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Wer an Christus glaubt, dessen Augen sehen in dunkelster Nacht ein Licht, sehen das Leuchten eines neuen Tages

Exerzitien zur Fastenzeit Teil XII mit Benedikt XVI. aus acht Jahren Pontifikat

Bild: berlinertageszeitung.deLaudetur Jesus Christus! Hier ist Radio Vatikan. Radioexerzitien in der Fastenzeit. Willkommen zur letzten Folge unserer Radioexerzitien, leider zweimal unterbrochen durch die Ereignisse um die Wahl des neuen Papstes, aber wie Sie wissen, senden wir Ihnen gerne die gesamte Serie auf CD zu, mailto:cd@radiovatikan.de lautet die Adresse. Ich bin P. Bernd Hagenkord und ich freue mich, Sie erneut durch die Gedanken und Predigten von Papst Benedikt XVI. begleiten zu dürfen. Wir sind in der Karwoche angekommen, das Thema Benedikt XVI. heute ist das Kreuz. In der letzten der Folge der Radioexerzitien war Benedikt XVI. auf die Theologie des Apostels Paulus eingegangen, auf das Zusammenfallen von Opfer, Hingabe, Kreuz, Eucharistie und Gemeinde. Diese letzte Folge wollen wir damit beginnen, dass wir diesen Gedanken wieder aufnehmen und uns so an die Theologie und das Glauben an den Gekreuzigten anbinden.

Für Paulus ist Christus mit seinem Kreuzesopfer der neue und wahre Gottesdienst. Christus hat als wahrer Gott und Mensch die göttliche Barmherzigkeit und das menschliche Elend zusammengeführt. Ihn hat der Vater dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne wirksam durch den Glauben, wie Paulus im Römerbrief sagt. So ist das Kreuz Christi der höchste Akt der göttlichen Liebe der wirkliche Gottesdienst, der der Wahrheit Gottes und des Menschen entspricht. Diese Wirklichkeit umfasst auch unser Leben. Der Apostel fordert die Gläubigen dazu auf, sich selber als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt und sagt dann: Das ist der wahre, angemessene Gottesdienst. Es geht darum, dass wir Gott mit unserem ganzen Menschsein dienen, in allem den Willen Gottes suchen und so gemäss unserem Glauben und unserer menschlichen Würde leben.

[3:03] Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Jesus vollzieht selbst, was er lehrt: Liebt eure Feinde, betet für die, die euch misshandeln. Das zweite Wort Jesu am Kreuz nach Lukas geht einen Schritt weiter. Jesus antwortet jetzt auf die Bitte eines Mitgekreuzigten. Er war sogenannter Räuber, wahrscheinlich ein Widerstandskämpfer, der nun den Herrn bittet, seiner zu gedenken, wenn er in sein Reich kommt. Und der Herr antwortet darauf: «Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.» [siehe Lukas 23,43] Jesus weiss, dass er direkt in die Gemeinschaft mit dem Vater eingehen wird, dass er den Menschen wieder ins Paradies, ins Mitsein mit Gott hineinführt. Er gibt dem Glaubenden Hoffen. Gottes Erbarmen kann uns auch im letzten Augenblick erreichen, die Bitte um seine Güte wird nicht umsonst gestellt. Er ist der barmherzige Vater, der uns mit offenen Armen erwartet. Der Herr sagt einmal: Ich zieh dich gleichsam mit hinauf, wir kommen heute im Paradies an. Das letzte Wort ist ein Ruf äusserster und völliger Hingabe des sterbenden Jesus an Gott: «Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.» Mit diesem Gebet, in dem Jesus einen Vers aus Psalm 31 [siehe Psalm 31,6] aufgreift, bekräftigt er seinen Willen, zunächst den Händen der Menschen ausgeliefert zu werden, aber dann letztlich doch in den Händen Gottes zu sein und sich in die guten Hände Gottes zu übergeben. Der Herr weiss, dass er letztlich als Sohn in den Händen des Vaters steht, aber er versichert damit auch uns, dass wir zuletzt in die Hände des Vaters fallen. Darauf dürfen wir uns verlassen, darauf Ausschau halten, gleichsam auf diese Hände zu leben, die uns tragen und die uns Gewissheit geben, nicht ins Nichts abzustürzen.

[5:36] Der Evangelist Markus berichtet (siehe Markus 15,34): «Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloi, eloi, lama sabachtani», das heisst übersetzt: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Aus den Evangelien wissen wir, dass der Herr sechs Stunden, von neun Uhr vormittags bis drei Uhr nachmittags am Kreuz hing. Die ersten drei Stunden waren begleitet vom Spott verschiedenen Personengruppen, die damit ihren Unglauben bekundeten. Von den drei darauf folgenden Stunden sagt der Evangelist, dass eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Auch der Kosmos nimmt teil an dem Ereignis des herannahenden des Todes des Gottessohnes. Die Finsternis erfasst Menschen und Dinge. Inmitten von all dem zeigt der Herr durch sein Gebet, dass er sich der Nähe des Vaters gewiss ist, der diesen höchsten Akt der Liebe annimmt, wenngleich seine Stimme nicht hörbar ist. Jesus stirbt betend, alle Not und Bedrängnis der Welt ist in dieses Gebet hineingenommen, das ein Gebet der Menschheit ist, das er zu seinem macht und damit an das Herz Gottes bringt. Das Gebet Jesu ist nicht der Schrei von jemand, der nicht mehr weiss, was er soll oder der verzweifelt auf den Tod zuginge, es ist das Gebet Israels und der Menschheit, das Gebet von Menschen, die durch das Böse bedrängt werden und die durch alles zum Herzen Gottes bringen. Und er gibt ihm seine letzte Gewissheit, dass unser Schreien in der Auferstehung endlich seine Antwort finden wird. So drücken die Worte Jesu einerseits die ganze Not der Menschheit unser aller Bedrängnis aus, zugleich aber durchdringen sie und durchtränken sie das mit Vertrauen und Hingabe und geben sie in die Hände des nur scheinbar schweigenden Gottes und lassen uns gewiss werden, dass der schweigende Gott doch der nahe und rettende Gott ist.

[8:09] Er, Christus, der von sich sagt: «Ich bin das Licht der Welt.», bringt unser Leben zum Leuchten, damit wahr wird, was wir im Evangelium gehört haben: «Ihr seid das Licht der Welt.» Es sind nicht unsere menschlichen Anstrengungen oder der technische Fortschritt unserer Zeit, die Licht in diese Welt bringen. Immer wieder erleben wir ja, dass unser Mühen um eine bessere und gerechtere Ordnung an seine Grenzen stösst. Das Leiden der Unschuldigen und letztlich der Tod eines jeden Menschen sind ein undurchdringliches Dunkel, das vielleicht von neuen Erfahrungen her für einem Moment, von einem Blitz in der Nacht erhellt werden mag. Am Ende bleibt doch eine beängstigende Finsternis. Es mag um uns herum dunkel und finster sein, und doch schauen wir ein Licht, eine kleine winzige Flamme, die stärker ist als die so mächtig und unüberwindbar scheinende Dunkelheit. Christus, der von den Toten erstanden ist, leuchtet in diese Welt, und gerade dort am hellsten, wo nach menschlichem Ermessen alles düster und hoffnungslos ist. Er hat den Tod besiegt, er lebt, und der Glaube an ihn durchbricht wie ein kleines Licht all das, was finster und bedrohlich ist. Wer an Jesus glaubt, hat sicherlich nicht immer Sonnenschein im Leben, als ob ihm Leiden und Schwierigkeiten erspart bleiben könnten. Aber es gibt da immer einen hellen Schein, der meinen Weg zeigt, den Weg, der zum Leben in Fülle führt. Wer an Christus glaubt, dessen Augen sehen auch in der dunkelsten Nacht ein Licht und sehen schon das Leuchten eines neuen Tages.

[10:39] Liebe Freunde, ich bin das Licht der Welt, ihr seid das Licht der Welt, sagt der Herr. Es ist geheimnisvoll und grossartig, dass Jesus von sich selbst und von jedem von uns das Gleiche sagt, nämlich Licht zu sein. Wenn wir glauben, dass er der Sohn Gottes ist, der Kranke geheilt und Tote erweckt hat, ja selbst aus dem Grab erstanden ist und wirklich lebt, so verstehen wir, dass er das Licht, die Quelle aller Lichter dieser Welt ist. Wir dagegen erleben doch immer wieder das Scheitern unserer Bemühungen und das persönliche Versagen trotz unserer guten Absichten. An diesem Punkt dürfen wir nicht darüber schweigen, dass es das Böse gibt. Wir sehen es an so vielen Orten in dieser Welt, wir sehen es aber auch, und das erschreckt uns, in unserem eigenen Leben, ja in unserem eigenen Herzen gibt es die Neigung zum Bösen, der Egoismus, der Neid, die Aggression. Mit einer gewissen Selbstdisziplin lässt sich das vielleicht einigermassen kontrollieren. Schwieriger wird es aber mit einem eher verborgenen Schlechtsein, das sich wie ein dumpfer Nebel auf uns legen kann, und das ist die Trägheit, die Schwerfälligkeit, das Gute zu wollen und zu tun.

[12:42] Liebe Freunde, Christus achtet nicht so sehr darauf, wie oft wir im Leben straucheln, sondern wie oft wir mit seiner Hilfe wieder aufstehen. Er fordert keine Glanzleistungen, sondern möchte, dass sein Licht in uns scheint und dass wir ihm nachgehen. Er ruft uns nicht, weil wir gut und vollkommen sind, sondern weil er gut ist und uns zu seinen Freunden machen will. Ja, ihr seid das Licht der Welt, weil Jesus euer Licht ist. Ihr seid Christen, nicht weil ihr Besonderes und Herausragendes tut, sondern weil er, Christus, euer, unser Leben ist. Ihr seid heilig, wir sind heilig, wenn wir seine Gnade in uns wirken lassen.

[14:44] Jeder Mensch trägt im Innersten seines Herzens die Sehnsucht nach der letzten Erfüllung, nach dem höchsten Glück, also letztlich nach Gott, sei es bewusst oder unbewusst. Noch viel mehr als wir Menschen Gott je suchen und ersehnen können, sind wir schon zuvor von ihm gesucht und ersehnt, ja gefunden und erlöst. Der Blick der Menschen aller Zeiten und Völker, aller Philosophien, Religionen und Kulturen trifft zuletzt auf die weit geöffneten Augen des gekreuzigten und auferstandenen Sohnes Gottes. Sein geöffnetes Herz ist die Fülle der Liebe. Die Augen Christi sind der Blick des liebenden Gottes.

[16:27] Und damit endet die letzte Folge unserer Radioexerzitien für dieses Jahr. Mein Name ist P. Bernd Hagenkord und verabschiede mich von Ihnen, wo immer Sie uns zugehört haben. Hier ist Radio Vatikan. Laudetur Jesus Christus!

Weitere Hinweise und Quellen

Nachweis der Audioausschnitte für die 12. Folge der Radioexerzitien von Radio Vatikan am 26. März 2013

  • Generalaudienzen am 7. Jan 2009, 8. und 15. Feb 2012
  • Predigt bei der Gebetsvigil in Freiburg am 24. Sept 2011
  • Predigt in Heiligenkreuz 9. Sept 2007

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