Der weitgehend vorhandene oder vorhanden gewesene Konsens in bioethischen Fragen ist eigentlich nicht mehr da

Kardinal Koch über ethische Differenzen zwischen Katholiken und Lutheranern

Die sogenannte „Orientierungshilfe“ zur Familie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stößt immer mehr auf Kritik, auch innerhalb der evangelischen Kirche selbst. So spricht der ehemalige evangelische Bischof Hartmut Löwe von einer „fatalen Desorientierung“ und fordert die Leitung der EKD, den Rat, auf, den Text zu korrigieren. „Andernfalls werden immer mehr evangelische Christen in ihrer Kirche heimatlos“, schreibt Löwe in einer Stellungnahme. Er war von 1980 bis 1992 Präsident im EKD-Kirchenamt. Das EKD-Papier vertritt ein erweitertes Familienbild, das unter anderem auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern einschließt. Auf katholischer Seite wird das Familienpapier als „ökumenischer Stolperstein“ betrachtet. So sieht der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in der EKD-Schrift einen Kurswechsel und eine Abkehr von der biblischen Sicht von Mann und Frau. Voderholzer hatte die „evangelischen Mitchristen“ am vergangenen Sonntag, 23. Juni in einer Predigt gebeten:

„Kehrt bitte auf den Boden der Heiligen Schrift zurück! Welchen Sinn soll Ökumene haben, wenn das gemeinsame Fundament der Heiligen Schrift nicht mehr ernst genommen wird?“

Für den vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen, Kurienkardinal Kurt Koch, handelt es sich um ein Zeichen dafür, dass innerhalb des Luthertums heute verstärkt Meinungsverschiedenheiten feststellbar seien. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont er, dass der unmittelbare Ansprechpartner in Deutschland nicht der Päpstliche Einheitsrat sondern die Deutsche Bischofskonferenz sei.

„Was natürlich eine besondere Herausforderung ist, ist die Feststellung, dass in der ökumenischen Situation zwischen Lutheranern und Katholiken in Deutschland immer mehr Differenzen auftreten auf ethischem Gebiet. Der weitgehend vorhandene oder vorhanden gewesene Konsens in bioethischen Fragen ist eigentlich nicht mehr da und jetzt dieses neue Dokument über das Familienpapier, also die Orientierungshilfe über diese Fragen, da ist natürlich fast kein Konsens mit der katholischen Kirche da.“

Aus Kochs Sicht ist es jedoch für die Katholiken schwierig, sich in der Diskussion rund um das EKD-Papier zu äussern.

«Also wie gesagt ist es zunächst einmal ein innerevangelisches Problem, weil ich ja viele Reaktion auch von evangelischer Seite erhalte, die ganz und gar nicht damit einverstanden sind und die kann ich eigentlich nur ermutigen, das öffentlich zu sagen, damit es nicht nur einfach ein Problem zwischen Katholiken und Lutheranern ist, sondern ich denke , da muss auch mehr Konsens in der evangelischen Kirche entstehen. Und zweitens ist es dann vor allem eine Diskussion zwischen dem Katholiken und Lutheranern in Deutschland, ich denke die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD müssen hier eine vertiefte Diskussion führen.»

Weitere Hinweise und Quellen

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