Hilfswerk Kirche in Not unterstützt.

Das Verhältnis von Kirche und Staat in Ecuador ist nicht einfach. So wurden vor drei Jahren auf Anweisung des Gesundheitsministeriums in mehreren regionalen Krankenhäusern alle religiösen Bilder entfernt, was bei Patienten und Krankenhauspersonal zu einem Sturm der Entrüstung führte, da häufig vor diesen Bildern um die Gesundheit der Patienten gebetet wurde. Das geht aus dem Bericht über dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ von Kirche in Not aus dem Jahr 2014 hervor. Dem Bericht zufolge wurde 2013 mehreren Priestern, die in Krankenhäusern tätig waren, gekündigt – im Auftrag des Ecuadorianischen Instituts für Soziale Sicherheit.

Bolivien – Kirche soll keine NGO werden!

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Bolivien: Ein wichtiges Zeichen für Priester, Ordensleute und Seminaristen.

Ein wichtiges Zeichen für die Priester Ordensleute und Seminaristen Boliviens, dem zweiten Land des Papstbesuches, wird die Begegnung mit dem Heiligen Vater sein. Die Freude ist gross, dass sich Papst Franziskus Zeit für eine Begegnung mit ihnen nimmt und diejenigen stärkt, die Tag für Tag eine echte „Option für die Armen“ leben. Unter den Ordensfrauen könnten beispielsweise die drei Schwestern von St. Vincent de’Paoli aus Oruro im Westen Boliviens sein. Sie sind Bräute Christi, und nicht zu einer „wohltätigen NGO (Nichtregierungsorganisation)“ geworden, einer Gefahr, vor der Papst Franziskus immer wieder warnt. Unterstützt von Kirche in Not kümmern sie sich auf über 3000 Metern Höhe in einem Bergdorf in der Diözese Oruro an der Grenze zu Chile um zweitausend mittellose Menschen, vor allem junge Frauen mit Kindern. Die drei Schwestern sind ein Beispiel für die vielen Schwesternorden in Bolivien, die die wenigen Priester entlasten. Der für Bolivien zuständige Länderreferent von Kirche in Not, Marco Mencaglia ist sich sicher: „Ohne sie könnte die Ortskirche viele Gemeinden nicht halten.“ Kirche in Not hat den Schwestern für den Bau eines Hauses für Migranten 100.000.- Schweizer Franken zugesagt.

Paraguay – jeder zweite Einwohner des Landes in Armut

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Paraguay; 90 Prozent der rund sieben Millionen Einwohner sind katholisch getauft.

Das dritte Land seines Besuches ist Paraguay, wo 90 Prozent der rund sieben Millionen Einwohner katholisch getauft sind. Papst Franziskus hat eine besondere Beziehung zu Paraguay, denn er kennt aus seiner Zeit als Bischof von Buenos Aires die Not der Millionen Migranten, die in den Vorstädten der Hauptstadt Argentiniens leben – meist illegal –, darunter mehr als eine halbe Million Paraguayer. In seiner Zeit als Bischof hat er sie oft besucht und sich tatkräftig für die Migrantenpastoral eingesetzt.

„Die Priester werden in dem Land als Respektspersonen anerkannt: Wenn der ,Pa’i‘ etwas gesagt hat, dann gilt das,“ berichtet der für Paraguay zuständige Länderreferent von Kirche in Not, Ullrich Kny, Die Zahl der Priesterberufungen ist konstant. In ganz Paraguay gibt es derzeit etwa 300 Priesteramtskandidaten. Dennoch besteht ein Priestermangel, denn die Pfarreien sind sehr gross, 20 bis 50 Filialgemeinden sind normal. Diese Basisgemeinden werden in der Regel von Laien geleitet.

Wasserkraft, Sojaexport und Schmuggel prägen die Wirtschaft Paraguays. Land und Reichtum befinden sich allerdings in der Hand von wenigen Menschen. Laut einer Studie der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik lebt jeder zweite Einwohner des Landes in Armut, ein Drittel sogar in extremer Armut. Die katholische Kirche versucht dieser Armut zu begegnen – unter anderem über ihre Bildungseinrichtungen. In der Erzdiözese Asunción wurde Kirche in Not gebeten, beim Aufbau einer Fakultät für Pastoraltheologie zu helfen, an der auch die katholischen Lehrer, die Laienbewegungen und die Mitarbeiter einzelner Pastoralbereiche ausgebildet werden sollen.

Spenden mit Vermerk «Lateinamerika» können gerichtet werden an:

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