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Die Übungen und die geistliche Wachsamkeit fördern die immer notwendige Reinigung unseres Herzens

Exerzitien zur Fastenzeit Teil I mit Benedikt XVI. aus acht Jahren Pontifikat

Bild: berlinertageszeitung.deLaudetur Jesus Christus! Hier ist Radio Vatikan. Radioexerzitien in der Fastenzeit. Willkommen zu unserer Sendung, ich bin P. Bernd Hagenkord SJ. An diesem ersten Samstag [16. Februar 2013] der Fastenzeit beginnen wir wieder unsere geistliche Übungen. 12 Sendungen bereiten uns auf die Feier des Osterfestes vor. Aber anders als in den vergangenen Jahren, haben wir in dieser Fastenzeit keinen Gastsprecher gewonnen, der die Texte schreibt und spricht, sondern wir wollen unserem Papst zuhören. Als wir uns das vorgenommen hatten, war weit und breit noch keine Rede vom Rücktritt des Papstes. Es ist also mehr oder weniger ein ungeplantes Zusammentreffen.

Es ist aber andererseits sehr passend, hat Papst Benedikt XVI. doch gerade die Zeit der Besinnung und Umkehr gewählt, um seinen Schritt zu vollziehen und damit der Kirche Zeit zu geben, wie Kardinal Kaspar uns gegenüber ausdrückte, zu reflektieren und zu beten. Wir freuen uns also, diese ganz besondere Fastenzeit mit Texten, Ansprachen und Predigten von Papst Benedikt XVI. aus fast acht Jahren Pontifikat gestalten zu können. Wir werden jeweils nicht einzeln sagen, wann genau der Papst dies oder jenes gesagt hat, wir wollen das geistliche Hören nicht unterbrechen. Sie können sich aber eine CD mit allen Folgen zusenden lassen: mailto:cd@radiovatikan.de. Dieser CD sind die Verweise dann beigelegt. “Kehrt um und glaubt an das Evangelium”, so haben wir den Herrn selber im Markusevangelium zu uns sagen hören. In der Aschermittwochsliturgie begleiten diese Worte den Aschenkreuzritus, der uns zeichenhaft an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert, und das andere Wort, das ihm zugedacht ist, lautet: “Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.” Die Erkenntnis unserer Schwachheit und das gläubige Festhalten an der Frohbotschaft Christi helfen uns, in rechter Weise die Fastenzeit zu leben, indem wir uns darauf vorbereiten, an Ostern die zentralen Geheimnisse unseres Glaubens zu feiern. Die österliche Busszeit prägen nach der Tradition der Kirche vor allem drei Frömmigkeitsformen:

  1. das Beten, zu dem auch Zuhören auf die Heilige Schrift gehört,
  2. das Fasten und
  3. die Werke der Nächstenliebe.

Im Hören auf Gottes Wort, das wir in der heiligen Liturgie und im persönlichen Gebet aufnehmen und vertiefen, wächst unser Glaube an das Evangelium, an Jesus Christus, der uns das Erbarmen des Vaters geoffenbart hat. Die Übungen des Fastens und der Busse sowie die geistliche Wachsamkeit fördern die immer notwendige Reinigung unseres Herzens. Durch das Allmosengeben und andere Formen tätiger Liebe legen wir Zeugnis ab von der übergrossen Liebe Christi, der sich für uns und unsere Brüder und Schwestern hingegeben hat.

4:08 Benedikt XVI. gibt in wenigen Worten vor, was das Thema der Fastenzeit ist: Beten, Fasten und Werke der Nächstenliebe. Wir hier in den Fastenexerzitien wollen vor allem bei der ersten Frömmigkeitsform helfen, dem Beten. Benedikt XVI. nennt es das Zugehen auf Ostern, das Zugehen auf den Auferstandenen. Das wollen wir Schritt für Schritt tun. Im Hören wachse der Glaube, so der Papst. Durch meditatives Hören, durch Nachdenken dessen, was der Papst zu verschiedenen Zeiten gepredigt hat, wollen wir dem auf die Spur kommen, der uns in diesen Tagen begleitet, Jesus Christus.

5:14 Diese Zeit ist vor allem dem aufmerksamen Hinhören auf Gott gewidmet und begleitet durch das Gebet und die Besinnung der Busse, die sich dann vor allen Dingen auch in Werken der Nächstenliebe zeigen muss. In der frühen Christenheit war die Fastenzeit vor allem eine Periode der Vorbereitung auf die Taufe, die dann in der Osternacht feierlich gespendet wurde. Uns, den bereits Getauften, gibt diese heilige Zeit Gelegenheit, unsere eigene Taufe neu zu entdecken, sie inwendig sozusagen neu einzuholen in unser Leben herein und in einem neuen Prozess der Bekehrung des inneren Zugehens auf unser Getauftwerden wieder mehr und wirklicher Christen zu werden. Kehrt um und glaubt an das Evangelium. Es ist gleichsam die Zusammenfassung seiner Botschaft. Wir brauchen immer wieder das Unsherumkehren von unseren irdischen täglichen Dingen zum Herrn hin und das Glauben an das Evangelium. Diese Mahnung Christi also ist der rechte Einstieg in die Fastenzeit. Sich bekehren, umkehren heisst aus einer tiefen Sehnsucht heraus Gott neu suchen, sich mit Christus auf den Weg machen und seinen Weisungen folgen. Diese Umkehr lässt uns dann erkennen, dass wir gar nicht uns selber machen, dass der Herr, auch nicht Selbstrealisierung, unser höchstes Ziel sein kann. Wir sind von Gottes Liebe geschaffen, uns auf sie hin orientieren, uns von ihr hinaufziehen lassen. Das ist der rechte Weg. Dann verstehen wir, dass unser Leben in der Hingabe des Sohnes Gottes am Kreuz geborgen ist und dass wir in sie hineingehend ins wirkliche Leben hineinfinden.

8:38 Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade, jetzt ist er da, der Tag der Rettung. Diese Worte gelten in gewisser Hinsicht immer. Immer bietet uns Gott die Gnade an, aber sie gilt in besonderer Weise für die Fastenzeit als eine ganz spezifische Einladung, uns wieder auf Gott zu besinnen. Das Aschenkreuz und die Schriftzitate, die diesen Ritus begleiten, weisen uns die Richtung auf dem 40tägigen Weg zum Osterfest. Bei der Auflegung der Asche können zwei Formeln verwendet werden. Die eine lautet: Kehrt um und glaubt an das Evangelium. Es ist das Wort, mit dem nach Markus die Verkündigung Jesu überhaupt begonnen hat. Umkehr und Glaube an das Evangelium sind nicht zwei getrennte Vorgänge. Christliche Bekehrung ist nicht einfach ein Moralismus, sondern ist die Hinkehr zu dem, was der Herr uns sagt, ist Glaube an das Evangelium, Hineintreten in die Botschaft des Evangeliums und sich umwandeln lassen durch das Evangelium. Deswegen ist aber die Umkehr nicht einmaliger Akt und dann geht alles gut weiter, sondern ein Prozess, der unser ganzes Leben durchzieht. Immer neu müssen wir uns aus der Mittelmässigkeit, in die wir immer wieder herunterfallen, herausreissen lassen in die Grösse des Evangeliums hinein, in das eigentliche Mass, das Gott unserem Menschsein zugedacht hat. Der Glaube an das Evangelium führt uns zu der Liebe, die in Christus wirksam wird. Ich erwähne noch kurz die zweite Formel, die möglich ist bei der Aschenauflegung: Mensch, du bist Staub, gedenke, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst, ist das Wort, das Gott nach dem Sündenfall zu Adam gesprochen hatte, wo er den Menschen erinnert an seine Vergänglichkeit. Aber die Vergänglichkeit des Menschen, die uns immer wieder neu aufrufen soll, über den Augenblick hinauszuschauen, ist zugleich überwunden durch den Tod Christi, der sie in Auferstehung umgewandelt hat, so dass wir diesen Ruf an die Vergänglichkeit zugleich als Einladung und als Wegweisung zur Auferstehung mit Christus hinziehen dürfen. In diesem Sinn wollen wir uns anrühren lassen vom Wort des Herrn: Kehrt um und glaubt, werdet neu, geht auf die Auferstehung zu.

11:34 Der wahre Tiefpunkt im Leben eines Menschen ist die Sünde. Sie erniedrigt ihn und entfernt ihn von Gott. In dieser Situation ruft der Sünder im Psalm Gottes Erbarmen an. Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Mit diesen Worten beginnt Psalm 130. Eine nur oberflächliche Betrachtung des moralischen Versagens kann dazu verleiten, so zu leben, als müssten wir für unser Tun nicht Rechenschaft ablegen. Kein Mensch kann sich indes dem Urteil Gottes entziehen. Um Verzeihung bitten, heisst, unser Geringsein vor Gott anerkennen. Andererseits kann schwere Schuld auch dazu führen, an Gottes Güte und Barmherzigkeit zu zweifeln. Das Psalmwort stiftet hier neues Vertrauen. Beim Herrn ist Vergebung, so sagt es uns, sein Erbarmen ist grenzenlos, für den Menschen, der seine Schuld bereut. Lasst euch von der erbarmenden Liebe Gottes berühren. Das demütige Bekenntnis unserer Schuld und die Vergebung durch Gott erneuern unser Leben.

13:25 Aus unendlicher Vaterliebe will Gott das Heil des Menschen. Dieser Heilswille nimmt Gestalt an in der Entäusserung des Sohnes, welche der Chistushynmus im Brief des heiligen Apostels Paulus an die Philipper besingt. In Jesus Christus wird der ewige Gott wie ein Sklave und den Menschen gleich. Die Selbsterniedrigung des Sohnes geschieht aus freiem und bewusstem Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters, der sich als der wahre Gott-mit-uns offenbart. Der Sohn Gottes, der nicht daran festhielt wie Gott zu sein und unsere schwache Menschennatur annahm, ist für jeden Christen Modell und Massstab. Wenn der Geist seiner Demut, wenn seine Hingabe an den Willen des Vaters und sein Grossmut unser Denken und Tun bestimmen, werden wir selbst zu Mitarbeitern der Erlösung. [vgl. Philipper 2,5-11]

15:06 Sie hörten die erste Folge unserer Radioexerzitien zur Fastenzeit mit Texten von Papst Benedikt XVI. Gerne senden wir Ihnen eine CD mit allen Folgen zu. Schreiben Sie einfach an mailto:cd@radiovatikan.de. Ihnen alles Gute, wo immer Sie uns zuhören. Hier ist Radio Vatikan. Laudetur Jesus Christus!

Weitere Hinweise und Quellen

Nachweis der Audioausschnitte für die 1. Folge der Radioexerzitien von Radio Vatikan am 16. Februar 2013

  • Generalaudienz am 1. März 2006
  • Generalaudienz am 21. Februar 2007
  • Generalaudienz am 17. Februar 2010
  • Generalaudienz am 19. Oktober 2005
  • Generalaudienz am 1. Juni 2005

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