Google entwickelt Kontaktlinse mit drahtlosem Chip und Glukose-Minisensor
Bei vielen Menschen ist es fast schon zu einem Teilzeitjob geworden, Diabetes zu kontrollieren. Der Blutzuckerspiegel verändert sich häufig bei normalen Aktivitäten wie Sport oder Essen oder sogar beim Schwitzen. Ein plötzlicher Anstieg oder ein steiler Abfall sind nicht ungewöhnlich aber sehr gefährlich, so dass eine ständige Kontrolle notwendig ist. Manche Menschen tragen ständig Blutzuckermessgeräte bei sich, die über Blutzuckersensoren in ihrer Haut die Werte kontrollieren. Die meisten stechen sich in den Finger und testen die Werte mehrmals am Tag mit einem Tropfen Blut. Das ist störend und zudem schmerzhaft und führt dazu, dass viele Menschen mit Diabetes ihren Blutzuckerspiegel nicht so oft prüfen, wie sie sollten. Ein unkontrollierter Blutzuckerspiegel kann zu den unterschiedlichsten Komplikationen führen, von denen einige kurzfristige, andere aber auch langfristige Schäden verursachen können, wie zum Beispiel Schädigungen der Sehkraft, der Leber und des Herzens. Seit Jahren untersuchen Wissenschaftler verschiedene Körperflüssigkeiten – darunter auch die Tränenflüssigkeit –mit dem Ziel, einen einfacheren Weg für die Kontrolle des Blutzuckerspiegels zu finden. Google[x] sammelte also Tränen und suchte nach Möglichkeiten innerhalb der miniaturisierten Elektronik, wo Computerchips und Sensoren so klein sind, dass sie wie Glitzerteilchen aussehen, und wo die Antenne dünner als ein menschliches Haar ist. Auf diese Weise konnte das Geheimnis des Zuckers in der Tränenflüssigkeit gelöst und genauere Messwerte gewonnen werden.
Die Miniaturisierung von Chips macht diese Anwendung möglich
Aktuell testet Google[x] eine intelligente Kontaktlinse namens “Smart Contact Lens”, die über einen drahtlosen Chip und einen miniaturisierten Glukosesensor den Zuckergehalt in der Tränenflüssigkeit misst.
Chip und Sensor sind eingebettet zwischen zwei Schichten aus weichem Kontaktlinsenmaterial. Die bisherigen Prototypen liefern Werte im Abstand von einer Sekunde. In welchem Umfang sich diese Technologie als Frühwarnsystem für den Träger nutzen ließe, muss sich noch weisen. Deshalb wird versucht, winzige LED-Lichter zu integrieren, die aufleuchten könnten, um anzuzeigen, dass der Zuckerspiegel bestimmte Grenzwerte über- oder unterschritten hat. Mit dieser Technologie steht Google[x] aber noch ganz am Anfang, wobei bereits mehrere klinische Studien abgeschlossen wurden, die bei der Verbesserung des Prototyps geholfen haben.
Die Projektmitbegründer Brian Otis und Bakak Parviz arbeiteten an der Universität Washington zusammen, wobei Babak den «Google Glass»-Arbeiten von Google[x] vorstand. Bald folgte auch Brian, begeistert von der Gelegenheit bei Google[x] zu arbeiten, dem Geheimlabor, das radikal neue Technologien erforscht, um wirklich grosse Probleme in der Welt von heute zu lösen. Brian machte sich an die Arbeit, eine Linse von Grund auf zu konzipieren, welche geeignet ist, einen ultimativen Test zu bestehen, nämlich einen Prototypen, der in der realen Welt, in klinischen Studien, einsetzbar ist.
Aber es ist noch zu früh, um das Hightech-Produkt so einzusetzen, dass die Menschen es anwenden können, denn es muss noch viel Arbeit getan werden. Google[x] muss oder musste einige Studien durchführen, um den Komfort und die Funktionalität der Linse zu testen, und um Blutzuckerspiegel in Tränen mit dem Blutzuckerspiegel im Blut zu erforschen, speziell bei Menschen mit Diabetes. Ausserdem muss das Produkt noch beim amerikanischen FDA (US-Behörde) zu registrieren und Partner zu finden, die diese Technologie auf den Markt zu bringen.
Schlüsselmerkmale von Diabetes (USA)
- Jeder 19. Erwachsene weltweit – etwa 382 Millionen Menschen – hat Diabetes und in den einzelnen Ländern wird eine Zunahme der Krankheit beobachtet.
- Mehr als 25 Millionen Kinder und Erwachsene leiden in Amerika an Diabetes, was in etwa 8% der Amerikaner entspricht. Wiederum 25% der US-Population befinden sich in einer Art Vorstadium der Diabetes.
- In den USA ist der Aufwand für Diabetes pro Jahr viermal so hoch wie der Aufwand war bei der bemannten Mondlandung.
- Diabetes ist der Hauptgrund für Nierenversagen, nichttraumatische Amputationen von unteren Gliedmassen und neuerliche Ursachen von Blindheit unter Erwachsenen in den USA. Diabetes verursachte ausserdem 5.1 Millionen Tote in 2013, was etwa Rang 7 der Todesursachen in den USA entspricht.
Weitere Hinweise und Quellen
- PRfact AG für Google Schweiz