Bild: Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Sorge wachsender Intoleranz im Heiligen Land wirft Fragen auf

Brandanschlag auf das katholische Brotvermehrungskloster in Israel

Bild: Lateinisches Patriarchat Jerusalem
Zerstörte Brotvermehrungskirche (Besichtigung)

Nach einem mutmasslich von jüdischen Extremisten verübten Brandanschlag auf das katholische Brotvermehrungskloster in Tabgha in Israel ist die Sorge unter den Christen des Heiligen Landes gross. Weihbischof William Shomali vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem äusserte sich am Donnerstag, 18. Juni 2015, gegenüber dem katholischen Hilfswerk Kirche in Not bestürzt. Vor dem Hintergrund einer Reihe ähnlicher Vorfälle in den letzten Jahren sagte Weihbischof Shomali:

«Das ist eine echte Eskalation in Sachen anti-christlicher Gewalt. Von einem kleinen Feuer, das wenig Schaden hinterlässt, zu einem größeren Feuer und schliesslich zu einer Brandstiftung, die darauf abzielt, grossen Schaden und sogar Tötung zu verursachen. Wir dürfen fragen: Was kommt als Nächstes?»

Unbekannte hatten am frühen Donnerstagmorgen, 18. Juni 2015, Feuer in der von deutschsprachigen Benediktinern bewohnten Klosteranlage gelegt. Dabei war grosser Sachschaden im Eingangsbereich zur Kirche und am Kloster selbst entstanden. Teile der Anlage brannten vollständig aus. Bild: Lateinisches Patriarchat JerusalemEin Mönch und eine Mitarbeiterin mussten wegen vermuteter Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Sie sind allerdings auf dem Weg der Besserung. Das Kloster mit der Brotvermehrungskirche, wo der wunderbaren Brotvermehrung durch Jesus Christus gedacht wird, ist eine der meistbesuchten christlichen Pilgerstätten im Heiligen Land und liegt direkt am See Genesareth. Bereits im April vergangenen Jahres war die Anlage zum Ziel vandalistischer Akte geworden. Jüdische Extremisten beschädigten und verunehrten Kreuze und Altäre in den Aussenanlagen des Klosters. Die Täter des jüngsten Brandanschlags haben jetzt ein Graffito in hebräischer Sprache hinterlassen. Auf einer Wand des Klosters war der Satz «Alle Götzen werden vernichtet werden» aufgesprüht worden. Es handelt sich dabei um ein Zitat aus einem jüdischen Gebet. Damit geht die Polizei von jüdischen Extremisten als Tätern aus und ermittelt in diese Richtung.

Tat gegen die Religionsfreiheit von israelischen Regierungsvertretern und Kirche verurteilt

Die Tat hatte Verurteilung seitens der Spitzen der israelischen Politik hervorgerufen. Staatspräsident Reuven Rivlin hatte in einer am Donnerstag, 18. Juni 2015, verbreiteten Stellungnahme gesagt, dass eine derart schreckliche Schändung einer alten und heiligen Stätte des Gebets ein Angriff auf das Leben in Israel sei. «Israel als Staat und als Gesellschaft ist verpflichtet, die heiligen Stätten aller Glaubensrichtungen zu schützen», so Rivlin.

Premierminister Benjamin Netanjahu sagte, dass der Brandanschlag ein Angriff auf «uns alle» gewesen sei. Netanjahu sagte unter anderem:

«In Israel ist die Religionsfreiheit eines unserer Grundprinzipien und gesetzlich garantiert. Die Verantwortlichen müssen mit der ganzen Härte des Gesetzes rechnen. Hass und Intoleranz haben keinen Platz in unserer Gesellschaft».

Zahlreiche Minister und Knesset-Abgeordnete äußerten sich ähnlich. Die katholische Ordinarienkonferenz des Heiligen Landes sprach in einer Mitteilung vom Donnerstag, 18. Juni 2015, von einem Verbrechen, das das Zusammenleben der Religionen im Heiligen Land belaste.

«Angesichts der Schwere der Tat fordern wir, dass die Ermittlungen schnell vonstattengehen und die Täter dieses Vandalismus zur Rechenschaft gezogen werden.»

Weihbischof Shomali sagte Kirche in Not , dass viele Juden die Tat sofort verurteilt hätten:

«Ich neige nach wie vor dazu zu denken, dass die Tat nur von einer sehr kleinen und aggressiven Gruppe verübt wurde. Ich kann nicht alle Israelis in denselben Topf werfen. Denn es gibt liberale und tolerante Juden, solche, die es weniger sind und schliesslich diejenigen, die Nicht-Juden hassen. Meine Sorge ist, dass die Radikalen zahlenmässig mehr werden und der Grad ihrer Intoleranz zunimmt.»

Kirche in Not beteiligte sich am 2012 eingeweihten Neubau des Klosters. Der Neubau in dem erdbebengefährdeten Gebiet war nötig geworden, weil das alte Gebäude aus den 1950er-Jahren ohne Fundamente gebaut worden und vom Einsturz bedroht war. Mit Unterstützung von Kirche in Not konnte ein klimatisiertes Oratoriums innerhalb der Klausur finanziert werden. Da es im Sommer am See Genesareth bis zu 50 Grad heiss werden kann und es in der Klosterkirche selbst wegen der vielen Besucher oft sehr laut wird, ermöglicht das Oratorium den Mönchen, sich in Stille zum Gebet zurückzuziehen. Kirche in Not unterstützte im Jahr 2014 Projekte in Israel mit CHF 240‘000 und in Palästina mit CHF 87‘000.

Spenden mit Vermerk «Heiliges Land» können gerichtet werden an:

Bild: Kirche in NotKirche in Not Schweiz/Fürstentum Liechtenstein
Cysatstrasse 6, 6004 Luzern, Tel. 041 410 46 70; Fax 041 410 31 70 E-Mail: mail@kirche-in-not.ch
Internet: www.kirche-in-not.ch
Konto PC 60-17200-9; IBAN 55 0900 0000 6001 7200 9

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