Heftiger Wintereinbruch im Nahen Osten verursacht noch grösseres Elend
Gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk Kirche in Not sagte der Präsident von Caritas Libanon, Simon Faddoul, am Samstag, 21. Dezember 2013: “Die Temperaturen liegen bei Null Grad. In vielen Gebieten, wo sich Flüchtlinge aufhalten, ist Schnee gefallen. Unser Herz ist bei diesen armen Leuten, die erst den Krieg erleben mussten und dann durch Flucht ihre Heimat verloren haben. Viele ihrer Kinder haben nicht genügend Kleidung. Es fehlt an warmen Decken, Nahrungsmittel und Heizgeräten. Sie bleiben in ihren Zelten, in Rohbauten oder provisorischen Unterkünften und beten, dass der Sturm abklingt ohne dass ihre Behausungen zerstört werden. Kurz: Es ist ein elendes Leben, das sie derzeit führen.” Die Hilfsorganisationen im Libanon täten derweil ihr bestes, so Faddoul, um den Menschen zu helfen. Die libanesische Regierung tue, was sie könne. Dies sei aber nicht viel, so Faddoul weiter. “Wir sind bereit, Nothilfe zu leisten. Wir haben das schon im vergangenen Jahr getan, als starke Regenfälle die Zelte und Habseligkeiten der Flüchtlinge weggespült haben. Jetzt verteilen unsere Mitarbeiter, wo sie können, Decken, Kleidung, Heizöl und Nahrungsmittel.”
Viele Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien
Faddouls Angaben zufolge befinden sich derzeit 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon, der selbst nur etwa vier Millionen Einwohner hat. “Wir appellieren an alle Menschen guten Willens und Herzens, sich dieses Drama anzunehmen und nicht zuzulassen, dass die Not des syrischen Volkes vergessen wird. Sie brauchen unsere Unterstützung. Die Hilfswerke wiederum brauchen Unterstützung dafür, den Schmerz und die Leiden so vieler zu lindern”, so Faddoul.
Auch Jordanien ist die Lage Besorgnis erregend. Nach dem Libanon haben hier die meisten Syrer Zuflucht gefunden. Die Vereinten Nationen geben die Zahl der syrischen Flüchtlinge in Jordanien mit über 400.000 Personen an. Omar Abawi von der jordanischen Caritas sagte gegenüber Kirche in Not am Samstag letzter Woche: “Die Lage ist wegen des Winters dramatisch. Die Leute sind diese Temperaturen nicht gewöhnt und nicht darauf vorbereitet. Wir helfen, wo wir können mit Decken, Kleidung und Heizzeug. Derzeit bereiten wir ein Notprogramm für etwa 70.000 Personen vor.” Abawi zufolge halten sich in den grossen Flüchtlingslagern keine Christen auf. Diese sind meist in kirchlichen Einrichtungen oder bei Verwandten untergekommen oder haben Wohnungen angemietet. “Sie fürchten sich vor Übergriffen in den Lagern. Sie werden verdächtigt, auf Seiten des Regimes zu stehen. Für ihre Sicherheit kann deshalb in diesen Lagern nicht garantiert werden.” Seit Juni 2011 haben sich bei der Caritas Jordanien etwa 190.000 Flüchtlinge registriert. “Wir helfen ohne Ansehen der Religion”, so Abawi weiter. Etwa 500 Familien davon seien Christen gewesen. Zuletzt klang der Wintersturm “Alexa”, der seit Mittwoch vergangener Woche ein Kältetief in den Nahen Osten gebracht hatte, ab. Bei nach wie vor niedrigen Temperaturen einsetzendes Tauwetter verwandelt das Gebiet, in dem viele Flüchtlingszelte stehen, derweil aber in einen Morast.
Hunger ist grösste Gefahr
Kirche in Not unterstützt die Flüchtlingshilfe innerhalb und ausserhalb Syriens. Andrzej Halemba, Leiter der Nahostabteilung von Kirche in Not, sagte am letzten Dienstag, 17. Dezember: “Es ist nicht einfach, caritative Arbeit in Syrien und den benachbarten Ländern zu organisieren. Viele Orte sind für Hilfsorganisationen unzugänglich. Wir von Kirche in Not nutzen kirchliche Kanäle. Das hilft uns, an die Orte zu gelangen, wo die Hilfe benötigt wird. Seit Beginn des Konflikts haben wir dank unserer Spender Syrien mit fast 3.75 Millionen CHF helfen können.
Allein in diesem Jahr haben wir fast zwei Millionen CHF aufgewendet. 2013 haben wir die Flüchtlinge in Jordanien, im Libanon und in der Türkei mit 250.000 CHF unterstützt. ”Pater Halemba betonte weiter, dass Hunger die grösste Gefahr sei, der die Syrer gegenüber stünden. “Achtzig Prozent befürchten, dass ihnen die Nahrungsmittel ausgehen. Die Preise explodieren: Mancherorts hat sich der Brotpreis verfünffacht. Selbst die Grundnahrungsmittel sind nur noch schwer aufzutreiben und kaum noch erschwinglich. Ohne Hilfe von aussen werden viele nicht überleben.” Pater Halemba sieht darin die Intentionen des Gründers von Kirche in Not verwirklicht. «Pater Werenfried, unser Gründer, hat einmal geschrieben: Christentum ohne Liebe ist eine Lüge. Jetzt ist die Zeit, unsere Liebe gegenüber unseren Brüdern und Schwestern in Christus zu erweisen, die in so grosser Not sind. Pater Halemba zufolge sind die Aussichten auf 2014 düster. “75 Prozent der 22 Millionen Syrer werden im kommenden Jahr humanitäre Hilfe brauchen. Oft hören wir die Frage: Warum hat die Welt uns vergessen?”
Spenden mit dem Vermerk «Syrien» richten an:
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