Erzbischof Ghaleb Moussa Abdalla Bader kommt am 13. März 2015 in die Schweiz

Algerische Diözese trotz Trauma Wegweiser im islamisch-christlichen Dialog

Erzbischof Moussa Abdalla Bader

Am Sonntag 15. März 2015 weilt ein algerischer Erzbischof auf Einladung des Hilfswerks Kirche in Not in der Schweiz. Ghaleb Moussa Abdalla Bader aus Algier besucht St. Gallen und feiert zusammen mit Bischof Markus Büchel, Präsident der Schweizerischen Bischofskonferenz, im St. Galler Dom einen Gottesdienst. Am Abend hält Erzbischof Bader einen Impuls zur Fastenzeit in der Wallfahrtskirche Heiligkreuz. Im Gottesdienst und beim Impuls wird er auf die Situation der Christen in Algerien eingehen. Heute bekennen sich 98% der Bewohner Algeriens zum Islam. Das Land war aber nicht immer so muslimisch geprägt wie heute. Der Ursprung der katholischen Kirche in dieser Region reicht ins 2. Jahrhundert zurück. Die Kirche erlebte ihren Höhepunkt unter dem Bischof von Hippone, dem hl. Augustinus (354-420). Durch die Ausbreitung des Islam wurde das Christentum stark zurückgedrängt. Einen Einschnitt in diese Entwicklung bildete die französische Kolonialzeit (1830-1962) als die Zahl der Katholiken auf über 2 Millionen zunahm. Heute leben wenige Tausend Katholiken in Algerien.

Das Trauma von 1996 – Mord an 7 Trappisten, die nie gefunden wurden

Während des algerischen Bürgerkriegs sorgten Anschläge auf Geistliche im Jahr 1996 weltweit für Aufsehen. Der Bischof von Oran, Pierre Claverie, kam am 1. August durch eine  Bombe beim Eingang seiner Bischofskirche ums Leben. Einige Monate davor wurden 7 Trappisten des Klosters Notre-Dame de l’Altas, das 90 km südlich von Algier liegt, entführt. Am 30. Mai wurden ihre Köpfe entdeckt, ihre Körper sind bis heute nicht gefunden. Seither ist das Kloster verwaist. Zwei Mönchen konnten sich verstecken als die Eindringlinge kamen und leben heute in einem Kloster in Marokko. Das tragische Schicksal der Mönche wurde im Film „Von Menschen und Göttern“ gezeigt. Dieser Film wurde am Festival in Cannes mit dem Grossen Preis der Jury und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Millionen von Zuschauern strömten in die Kinos. Der mitwirkende Schauspieler Lambert Wilson sagte in einem Interview:

«Ich denke, die Leute lieben diesen Film, weil er bestimmte Werte bringt, die wir heute brauchen: Liebe, Brüderlichkeit, auf den Nachbarn zugehen.“

Wer ist, woher kommt und was macht Erzbischof Bader?

Erzbischof Ghaleb Bader blickt trotz der tragischen Ereignisse des Jahres 1996 mit Hoffnung in die Zukunft:

„Algerien ist dazu berufen, an der Hoffnung festzuhalten. Die Kirche wird sich – wie sie es in der Vergangenheit bis heute gemacht hat – in den Dienst der ganzen Gesellschaft stellen, um zum Guten, zum Frieden, zum Wohl und zum Fortschritt dieses Landes und seinen Bürgern beizutragen.“

Jugendliche aus Algerien am Weltjugendtreffen 2011

Der Erzbischof wurde 1951 in Jordanien geboren. Er ist Doktor des Kirchenrechts und war in Amman, Jordanien, Präsident des kirchlichen Gerichts. Zwischen 1996 und 2001 wirkte er als Berater  im Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2008 zum Erzbischof von Algier. Er ist der erste Araber in dieser Funktion. Seine Vorgänger stammten alle aus Europa. Die Diözese Algier gilt als wegweisend im islamisch-christlichen Dialog. Algerien erliess 2006 ein Gesetz, das die Präsenz nicht-muslimischer Religionsgemeinschaften regelt. Es gibt den Christen eine gewisse Rechtssicherheit, verbietet ihnen aber ausdrücklich das Missionieren. Das Hilfswerk Kirche in Not unterstützt viele Projekte der Kirche Algeriens seit vielen Jahren mit jährlich rund CHF 50‘000 bis 100‘000. Unter anderem bietet die Diözese Algier Ausbildungen für junge Mädchen aus ländlichen Gebieten an, betreibt Zentren für Behinderte und Bibliotheken für Studenten.